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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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gesteckt, die ihn nichts angingen, und Ärger verursacht.«
    »Ja, das war er wohl«, pflichtete Mary ihm bei, »deshalb war der König auch so verärgert. Der Erzbischof hatte nämlich gesagt …« Sie zögerte und entsann sich, dass ihr erster Ausflug in die Geschichte nicht von Erfolg gekrönt gewesen war. Deshalb beendete sie ihren Satz nicht. »Aber ich bin nach wie vor überzeugt, wenn Tracey und seine Männer bessere Menschen gewesen wären, hätten sie etwas unternehmen können. Den Erzbischof warnen, oder vielleicht warten, bis der König wieder besserer Laune war und … dann vernünftig mit ihm reden.«
    Holland schüttelte traurig den Kopf. »Nicht den Befehlen folgen … Den Feind des Königs vorwarnen, was ihn erwartet … Ich weiß nicht, Miss Finch. Das hört sich an, als ob Sie Verrat und Pflichtverletzung propagierten. Man könnte glauben, sie wären eine Jakobinerin - eine Revolutionärin, die mich zu korrumpieren versucht. Und anstatt ihnen zuzuhören, sollte ich Sie als loyaler Offizier Seiner Majestät in Ketten legen lassen.«
    »Oh«, konterte Mary lachend, »aber wenn ich eine Revolutionärin wäre, hätte ich niemals vorgeschlagen, man solle vernünftig mit dem König reden. Dann hätte ich einfach gesagt: ›Macht ihn einen Kopf kürzer, und damit hat sich die Sache.‹«
    »Na, dann sind Sie wohl nicht ganz so schlimm.«
    Mary nickte, als ob man sie nur widerwillig weichgekocht hatte. »Natürlich nicht. Und ein wahrlich loyaler Offizier ließe sich von verräterischen Worten ohnehin nicht beeindrucken«, fügte sie noch hinzu, und Holland bemerkte, wie sie dabei wieder auf die für sie typische Weise das Kinn hob. »Er würde meine Worte in den Wind schlagen.«
    Holland lächelte. »Stimmt.«
     
    Sie hatten ausgemacht, eine Kutsche mitsamt Fahrer anzumieten, um von Woodbridge nach White Ladies zu gelangen, und dazu noch ein Pferd, mit dem Holland den Rückweg antreten konnte. Nach Rücksprache mit dem Kutscher stellte sich heraus, dass Kutsche und Fahrer problemlos beim Wirtshaus Crown zu bekommen waren, ein ordentliches Reitpferd jedoch eher im Bull. Deshalb bat Holland Mary bei ihrer Ankunft in Woodbridge, im Crown zu warten, während er sich auf den Weg zum Bull machte.
    Von ihrer beider Gepäck umringt, saß Mary nun im Fremdenzimmer und dachte weder über Kutschen noch über Pferde, sondern über Geld nach. Holland hatte ab Ipswich für sie bezahlt, und als sie versucht hatte, ihn darauf anzusprechen, legte seine Miene ihr nahe, sie würde auch für die nächste Etappe nicht bezahlen müssen. Als Offizier war er es selbstverständlich gewohnt, Dinge in die Hand zu nehmen. Zu sagen: Gehet hin, und sie gingen, wie der Hauptmann in der Bibel. Captain Holland befahl anderen gerne zu gehen, ließ sie jedoch nicht gerne bezahlen. Aber er konnte es sich doch unmöglich leisten, seine Barschaft mit vollen Händen auszugeben, ebenso wenig wie sie. Jedenfalls sah er nicht besonders wohlhabend aus. Wahrscheinlich war er sogar noch weniger bemittelt als sie. Schließlich hatte sie wenigstens einen reichen Onkel, der am Ende ihrer Reise auf sie wartete. Da Holland ihr zur Seite stand, sollte sie tun, was sie konnte, um auch ihm behilflich zu sein. Sie überlegte, wie sie dies anstellen konnte, ohne einen Streit vom Zaun zu brechen. Wenn sie sich nach der Kutsche erkundigte, konnte sie ihm wenigstens beweisen, dass sie nicht völlig von reichen Verwandten und hilfsbereiten Artillerieoffizieren abhängig war.
    In dieser Gemütsverfassung machte Mary sich auf den Weg zum Raum im hinteren Teil des Crown, der Stammgästen vorbehalten blieb. Dort, so sagte man ihr, sei der Wirt anzutreffen. Ihre Zuversicht vergrößerte sich mit jedem Schritt. Captain Holland übernähme zwar die Bezahlung, aber sie würde sich als tüchtige Organisatorin erweisen. Vielleicht konnte sie sogar einen besseren Preis aushandeln oder ein Detail klären, welches er möglicherweise vergessen hätte. Ja, das war ein ausgezeichneter Plan.
    Sie hielt jedoch inne, als sie vier Männer an einem Tisch bemerkte, die beim Kartenspiel die Köpfe zusammensteckten. Beim Anblick ihres grobschlächtigen, unrasierten Äußeren verließ Mary ein wenig der Mut, und sie blieb unsicher im Türrahmen stehen. Bevor sie sich jedoch wieder zurückziehen konnte, sah einer der Spieler auf und murmelte: »Kundschaft für dich, Joe.«
    Ein Mann, der mit dem Rücken zu Mary saß, drehte sich um und erhob sich. »Was kann ich für Sie tun, Miss?« Er

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