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Miss Seeton und der Hexenzauber

Titel: Miss Seeton und der Hexenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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»Ich dachte nur, es könnte möglich sein. Ich meine«, verbesserte sie sich hastig, »er könnte sie doch versehentlich mitgenommen haben oder aus Scherz oder so. Niemand sonst war in der Nähe, und …«
    »Sei nicht töricht, Margaret. Mein Sohn macht keine solchen Scherze. Was sollte wohl ein Junge von zwanzig Jahren mit einer Puppe anfangen? Was für Vorstellungen hast du eigentlich?«
    »Man darf gar nicht über die Möglichkeiten nachdenken, sonst wird einem ganz schwindlig«, murmelte Nigel.
    »Sei still, Nigel.« Meg Colveden war beunruhigt. »Ich habe sie auf den Tisch in der Halle gelegt, um sie 47
    einzupacken. Das Seidenpapier, das Packpapier, die Sägespäne und die Schachtel sind noch da, aber die Puppe ist weg. Ich verstehe das einfach nicht.«
    »Lächerlich, ein solches Theater wegen einer so albernen Puppe zu veranstalten«, versetzte
    Mrs. Trenthorne aufgebracht.
    »Sie ist keineswegs albern«, protestierte Lady Colveden.
    »Es ist eine wunderschöne Puppe. Miss Seeton hat sie für Janie hergebracht, aber wegen des Eisenbahnerstreiks ist Julie schon früher mit der Kleinen nach Hause gefahren, und Miss Seeton hat die beiden leider verpaßt. Ich wollte Janie die Puppe nachschicken, und jetzt weiß ich nicht, was ich tun soll. Ich kann Miss Seeton doch nicht sagen, daß ich sie verloren habe – sie wäre sicherlich sehr enttäuscht und würde losziehen, um eine andere zu kaufen.
    Mrs. Stillman, die Frau vom Gemischtwarenladen, kann ich auch nicht bitten, mir eine zu besorgen; wenn das herauskäme, würde es sich sofort im ganzen Dorf herumsprechen, und Miss Seeton würde davon erfahren –
    das wäre doch schrecklich peinlich. Ich muß eben versuchen, in London eine solche Puppe aufzutreiben, und Julie und Janie das Versprechen abnehmen, Miss Seeton nichts davon zu erzählen.«
    »Seeton?« Mrs. Trenthorne rümpfte ihre römische Nase.
    »Ist das diese ordinäre Person mit dem Regenschirm, von der ständig in den Zeitungen die Rede ist? Dann überrascht mich gar nichts. Wahrscheinlich hat sie sie selbst zurückgestohlen, um auf sich aufmerksam zu machen. Es ist ein Fehler, solche Leute zu kennen.« Sie wandte sich an ihren Gastgeber. »Als Richter solltest du dich klüger verhalten, George.«
    »Dummes Zeug«, erwiderte Sir George.
    »Nur weil ich zur Familie gehöre, brauchst du nicht  flegelhaft zu sein, George.«
    Mrs.  Trenthornes Familienansprüche waren weit  hergeholt. Sie war die Cousine eines Cousins von Sir George. Den Namen Tante »Bray« hatte Nigel erfunden, als er als Fünfjähriger zum erstenmal ihre donnernde Stimme gehört und gemeint hatte, sie würde wie das Brüllen eines Esels klingen, und wenn er brüllen sagte, klang das wie »brayen«. Als man ihn behutsam  aufforderte, sie zu küssen und Tante zu nennen, fixierte er sie eine Weile und sagte: »Tante Bray«. Ohne der eigentlichen Bedeutung des Wortes auf den Grund zu gehen, hielt die Lady den Spitznamen für einen kindlichen Ausdruck der Zuneigung; ein verzeihlicher Irrtum, da sie wenig Erfahrung mit Zuneigung hatte. Meg Colveden ließ sie in ihrem Glauben, und Nigels ältere Schwester Julia gewöhnte sich rasch an, auch den Spitznamen zu  benutzen. Seit dieser Zeit war Tante Bray ein seltener und stets unwillkommener Gast im Hause der Colvedens. Da Mrs. Trenthorne nicht bewußt war, daß ihr die Natur statt einer menschlichen Stimme ein Nebelhorn geschenkt hatte, das kein Mensch überhören konnte, entwickelte sie eine eigene Methode, die Aufmerksamkeit ihrer  Mitmenschen auf sich zu ziehen. Sie stritt lautstark mit jedem, dem sie begegnete, und wenn sie auf versöhnliche Zustimmung stieß, revidierte sie augenblicklich ihre Ansichten, um weiter disputieren zu können. Wie sie selbst erklärte, liebte sie einen ordentlichen Streit; sie fand das stimulierend. Sie hatte vor vielen Jahren einen reichen, sanftmütigen Schwächling geheiratet, dessen einzige Trotzhandlung sein früher Tod gewesen war. Ob die frühreife Gewohnheit ihres einzigen Sohnes, sich als Dieb und Scheckfälscher zu beweisen, ein Ergebnis seiner Lebensumstände war oder einem angeborenen Talent zugeschrieben werden mußte, war eine Frage, mit der sich  bereits eine ganze Reihe Psychiater beschäftigt hatte.
    Manche bezeichneten Basil als geistig minderbemittelt, andere als frühreif – das Urteil der Fachleute hing meistens davon ab, wieviel er sich bei seinen Betrügereien unter den Nagel reißen konnte.
    Lady Colveden entschied sich, das Thema

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