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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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Reihe in Privatbesitz, die mehr oder weniger regelmäßig Schießpulver an die Artillerie verkauften. Auch dort könnte es eine undichte Stelle geben.
    »Was sollen wir denn Ihrer Meinung nach tun?«
    Holland dachte einen kurzen Augenblick nach. »Es ist schwierig, alle Mühlen zu überprüfen, ohne dass der Spion Wind davon bekommt. Zudem ist meine Aufgabe klar. Ich muss sofort nach Woolwich fahren und diese Dokumente meinem vorgesetzten Offizier übergeben.« Wieder zögerte er und deutete dann auf das vierte Dokument und dessen Übersetzung. »Aber da ist ja auch noch das hier.«
    Die ursprüngliche Nachricht
    DUWRUHTKNWTANWFOUDMT
QUTPUTTTKUFAOUTFDUHTUTSEN
UMTQNURRDDFNEFWUHATUDERRUJTUMT
BUWTMWHUHDFUDMAUHFUR
lautete in der Übertragung:
    FEHLER NOCH NICHT GEFUNDEN WENN NOETIG
ENTFERNEN MACE UND CELLS ST CATHARINES
ALLEY NEUNZEHN UHR ERSTES VIERTEL.
    Mr. Somerville starrte angestrengt auf das entschlüsselte Dokument. »Da komme ich leider nicht mehr mit.Was soll das heißen? Noch mehr Fachsimpelei in Ihrem Schießpulverjargon?«
    Holland und Déprez erklärten ihm daraufhin gemeinsam, dass es sich um ein Treffen handeln könne, bei dem Informationen weitergegeben werden. Mace & Cells war möglicherweise ein Lokal, und das Treffen sollte dort um neunzehn Uhr stattfinden. Mr. Somerville runzelte skeptisch die Stirn. Für ihn schien das Ganze ziemlich weit hergeholt zu sein. »Kennt denn einer von Ihnen ein Lokal namens Mace & Cells?«
    Déprez musste dies verneinen, aber Holland meinte, es könne in London ein Etablissement dieses Namens geben. Er kannte eine Gegend unweit des Towers, die St. Catharine’s hieß. Sie kamen überein, dass ein Treffpunkt in London sehr naheliegend war und dass »das erste Viertel« sich möglicherweise auf die Mondkonstellation bezog. Das war jeden Monat ein fixer Tag, was Sinn ergeben würde, wenn es regelmäßige Treffen gab.
    Da er immer noch skeptisch war, machte Mr. Somerville ein Exemplar des Jahrbuchs ausfindig, und nach zunächst erfolglosen Nachforschungen verkündete er schließlich, der Mond würde das nächste Mal am 21. Oktober das erste Viertel erreichen - also in zwei Tagen. Dies bekräftigte die Annahme, dass das Spionagenetzwerk alsbald in Aktion treten würde. Er war auch der Erste, der zugab, er könne die Angelegenheit möglicherweise falsch eingeschätzt haben. Spione waren schließlich nicht sein eigentliches Metier.
    Man hätte erwarten können, Holland und Déprez würden sich zu ihren Bemühungen gratulieren, doch nichts dergleichen geschah.Wiewohl sie höflich miteinander umgingen, mangelte es ihren Gesprächen an Herzlichkeit, und beide fühlten sich unwohl in ihrer Haut. Es war schwierig, zu ergründen, ob es an ihnen selbst oder an der Situation lag. Ein einfühlsamerer Mann, als Mr. Somerville es war, hätte diese Spannung gespürt. Hicks tat es auf alle Fälle, aber seine Aufgabe bestand darin, den Mund zu halten. Er vertraute auf Déprez’ Methoden, selbst wenn er sie nicht immer ganz durchschaute.
    Die unangenehme Stille wurde durch eine weitere Nachfrage des Friedensrichters durchbrochen. »Aber was hat es mit dem ›Fehler‹ auf sich?«, wollte er wissen. »Soll das eine Warnung vor einer Gefahr sein? Möglicherweise geht es um einen Fehler beim Schießpulver oder in den Plänen der Verschwörer.«
    Diese Frage schien Déprez zu ärgern. »Ja und? Was macht das schon?« Er runzelte die Stirn. »In diesem Stadium können wir nicht davon ausgehen, dass wir alles bis ins kleinste Detail herausbekommen, trotzdem dürfen wir uns diese Chance nicht entgehen lassen. Wir müssen das Mace & Cells finden.«
    »Oh, ähm.«
    »Wir?« , fragte Holland noch einmal nach, wobei sich seine Miene verfinsterte und er einen prüfenden Blick in die Runde warf. »Das ist allein meine Aufgabe. Ich hoffe, ich kränke Sie damit nicht, Mr. Somerville, aber es geht hier nicht mehr ausschließlich um Schmuggler aus Lindham. Und was Sie angeht, Mr. Déprez, ich weiß, Sie sagten, dass Sie der Admiralität geholfen haben, aber wir sind hier nicht auf St. Lucia, und Sie haben mit dieser Sache rein gar nichts zu tun.«
    »Nein, natürlich nicht«, lenkte Déprez ein. Dann beugte er sich vor, wobei er mit den Fingern beinahe die Dokumente berührte, »aber die ganze Sache ist mir auch nicht völlig fremd, insbesondere was die weiterreichenden Implikationen anbelangt. Nur ungern würde ich … die Jagd jetzt aufgeben. Sie wollen den Spion doch sicher am Treffpunkt dingfest machen,

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