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Miss Monster

Miss Monster

Titel: Miss Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ging sie weiter, und ebenso gelassen öffnete sie die Tür zum Zimmer der Mrs. Paulsen. Zwei Ledersessel mit sehr hohen Lehnen standen vor dem Schreibtisch. Wer sich dort hineinsetzte, versank, und dem Besucher kam Mrs. Paulsen dann noch größer vor, denn sie hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, sehr hoch zu sitzen.
    Schränke, Regale vollgestopft mit Büchern und Akten bildeten die übrige Einrichtung.
    Hinter dem dunklen Schreibtisch thronte die Chefin. Sie sah aus wie eine Figur, denn sie rührte sich nicht vom Fleck. In ihrem bleichen Gesicht fielen die dunklen Augen noch stärker auf, die so starr waren, daß sie schon beinahe künstlich wirkten.
    »Komm ruhig näher, Wiebke.«
    »Natürlich.«
    »Du kannst dich setzen, wenn du willst.« Sie nickte. »Ist vielleicht nicht schlecht, Mrs. Paulsen. Die Unterredung könnte länger dauern.«
    »Das meine ich auch.«
    Wiebke nahm Platz. Sie überlegte, ob die Frau wohl etwas von ihrer Veränderung bemerkt hatte. Wenn ja, behielt sie sich gut unter Kontrolle, denn sie zeigte nicht die Spur eines Gefühls. Nur ein Bleistift wanderte zwischen ihren Fingern hin und her. Manchmal umfaßte sie ihn so fest, als wolle sie ihn zerbrechen.
    »Du weißt, daß Mister Redstone nicht mehr lebt?«
    Wiebke hob die Schultern. »Gerüchteweise. Man flüsterte sich hier und da etwas zu.«
    »Dann sage ich dir, daß er tot ist.«
    »Sein Pech.«
    Mrs. Paulsen ging nicht auf die Bemerkung ein. »Ich habe ihn gefunden, Wiebke, und zwar draußen im Sumpf. Seine Leiche klemmte zwischen den Schilfrohren im See, der Mörder muß sie dorthin geschleppt haben, und diesen Menschen suchen wir.«
    »Wollen Sie das nicht der Polizei überlassen?«
    Dünnlippig gab sie die Antwort. »Zunächst einmal versuchen wir, die Probleme selbst zu regeln. Wir gehen nämlich davon aus, daß sich der Täter unter uns befindet.«
    »Das kann ich nicht beurteilen.«
    Die Paulsen ließ den Bleistift fallen. Mit einem dürren Geräusch landete er auf dem Schreibtisch. »Es geht noch weiter, Wiebke. Mister Redstone muß in der vergangenen Nacht ums Leben gekommen sein.«
    »Ist es nicht gefährlich, bei Dunkelheit das Moor zu betreten?« fragte das Mädchen spöttisch.
    »Du hast recht. Deshalb warnen wir die Schüler auch immer davor. Aber Mister Redstone war kein Schüler. Er kannte sich aus, er hat an dieser Schule schon lange unterrichtet. Er hätte es eigentlich besser wissen müssen. Zumal er sich nicht zum erstenmal bei Dunkelheit durch das Gelände bewegte. Außerdem haben wir Vollmond, da ist die Nacht dann entsprechend hell. Nein, da muß etwas anderes passiert sein.«
    »Und was?«
    »Könnte es sein, daß du darüber Bescheid weißt, Wiebke?«
    Sie lachte ihre Rektorin an. »Wieso gerade ich, Mrs. Paulsen? Wie kommen Sie auf mich?«
    »Du bist doch in der letzten Nacht verschwunden, warst nicht in deinem Zimmer.«
    »Wer sagt das?«
    »Auch ich habe meine Quellen.«
    Wiebke lachte scharf. »Dann soll ich Mister Redstone also umgebracht haben, nicht wahr?«
    »Das habe ich damit nicht gemeint. Sagen wir mal so, ich würde es nicht ausschließen. Redstone muß einen Grund gehabt haben, die Schule in der Nacht zu verlassen. Ich kenne diese Gründe. Er ging nie zum Spaß aus dem Haus, denn wir alle wissen, daß dieses Moor auch auf Schüler eine besondere Anziehungskraft ausübt. Da ist es so wunderbar ruhig, da ist man unter sich, da wird man nicht gestört, außerdem ist es spannend, Verbote zu umgehen, wie ich meine.«
    »Das sagen Sie.«
    »Und habe damit recht!« stellte die Rektorin fest. »Ich bin davon überzeugt, daß du in der Nacht ins Moor gegangen bist. Du hast die Schule verlassen, obwohl es verboten war.«
    Wiebke hob die Schultern. »Und wenn es so war?«
    »Du gibst es zu?«
    Sie lächelte eisig. »Ja, ich gebe es zu. Ich war im Moor. Ich war auch auf der anderen Seite des Zaunes.« Auffordernd schaute sie Mrs. Paulsen an. »Ist das denn so schlimm?«
    Die Rektorin lehnte sich zurück. Ihr Stuhl quietschte, als er sich bewegte. Es war das einzige Geräusch in dem Büro. »Ja, das ist schlimm«, sagte sie nach einer Weile.
    »Es ist immer schlimm, wenn man Verbote übertritt.«
    »Für mich nicht.«
    Sie beugte sich wieder vor. »Wenn du also in der vergangenen Nacht im Moor gewesen bist, könnte es dann sein, daß du jemanden getroffen hast, Mister Redstone, zum Beispiel?«
    »Das ist möglich.«
    »Du hast ihn getroffen!« zischte sie.
    »Ja.«
    Die Frau atmete tief durch. »Das habe ich

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