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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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dass in diesem Augenblick mehr Engagement von ihm erwartet wurde, und fragte daher, ob sich Lady Armitage dieses besondere Aufblühen erklären könne.Wie erwartet, hatte sie eine Erklärung parat: Die Moltons waren voller Bewunderung für Susannah und Lady Armitage gewesen, und die beiden Frauen hatten deren Gesellschaft auch als sehr angenehm empfunden.
    »Ich wusste gar nicht, dass du von Tom Moltons Gesellschaft so angetan bist, meine Liebe.«
    »Nun, ich muss gestehen, in der Vergangenheit habe ich ziemlich harsch über ihn geurteilt, aber wie du weißt, trägt er selbst viel dazu bei, dass ihn jeder für einen kleinen Landadeligen hält. Er stellt sein Licht einfach zu sehr unter den Scheffel. Daher war ich angenehm überrascht, ihn falsch eingeschätzt zu haben, und Jane Molton ist eine sehr vernünftige Frau.«
    »Und der junge Mr. Grantley Molton?«, fragte Sir William und verbarg sein Lächeln dabei hinter der Serviette. »Ich nehme an, er hat alle deine Wünsche erfüllt?«
    »Nun, mein Lieber, ich gebe zu, er ist kein Traumprinz. Glaube ja nicht, ich sähe nicht, wie du schmunzelst, aber er ist sehr nett und eine ausnehmend gute Partie. Obendrein ist er ganz vernarrt in Susannah.«
    Diese letzte, obgleich erfreuliche, Bemerkung ließ Sir Williams Lächeln jedoch verblassen. Er ahnte nun, worauf die Unterhaltung zusteuerte, und sein eigenes Versagen würde bald ans Licht kommen. Trotz guter Vorsätze hatte er es nicht geschafft, mit Holland »ein Wörtchen über Susannah zu reden«, und das würde seiner Frau zweifellos missfallen.
    Er hatte mit allem richtig gelegen. Allerdings stellte sie ihm nun Fragen, als zweifle sie nicht nur an seiner Durchsetzungskraft, sondern an seiner geistigen Stärke.Waren sie denn nicht einer Meinung gewesen, dass eine Heirat zwischen Robert und Susannah unmöglich war und Verbindungen zwischen ungleichen Partnern niemals unter einem guten Stern stehen? Ein Gespräch unter vier Augen mit Robert war doch sicherlich die schonendste Art, um dieses Problem zu lösen. Hatte Sir William denn wirklich schon vergessen, wie es Sophia ergangen war? Wollte er zusehen, wie Susannah eine ähnlich katastrophale Mesalliance einginge? »Ich weiß, du hältst große Stücke auf Robert - das tue ich auch, solange er sich in seinen eigenen Kreisen bewegt. Du hast schon so viel für ihn getan und dich mehr als korrekt verhalten. Aber wir müssen in erster Linie an Susannah denken. Sie kann eine viel bessere Partie machen.«
    »Ja, ja«, wehrte er verzweifelt ab, »vermutlich hast du in der Tat recht …«.
    »In der Tat«, sagte Lady Armitage mit eisigem Blick, »bin ich mir sicher, Susannahs Zuneigung wird sich ganz auf Mr. Grantley Molton konzentrieren, sobald sie nur ein wenig Ermutigung erfährt. Einmal während unseres Besuchs war ich mir fast sicher, die beiden wären sich einig geworden - er war ihr gegenüber so ausgesprochen aufmerksam -, doch ich konnte nicht in Erfahrung bringen, ob tatsächlich etwas geschehen war. Aber ich mache mir keinerlei Sorgen, was Susannah anbelangt.«
    »Nun, das ist ja ein Trost«, brummte Sir William. Insgeheim dachte er, seine Gattin könne heilfroh sein, dass sie Susannah und nicht Charlotte in die richtigen Bahnen zu lenken versuchten. Da wäre es vorbei mit Ruhe und Sorglosigkeit, wenn sie einen Habenichts … Aber Sophias Tragödie durfte sich nicht wiederholen, das stand außer Frage. Natürlich war Robert nicht notwendigerweise vom gleichen Schlage wie sein Vater, aber man konnte ja nie wissen. Der Apfel fiel schließlich nicht weit vom Stamm. Sir William fragte sich, wer wohl zum ersten Mal dieses geflügelte Wort geprägt hatte. Newton vielleicht? Er musste über seinen kleinen Scherz lachen und überlegte kurz, ob er ihn kundtun sollte, aber der Gedanke verflüchtigte sich, als er merkte, dass seine Frau die ganze Zeit über weitergesprochen hatte.
    »Ja, ich glaube, das Beste wäre, wenn er uns hier besuchen kommt«, schloss sie.
    »Hm-m? Wo besuchen kommt?«
    »In Storey’s Court natürlich. Das habe ich doch gerade gesagt!«
    »Nein, hast du nicht. Und du meinst, der junge Molton? Er soll uns besuchen kommen? Gütiger Gott, ich dachte, wir wären den Kerl gerade erst losgeworden. Er ist wie ein verflixter Krake.«
    »Ein Krake? Was um alles in der Welt meinst du damit?«
    Sir William machte eine vage Geste und wünschte sich, er hätte sich diese letzte Bemerkung verkniffen; sie klang ausgesprochen seltsam. »Er hängt sich an einen … du

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