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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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Tour begeben hatte. Den fröhlichen, ungestümen, ein wenig naiven Gesichtsausdruck hatte er sich allerdings bewahrt.
    »Gut. Nun, Déprez ist hier der Experte. Den Rest werde ich ihm überlassen.«
    »Wohl kaum«, korrigierte Déprez ihn, »sonst hätte Captain Holland ja nicht zurückkommen müssen. Und hier«, fügte er noch hinzu, während er eine große Lederbrieftasche öffnete und auf den Tisch legte, »sind die Dokumente.«
    Holland überflog die vier übersetzten Botschaften kurz, während die anderen sich vorbeugten und sein Mienenspiel genau verfolgten. Allein das Knistern des Kaminfeuers durchbrach die Stille. Er las die Botschaften abermals, dieses Mal langsamer, und sah dann zu Déprez hinüber. »Verstehen Sie etwas von dem Geschriebenen?«, fragte er mit finsterem Gesichtsausdruck.
    »Nun«, entgegnete Déprez zögerlich, »unter Vorbehalt würde ich sagen, sie könnten etwas mit Schießpulver zu tun haben.«
    »Stimmt. Es geht um die Herstellung und das Testen von Schießpulver.«
    » Schießpulver , um Gottes willen«, wiederholte Mr. Somerville. »Und handelt es sich dabei um geheime … um wertvolle Informationen?«
    »Nun, sie sollten nicht in die Hände der Froschfresser geraten.« Holland bat darum, einen Blick auf die Originale werfen zu dürfen, die er neben die Übersetzungen legte.
    Mr. Somerville runzelte die Stirn. »Ich will verdammt sein, wenn ich eine Ahnung hätte, wie Sie das alles verstehen können. Selbst wenn das Ganze verständlich geschrieben wäre, ergäbe es für mich keinen Sinn.«
    »Nun, Sir«, gestand Holland mit entspannterer Miene ein, »über Schießpulver weiß ich zufälligerweise eine ganze Menge. Deshalb sind mir diese Hinweise vertraut.« Wieder wandte er sich an Déprez. »Sie sagten, Miss Finch hat die Dokumente entschlüsselt?«
    »Ja, Sir. Zu meiner großen Überraschung, wie ich gestehen muss. Sie ist … eine sehr scharfsinnige junge Frau.«
    Mr. Somerville konnte ein Glucksen nicht unterdrücken. »Das ist sie ganz gewiss. Ziemlich außergewöhnlich. Ich habe schon immer gewusst, dass bei Frauen das Gehirn anders arbeitet als bei Männern, aber ich kann mich nicht entsinnen, dafür jemals dankbar gewesen zu sein - bis heute.«
    »Ja, Sir«, sagte Holland, »sie ist verdammt clever«, wobei sein Blick immer noch auf Déprez ruhte. Dann fragte er leise: »Könnten Sie mir vielleicht mal sagen, welche Rolle Sie bei dem Ganzen spielen?«
    An Déprez’ erstem Erklärungsversuch, bei dem er die Sympathie und das Vertrauen betonte, das zwischen ihm und Miss Finch herrschte, konnte Holland weder Gefallen finden noch reichte er ihm aus. Daraufhin gestand Déprez, er sei tiefer in die ganze Sache verstrickt.
    »Ich konnte der Admiralität einige Dienste erweisen, als ich noch in St. Lucia lebte. Deshalb musste ich die Insel auch verlassen, als sie eingenommen wurde. Die Franzosen waren nicht sehr gut auf mich zu sprechen. Hier in England habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, gewisse Informationen über Spionageaktivitäten beim englischen Militär, in deren Besitz ich gelangt war, genauer zu überprüfen. Das Ergebnis sehen Sie vor sich: wertvolle Informationen auf dem Weg nach Frankreich.Wir sind der Spur bis in diese Gegend gefolgt, aber jetzt haben wir sie verloren.« Er zuckte mit den Achseln. »Ich dachte, Sie könnten uns vielleicht dabei behilflich sein, die undichte Stelle aufzuspüren und sie in umgekehrter Richtung bis zum Ursprung zurückzuverfolgen.«
    »Hm.« Holland hatte sich vorgebeugt und die Arme auf den Tisch gestützt, doch jetzt trat er einen Schritt zurück und verschränkte sie vor der Brust. »Die undichte Stelle in umgekehrter Richtung aufzuspüren … das könnte bedeuten, dass der Warren … Aber je länger ich darüber nachdenke, desto weniger überzeugt es mich.«
    »Warum?«, fragte Déprez.
    »All diese Informationen drehen sich um Schießpulver...«
    Mr. Somerville nickte. »Nun, das haben Sie uns ja versichert.«
    »Aber gesetzt den Fall, die Informationen kämen aus Woolwich, dann müssten sie sich zumindest in einigen Punkten auf Waffen beziehen. Im Waffenlager gibt es schließlich nicht nur Schießpulver. Ich frage mich, ob unser Spion nicht vielleicht eher in einer der Pulvermühlen arbeitet.« Dies hörte sich nach einem Durchbruch an und stieß auf allgemeine Zustimmung, woraufhin Holland schnell erklärte, dies würde eine Ausdehnung der Suche bedeuten. Neben den beiden Mühlen in staatlicher Hand gab es nämlich eine ganze

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