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Miss Seeton kanns nicht lassen

Miss Seeton kanns nicht lassen

Titel: Miss Seeton kanns nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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ich war sehr müde«, fügte sie entschuldigend hinzu. »Er hat mich nach Hause gebracht und…«, erstaunt hielt sie inne. »Ich weiß gar nicht mehr, was dann eigentlich geschah.«
    Bob hüstelte. Alle fuhren herum. »Wenn Sie jetzt vielleicht mitkommen könnten, Madam’?«
    »Aber ja, natürlich. Entschuldigen Sie, das hatte ich ganz vergessen. Ich will nur eben meinen Hut und Mantel holen.«
    »Ach – Miss Seeton, würden Sie das vielleicht mitbringen, was Sie über gestern abend aufgeschrieben haben?« schlug Bob vor. »Könnte sein, daß es uns Zeit spart und auch sonst weiterhilft.«
    »Das glaube ich eigentlich nicht«, meinte Miss Seeton zweifelnd.
    »Ach bitte, Miss, tun Sie’s doch!« bat die Kleine.
    »Na, mal los, Miss S. warum denn nicht?« redete ihr Mel zu. Immer noch etwas unsicher ging Miss Seeton nach oben.
    »Wo fahren Sie mit ihr hin?« fragte die Kleine.
    »Nach Ashford. Sie soll da eine Aussage machen vor der Polizei.«
    »Für Len? Damit er freikommt?« Die jungen Augen leuchteten. »Kann ich bitte mitkommen?«
    »Ach – Sie sind Mrs. Hosigg?«
    »Ja. Darf ich mit? Ich kann doch auch was aussagen, ich weiß ja, was passiert ist, Len hat mir alles erzählt.«
    Bob schwankte noch, aber Mel entschied: »Wir fahren alle.«
    »Nein – Sie nicht, Miss Forby«, sagte Bob.
    »O doch, ich auch. Wenn Sie mich zurückhalten wollen, dann können Sie was erleben.«
    Bob wußte, daß er den kürzeren ziehen würde. Voll trüber Ahnungen und den Wagen beladen mit Frauen fuhr er los.
    »Machen wir uns doch nichts vor, Delphick: der Junge sitzt ganz zu Recht. Bekannt als gewalttätig, Bewährung mißachtet, mit ‘ner Minderjährigen ausgerissen und irgendwo versteckt: das reicht doch wohl.« Chief Inspector Brinton legte den Bericht vom Rochester Polizeirevier auf den Tisch.
    Delphick ging im Zimmer auf und ab. »Schön, Chris – warten wir, bis wir Miss Seeton gesprochen haben.« Brinton stöhnte. »Ich weiß, es stimmt alles, was Sie gesagt haben, und trotzdem ist da ein falscher Ton. Und wie erklären Sie sich den Whisky und den Ring?«
    »Brauche ich gar nicht. Sie haben ja selbst gesagt, der Ring ist ein Granat. Der Ring aus dem Einbruch ist ein Rubin. Und der Whisky – liebe Zeit, woher wissen wir denn, ob die alte Dame nicht doch heimlich trinkt? Kommt oft genug vor, daß so eine Miss Rührmichnichtan säuft wie ein Faß.«
    Es klopfte. Bob trat ein und sagte leicht betreten: »Ich habe Miss Seeton, Mrs. Hosigg und Miss Forby mitgebracht, Sir.«
    »Sie halten uns wohl für ‘ne Frauenherberge, was?« fragte Brinton laut. Delphick sah ihn nur an.
    »Ich kann wirklich nichts dafür, Sir«, verteidigte sich Bob. »Sie wollten unbedingt alle mitkommen, und – und nun sind sie da.«
    »Schön – ich lasse also Miss Seeton heraufbitten. Und die kleine Hosigg – das ist ganz gut, die brauchen wir doch. Und Miss Forby können Sie von mir bestellen – « Delphicks Augen tanzten –, »daß sie unten bleiben kann. Und’ich rate ihr, es nicht zu weit mit mir zu treiben.«
    Gleich darauf kam Bob zurück mit Miss Seeton und einem großen Umschlag. Als die Förmlichkeiten erledigt waren, setzte er Miss Seeton in einen Sessel und legte den Umschlag mit einigem Stolz auf Brintons Schreibtisch.
    »Was ist das?«
    »Eine Aussage von Miss Seeton, Sir.« Miss Seeton öffnete den Mund, um zu widersprechen.
    »Haben Sie das aufgenommen, Sergeant?«
    »Nein, Sir, ich hab’s gar nicht gesehen, aber Miss Seeton sagte mir – nein, Miss Forby sagte – also es war so: Ich hörte, wie Miss Seeton sagte, sie habe heute morgen alles aufgeschrieben über gestern abend. Da habe ich sie gebeten, es mitzubringen. Ich dachte, es würde Zeit sparen.« Er nahm Bleistift und Notizbuch und setzte sich ebenfalls.
    Delphick ging um den Schreibtisch herum, während Brinton den Umschlag öffnete und ein Blatt Papier herauszog. Schweigen folgte. Der Chief Inspector kämpfte mit sich.
    »Sie haben dies nicht gelesen, Sergeant?«
    »Nein, Sir.«
    »Gut – kommen Sie her und lesen Sie’s jetzt.«
    Mit sinkendem Mut – irgendwas war offenbar faul – trat Bob an den Schreibtisch und besah sich das Papier. Er sah eine Karikatur der Ritterwache. Im Profil sah man den jungen gepanzerten Ritter, der im Gebet vor dem Altar kniete. Die im Gebet verschränkten Hände hielten kein Schwert, sondern eine Lilie, die der junge Knappe mit verzückt leuchtenden Augen anblickte. Bob stieß einen tiefen Seufzer aus. Na klar – er hätte wissen

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