Miss Monster
anhörte, war im Prinzip ganz einfach, aber trotzdem schwer erklärbar. Als Zuschauer oder Helfer mußte man schon gedankliche Festungen einreißen und Kräfte akzeptieren, die von vielen Menschen abgestritten wurden.
Aus seiner Kehle drang ein Röcheln, dann hüstelte er, als wollte er sich freie Bahn verschaffen, um reden zu können.
Ich sprach ihn noch nicht an, da ich instinktiv wußte, daß dieser Zeitpunkt nicht gut war.
Barry F. Bracht befand sich noch in einem Anfangsstadium. Wenn er soweit war, würde er sich melden. Dann transportierte sein Zweitkörper die Eindrücke in das Gehirn des ersten hinein, und noch im Schlaf würde er darüber berichten.
Ich war gespannt. Von meiner Müdigkeit spürte ich nichts mehr. Jetzt ging es einzig und allein darum, Bracht nicht mehr aus den Augen zu lassen. Ich wollte jede Reaktion und jedes Wort mitbekommen, alles konnte wichtig sein in einem Fall, von dem ich so gut wie nichts wußte, denn auch Barry F. hatte nicht mit Informationen dienen können. Seine Unruhe stieg.
Hoffentlich entwickelte sie sich nicht zur Panik, weil das, was sein zweites Ich erlebte, einfach so schrecklich und grauenvoll war. Als Barry F. Bracht konnte er nie im voraus sagen, was Zebuion, dem Schattenkrieger, widerfuhr.
Er hob den rechten Arm. Dicht an meinem Gesicht wischte die Faust vorbei. Sie war noch geschlossen und auch dann, als er den Arm wieder nach unten drückte, änderte sich daran nichts.
Sie federte auf dem Bett nach, dann lag sie still. Still wie er.
Nur der Atem hatte sich gesteigert. Er war schwerer geworden und keuchender. Aus seinem Mund drang er wie ein Fluß, der Schweiß lag auf dem Gesicht des Schläfers, dessen Augen nicht mehr so stark geschlossen waren. Die Augenlider zuckten jetzt häufiger, und ich rechnete damit, daß Bracht erwachen würde. Das passierte jedoch nicht. Er schlief und träumte…
Bis er redete.
Erste Worte strömten über seine Lippen. Sie klangen flüsternd und irgendwie auch gehetzt. Er konnte sie nicht in die richtige Reihenfolge bringen, sprach einiges durcheinander, fing sie aber wieder und sprach vom Licht des Mondes, das eine Stätte des Bösen überstrahlte, die lange im Verborgenen gelegen hatte.
Ich spitzte die Ohren, aber die Worte waren einfach zu allgemein. Ein Bild konnte ich mir nicht machen.
Barry blieb auch ruhig. Er zog nur ab und zu seine Beine an, um sie dann wieder auszustrecken, was durch ein hartes Vorschnellen geschah. Zwischendurch sprach er immer wieder einige Worte, die stets von einem Zischen begleitet wurden.
Ich kam damit einfach nicht zurecht. Die Informationen wurden mir nur stoßweise zugetragen. Auch wenn ich mich noch so stark konzentrierte, hörte ich immer nur die Worte Sumpf, See und Haus. Jedesmal wenn er darüber sprach, steigerte sich seine Stimme. Ein Zeichen, daß er doch eine gewisse Angst verspürte. Dann drehte er sich wuchtig nach rechts.
Das Bett stand so günstig, daß sein Blick durch das offene Fenster fallen konnte.
Barry sah den Mond, der Mond sah ihn…
Ich schaute als dritter gegen die Kugel, um zu sehen, ob sie sich verändert hatte.
Nein, sie war dieselbe geblieben. Ich spürte auch nicht die leiseste Botschaft, die mir der Mond hätte überbringen können, er war und blieb für mich völlig normal.
Anders Barry F. Bracht!
Bei ihm war genau das eingetreten, womit ich schon gerechnet und was er befürchtet hatte.
Der Lektor litt unter dem Einfluß der Strahlen. Es war ja nicht so, daß sie nur einfach über seine Gestalt hinwegflossen, sie brachten eine Welt der Träumenden in sein Unterbewußtsein, und eben darunter litt er so stark. Er sprach nicht mehr.
Sein Atem allerdings hörte sich schrecklich an. Als wäre ein uralter Blasebalg noch einmal mit Luft gefüllt worden, wobei die Haut des Instruments zu viele Löcher aufwies, durch die sich die Luft mit pfeifend klingenden Geräuschen quälte.
»Der Sumpf… der Sumpf… das alte Böse… Vorsichtig vor ihr… Vorsicht vor dem Mädchen…«
Ich wollte ihn ansprechen, als er erwachte.
Urplötzlich schlug er die Augen auf, rollte sich wieder auf den Rücken und starrte mich an.
Ich nickte ihm zu. »Ist alles okay?«
Barry F. hob die Schultern, senkte den Kopf, ließ seinen Blick ins Leere gleiten. Mit beiden Händen wühlte er das dichte Haar auf; er stöhnte und sprach von einer Dusche.
»Dann geh und denke über deinen Traum nach.«
Mit schwerfälligen Bewegungen kam er auf die Füße. Seine Gelenke knackten. Als er
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