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Miss Seeton kanns nicht lassen

Miss Seeton kanns nicht lassen

Titel: Miss Seeton kanns nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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mit seinem Taschentuch vorsichtig den Telefonhörer auf. Aber Fingerabdrücke waren hier doch hoffnungslos. In Ashford erreichte er Delphick.
    »Gut, Sir – ich warte also hier auf Sie, und inzwischen rufe ich Dr. Knight an, dann die Colvedens, Treeves und alle, die mir sonst noch weiterhelfen könnten. Finden müssen wir sie.«
    »Wo ist Miss Seeton? Was, um Himmels willen…«
    »Wo ist bloß Miss Seeton? Wo kann sie…«
    »Schönes Durcheinander, was?«
    »Wo könnte…«
    »Was…?«
    »Und warum bloß…«
    Allmählich kam sich Bob Ranger vor wie ein Logenschließer bei einer Matinee. Lady Colveden und Anne Knight waren viel besser ohne ihn fertig geworden; mit dem Versprechen, alles an Ort und Stelle zu lassen, waren sie mit Papier und Bleistift durch alle Räume gegangen und hatten sich Notizen gemacht wie vor einer Auktion. Dann hatten sie sich irgendwohin zurückgezogen, um mit Miss Treeves die Lage zu besprechen. Draußen erschienen mit zunehmender Dämmerung immer mehr Dorfbewohner, die neugierig ins Haus spähten und kühne Vermutungen anstellten. »Erstochen ist sie. Mehr als ein Dutzend Stichwunden.«
    »Glatt ausgerückt, ganz klar, mit dem Geld aus der Poststelle.«
    »Der Hals ist beinahe ganz durchgeschnitten.«
    »Verstümmelt.«
    »Da denkt man doch wirklich…«
    »Ja, schrecklich, das ist wahr, aber das war doch zu erwarten. Ich habe immer gesagt…«
    Wo ist Miss S.? Also da soll doch… Delphick mußte innerlich grinsen, als er an die streitbare alte Dame dachte. Zusammen mit dem technischen Untersuchungsstab, der ihm aus Ashford gefolgt war, inspizierte er das Häuschen und ließ keinen Winkel unbeachtet. Keine der üblichen Spuren wurde festgestellt. Es gab weder Fußabdrücke noch Zigarettenstummel, nicht einmal Asche; keine Papierfetzen mit halben Namen und Adressen, und selbstverständlich keine Fingerabdrücke. Das Messer, mit dem die Kissen und Matratzen aufgeschlitzt worden waren, stammte aus der Küche. Andererseits deutete auch nichts auf einen Kampf hin, obwohl das nichts bewies. Die Sache sah ganz nach einer gemächlichen und ergebnislosen Suche aus, und der Superintendent schickte die Leute nach Ashford zurück mit mehreren Umschlägen, die wahrscheinlich völlig nutzlose Staubflocken und zwei schwarze Haare enthielten; eins kam vom Sofa im Wohnzimmer und das andere vom Fußboden im Schlafzimmer; das letztere sah aus, als stamme es von einem menschlichen Kopf und werde vielleicht einmal irgendwas beweisen, sofern man jemals den dazugehörigen Schädel feststellte. Die gemeinsam mit Martha Bloomer unternommene Bestandsaufnahme brachte folgendes Ergebnis: Schuhe: Dawar sie nicht sicher, Handschuhe: das wußte sie nicht, aber die große Handtasche – eigentlich mehr eine Reisetasche – ja, die fehlte, und ebenso fehlte ein Hut, der eine, der vorne hochgeschlagen war, bestimmt, ja, der fehlte; ferner ihr Wintermantel, der Schlüssel zur Küchentür und der Schlüssel zur Gartenpforte, und dann natürlich ihr Schirm. Der fehlende Schirm nahm Delphick den letzten Zweifel; nicht einmal Miss Seeton würde im Falle einer Entführung noch an ihren Schirm gedacht haben, und keiner, der sie und ihren Ruf kannte, wäre so töricht gewesen, ihr den Schirm zu lassen. Es schien nichts gestohlen zu sein, aber es gab ja auch kaum etwas Wertvolles, das Diebe angelockt hätte. Nein, wenn er sich’s überlegte, war seine erste Annahme doch wohl richtig gewesen. Es waren die Posträuber, die ihren >Kies< zurückholen wollten, wie Chris das genannt hatte. Und daran war in erster Linie die Sensationslust der Dorfbewohner schuld.
    Die Colvedens erschienen jetzt zusammen mit Anne Knight in Sir Georges großem Kombiwagen, beladen mit Kissen, Decken und einer Matratze. Auch Miss Treeves kam aus dem Pfarrhaus herüber, und in dem kleinen Haus summte es bald vor Betriebsamkeit, Martha holte noch ihren Mann zu Hilfe, und Stan verschwand im Geräteschuppen, wo er aus einem Frühbeetfenster eine Scheibe herausschnitt, um das Küchenfenster zu reparieren.
    Eigentlich hätte es chaotisch aussehen müssen in dem kleinen Häuschen, dachte Delphick. Aber nein: Die Schubladen waren aufgeräumt und wieder eingesetzt, die Schränke geordnet und geschlossen. Bob Ranger war dabei, die Teppichböden wieder zu befestigen und Handlangerdienste zu leisten. Alle beschädigten Sachen waren systematisch im Kombiwagen gestapelt, zusammen mit einer Liste für die Versicherung. Oben waren Lady Colveden und Anne damit

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