Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept
klasse«, antworte ich. »Wer würde sich nicht in ihn verlieben?!« Und habe uns damit beiden nicht geantwortet. Nur dass Isa es im Gegensatz zu mir nicht merkt.
S ie sind absolut die Richtige für mich«, sagt Luis Berger. Danke! Danke! Nichts hört man doch lieber – besonders, wenn es sich auf neu erworbene Fast-Ärztinnen-Qualitäten bezieht.
Luis hat mich wieder zur Aufnahme der Schwangeren einteilen lassen, damit ich gemeinsam mit ihm die Untersuchungen durchführe, Herztöne abhöre und Wehen überprüfe. Das ist die Aufgabe, die mir bisher definitiv am meisten Spaß macht. Und am schönsten ist es, nach der Untersuchung Dinge zu sagen wie: »Jetzt kommen ein paar üble Stunden, Frau Löb, aber morgen sind Sie schon zu zweit.«
Der einzige Wermutstropfen ist, dass ich zwar wieder für die Aufnahme zuständig war, aber gerade auf meinem Wagenrundgang unterwegs bin, als Frau Löb zwei Stunden später in den Kreißsaal gebracht wird. Und so ist es Patrick, der bei der Geburt assistieren darf.
Am frühen Abend besuche ich noch einmal Frau Fahn. Ihre OP ist für morgen angesetzt. Sie wurde bereits über die Risiken aufgeklärt, hat die Narkosevisite hinter sich gebracht, alle notwendigen Proben sind ausgewertet. Nur darüber, wie es ihr geht, haben wir noch keinen Satz gewechselt. Als ich sie frage, sieht sie mich nachdenklich an.
»Eins tut mir wirklich leid«, sagt sie. »Ich hätte schon fünf Jahre eher geschieden sein und acht Kilo abnehmen können.«
»Aber so was braucht Zeit«, gebe ich zu bedenken.
Frau Fahn schüttelt den Kopf. »Nicht so viel. Ich habe wenigstens drei Jahre verloren.«
Sie stellt es nüchtern fest wie eine Tatsache, gar nicht wehmütig. Aber es macht mich sprachlos.
Wann hat das angefangen, dass ich mich in so unsicheren Momenten nach Alex gesehnt habe? Heute wünsche ich mir nichts mehr, als in seiner Nähe zu sein, wo alles irgendwie leichter wirkt.
Als ich ihn anrufe, sagt er: »Ich drehe seit einer Stunde Runden um die Klinik und warte auf deinen Anruf.« Das stimmte wohl nicht ganz, denn er braucht eine Viertelstunde bis hierher – aber das Gefühl, der Mittelpunkt Berlins zu sein, bleibt dennoch.
Es ist traumhaft, einen Freund wie Alex zu haben. Als er mich vor der Klinik abholt, stoßen zwei Schwesternschülerinnen einander die Ellbogen in die Rippen, um sich gegenseitig auf ihn aufmerksam zu machen.
Wir fahren zum ersten Mal zu seiner Wohnung. Alex ist ziemlich cool eingerichtet. An der Wand über einer Riesencouch hängen Leuchtbuchstaben, die aussehen, als hätten sie einst zu einem Kino gehört. Sie bilden das Wort HIER. Er hat ziemlich viele Bücher, sein Schreibtisch ist übervoll, sieht aber nicht aus, als würde regelmäßig an ihm gearbeitet. Seine Instrumente wirken benutzter, die Gitarre liegt auf dem aufgeklappten Klavier, daneben stehen zwei leere Bierflaschen, die Alex grinsend beiseiteräumt. Er zeigt mir seine kleine Küche: Nicht aufgeräumt, aber auch nicht verdreckt. Und sein Schlafzimmer: Konzertplakate, Fotos, ein Fernseher, ein offener Kleiderschrank, in dem die Klamotten ziemlich wild durcheinanderliegen, aber das Bett ist gemacht. Es wirkt nicht, als hätte er meinetwegen aufgeräumt, einfach als sei er ein halbwegs ordentlicher Typ.
Wir faulenzen auf dem Sofa, trinken ein Bier und Alex fragt, ob ich über Jenny reden will. Er denkt, dass sie Felix aus Angst verlassen hat. Obwohl sie ihn liebt. Weil sie ihn liebt.
Zwischendurch küssen wir uns, hören Musik, ich liege in seinem Arm – und, ja, es ist aufregend.
»Toll, dass ich dich gefunden habe«, flüstert Alex. Über mirleuchtet das große »HIER«. Hier, Lena. Das ist es. So was wolltest du doch. Es gibt einfach nichts, was an Alex nicht stimmt. Stimmt also irgendwas mit dir nicht, Lena? Warum bist du nicht zum Überschnappen glücklich?!
Als er mich nachts nach Hause fährt, biegt er plötzlich auf einen Parkplatz ab. »Es wird höchste Zeit, dass du mal wieder übst, Lena«, lacht er. »Deine ganze Fahrpraxis geht ja flöten!«
Ich sehe ihn an und er lächelt, da ist kein Geheimnis. »Gib mir den Schlüssel, Cowboy«, sage ich. »Ich fahr dich, wohin du willst.«
»Dann möchte ich bitte zehnmal um den Platz«, antwortet er und zwinkert mir zu.
Ich rutsche nach links. Alex lehnt sich vertrauensvoll im Beifahrersitz zurück, während ich den Motor starte und holperig über den Parkplatz kurve. Er lobt mich und als ich schalten soll, nimmt er meine Hand. Bitte, Lena, da ist es
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