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Miss Emergency

Miss Emergency

Titel: Miss Emergency Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rothe-Liermann Antonia
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»Noch verbrannte Erde wegen heute Morgen?« Ich nicke. Und er grinst breit. »Sie ist nachtragend wie ein Elefant. Versuchen Sie es einfach morgen wieder!« Na sicher. Ich kann keineswegs garantieren, dass ich dazu den Mut aufbringe.
    Wenigstens bei Isa ist es heute gut gelaufen, sie ist schon wieder bei der Gruppe und wirkt sehr erleichtert. »Ich durfte zunähen«, erzählt sie uns nach der Visite – und nachdem sie mich ausgiebig bemitleidet hat, wendet sie sich etwas beschämt an Jenny. »Sei nicht böse … Aber ich war furchtbar froh, als ich gehört habe, dass du auch umgefallen bist.«
    Jenny lacht, sie kann schon wieder drüberstehen. »Gern geschehen!«, sagt sie. »Das scheint ja hier die unvermeidliche Feuerprobe zu sein – und jetzt habe ich es wenigstens hinter mir. Denn wenn DU kein zweites Mal umfällst, passiert es mir ja wohl erst recht nicht.« Isa trägt ihr diese kleine Retourkutsche nicht nach, die beiden haken sich ein, ganz verbunden in der geteilten Erfahrung. Und ich – so ungerecht das sein mag – fühle mich schon wieder außen vor.
    »Komm schon, Lena!« Isa hakt auch mich unter. »Sei froh, dass dir das erspart geblieben ist.«
    Jenny lacht. »Oder tröste dich damit, dass dir ja spätestens übermorgen genau dasselbe passieren wird.« Hmpf. Isa äußert sich zwar ein wenig vorsichtiger, aber meine Freundinnen scheinen beide davon überzeugt, dass auch mir bei der ersten OP ein Schwächeanfall bevorsteht. Hastig schüttle ich den Kopf. Mehr Fauxpas sollte ich wirklich nicht auf mein Minuskonto häufen und außerdem habe ich nach heute doch wirklich eine Entschädigung verdient! Bei mir MUSS es klappen!
    Als wir uns nach Dienstschluss an unseren Spinden treffen und ich in die Winterstiefel schlüpfe, fällt mein Blick erstmals wieder auf meinen Strickkleidsaum und den Grund allen Übels des heutigen Tages. Tja. Der Kaffeefleck ist fast verschwunden. Aber dass die Beinahe-Makellosigkeit meines Outfits alle Unbill wert war, die mir die morgendliche Schnellreinigung eingebracht hat, kann ich irgendwie nicht mehr finden.
    Ich bin versucht, mit meinen Freundinnen heimzufahren und mich Jennys abendlichem Seelenaufbauprogramm anzuschließen. »Na los, Lena«, lacht sie. »Wir färben uns die Haare lila und tanzen den ganzen Abend nackt zu meiner alten Nirvana-CD!« Ich kann mir fast nichts Besseres vorstellen. Fast. Wir treten aus der Klinik auf den Vorplatz und da steht ER und schaut auffällig unauffällig nicht her.
    »Ich hab’s mir überlegt«, lächelt Jenny. »Ich fände es doch langweilig, wenn du dieselbe lila Frisur hättest wie ich. Das ist ja fast rufschädigend. Mach doch lieber was anderes. Was Grünes.« Siezwinkert mir zu und grinst in Richtung eines gewissen dunkelgrünen VWs.
    Ich schüttle den Kopf. »Er wird mich nur heimfahren. Und nach seiner Ignoranz heute Mittag hätte ich fast Lust, ihn zu fragen, ob er euch auch mitnimmt.«
    Isa sieht entsetzt aus. »Das trau ich mich niemals!«
    Jenny lacht. »Das meint Lena nicht ernst. Sie müssen doch auch mal allein sein.« Rigoros zieht sie ihre Jacke zu. »Im Ernst, Lena, klug eingefädelt. Unsereins muss sich durch den Herbststurm kämpfen und du wirst chauffiert.«
    »Ach«, grinse ich zurück, »ist das der Grund, warum du dir einen Motorradfreund suchst?«
    Jenny zuckt vielsagend mit den Schultern. Meine Freundinnen verschwinden in der Abenddämmerung und ich gehe langsam auf das grüne Auto zu. Thalheim öffnet mir die Beifahrertür, der Wagen ist warm, vielleicht steht er schon eine Weile hier und wartet auf mich.
    Wir schweigen einen Moment; ich bin unsicher, ob ich die blöde Situation in der Cafeteria ansprechen soll. Aber wie – ohne den Eindruck zu vermitteln, dass ich irgendwas von ihm erwarte?
    »Harter Tag, was?«, sagt er in diesem Moment leise. Ich nicke. Von meiner fiesen OP-Enttäuschung weiß er ja noch nicht mal. Er sieht herüber und lächelt fast unmerklich. »Hast du Zeit? Oder musst du noch lernen?« Erst jetzt merke ich, dass er nicht den Weg zu meiner Wohnung eingeschlagen hat. »Ich dachte, Du könntest etwas Aufmunterung brauchen.«
    Ich muss lachen und erzähle von unserem Ablenkungsplan mit lila Haaren und Nackttanzeinlagen. Er sieht mich an, mit gerunzelter Stirn. Ich stocke mitten im Satz. (Super, Lena. Erst denken, dann sprechen! Nackttanz!) Ich wette, ich bin knallrot. Doch er lächelt vor sich hin, nickt und antwortet bedächtig: »Lila Haare. Klingt praktikabel. Mein Plan ist

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