Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept
Isa ist. Er wird auch kommen.
Der Party steht also nichts mehr im Wege. Das ist auch besser so, denn im nächsten Moment kommt Jenny zurückgerauscht und erläutert uns energisch den Ablauf des Abends, bei dem wir natürlich nichts mehr mitbestimmen dürfen.
Isa und ich werfen beide einen unauffälligen Blick auf Jennys verkrakelte Liste. Felix steht nicht darauf.
Noch etwas Seltsames passiert an diesem Abend. Als das Telefon klingelt, erwarte ich den Anruf eines designierten Partygastes. Oder Alex. Vielleicht sogar Felix.
»Lena-Schätzchen«, flötet es stattdessen durch den Hörer, »Gib mir mal meine süße Süße ans Telefon!« Die zwitschernde Stimme und die überkandidelte Herzlichkeit führen dazu, dass ich fast ihr aufdringliches Parfum in der Nase habe: Jennys Mutter. Die »süße Süße«, die ich ans Telefon rufe, reagiert aber höchst irritierend auf den Anruf. Sie fragt »Hallo?«, doch beim ersten Ton ihrer überschwänglichen Gesprächspartnerin verdüstert sich ihr Gesicht. Ohne irgendetwas zu sagen, legt sie den Hörer auf.
»Ist alles okay?«, frage ich. Das Jennymutter-Flöten klang nicht, als hätten sie Streit. Und auch wenn ich nur ahnen kann, wie sehr Jenny ihre Tussimama auf die Nerven gehen muss – ist eine so schroffe Behandlung wirklich notwendig?!
»Vergiss es«, antwortet Jenny harsch und verschwindet wieder in der Küche. Als ich ihr nachgehe, beginnt sie gerade für uns asiatische Mango-Cocktails zu mixen und tut, als sei gar nichts gewesen. Ich frage nicht noch mal nach; Jenny lächelt zwar schon wieder, aber sie schüttelt den Shaker mit einer Heftigkeit, die mich ahnen lässt, dass es unter der Fröhlichkeitsfassade brodelt.
Jennys Mutter ruft nicht noch einmal an. Offenbar hat sie die Lust verloren. Oder fand sie die Abweisung gerechtfertigt?
Alex meldet sich eine Viertelstunde später und fragt, ob ich noch ausgehen will. Ich bin eigentlich müde und ohnehin nicht in großer Ausgehlaune, aber sehen würde ich ihn trotzdem gern. Er klingelt kurz darauf bei uns, Jenny lässt ihn herein, er tritt grinsend in unsere Küche und küsst mich, als sei es das Normalste der Welt.
Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Jenny und Isa sich einen Blick zuwerfen. Prima, Lena, das erspart dir das Wie-sag-ich’s-meinen-Freundinnen.
Bis Mitternacht sitzen wir in der Küche und quatschen. Jenny ist schon wieder in Hochform, sie überredet Alex sogar, zu unserer Unterhaltung ein bisschen auf ihrer alten Gitarre herumzuklimpern. Alex ziert sich nicht lange, versichert sich nur vorher, dass keine von uns heimlich Konzertgitarristin ist.
»Außer Paulette«, lächelt er. »Aber vor der geniere ich mich nicht.«
Jenny stürzt los, um ihre Gitarre zu holen. »Wie geht es ihr?«, fragt Alex leise. »So überdreht ist sie eigentlich nur, wenn sie richtigen Kummer hat.« Ich bewundere ihn einmal mehr für sein Gespür. Aber bevor ich antworten kann, kommt unser Wirbelwind schon mit dem Instrument zurück.
Jenny gibt offen zu, dass sie nicht mehr als drei Griffe beherrscht und einfach nur cool findet, wie sie mit einer Gitarre aussieht. Alex mustert das Instrument und erklärt es zu einem Mercedes unter den Amateurgitarren.
»Papi.« Jenny zuckt die Schultern.
Na klar, sie muss ja nur mit den Fingern schnipsen und ihre Eltern finanzieren, was ihr auch einfällt. Schade, dass sie in Jenny immer nur finanziell investiert haben. Sonst säße sie hier heute vielleicht nicht allein.
Alex spielt ein bisschen für uns und ich finde seine Bescheidenheit eigentlich übertrieben. Er kriegt fast jedes Lied zusammen, das wir uns wünschen – und wir wünschen reichlich.
Ganz kurz nur blitzt der Gedanke an einen anderen Mann auf, fährt mir wie ein Splitter in den Bauch: Weißt du noch, Lena, mit Tobias warst du immer allein. Undenkbar, dass ich jemals einen Moment mit ihm UND mit meinen Freundinnen hätte teilen können.
»Alles in Ordnung?«, fragt Alex und ich frage mich, ob er den Bauchsplitter gerade in meinem Gesicht sehen konnte. Ich nicke schnell. Alles in Ordnung. Irgendwie.
»Bis morgen«, sagt er, als er mich zum Abschied küsst. »Ich freu mich«, antworte ich und meine es so.
Ich glaube, ich werde rot, als ich zu meinen Mädels zurückkomme. Logisch: Eine Auswertung bleibt mir nicht erspart.
»Wusste ich’s doch«, meint Jenny.
Na klar, das kann sie sich nicht nehmen lassen. Isa ist etwas feinfühliger.
»Hast du dich verliebt, Lena?«, fragt sie ganz direkt.
»Alex ist einfach
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