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Miss Seeton und der Hexenzauber

Titel: Miss Seeton und der Hexenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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beiden Frauen Schwachköpfe waren.
    Nur eine einzige Person im Dorf blieb von dem Aufruhr gänzlich unberührt. Miss Seeton hatte nicht die geringste Ahnung von den hitzigen Diskussionen und wußte nicht das geringste über Hexerei – wahrscheinlich wäre sie sogar der Ansicht gewesen, daß sich niemand, der noch bei Verstand war, über dieses Thema überhaupt Gedanken machen würde.
    Am Montag morgen stand Miss Seeton vor dem  Lehrerpult. Dort lag ein Stundenplan und ein Buch, Allgemeine Mathematik, für sie bereit. Lieber Himmel!
    Und sie hatte so gehofft … Aber jetzt konnte sie nichts mehr daran ändern. Sie setzte sich und betrachtete ihre Klasse. Lächelnd sagte sie: »Guten Morgen.« Die Kinder riefen im Chor: »Guten Morgen, Miss«, und ließen sich auf ihren Bänken nieder. Das war gut. Solange die Kinder wußten, was sie zu tun hatten, verlief vielleicht doch alles glatt. Sie schaute wieder auf das Buch. Unter dem Titel auf dem Umschlag stand: Mit Lösungen. Gott sei Dank, wenigstens das. Sie studierte den Stundenplan, schlug das  Buch auf und fand die Seite mit der Lektion, die die Kinder gerade durchnahmen. In den Bänken wurde  geschwätzt und gekichert. Der Klassensprecher, ein Witzbold, meldete sich.
    »Bitte, Miss, können Sie uns das Fliegen beibringen?«
    Die Kinder warteten atemlos und angespannt: Das müßte sie eigentlich fertigmachen.
    Miss Seeton hob überrascht den Kopf und musterte die Kinder eine Weile. Lauter sehnsüchtige Peter Pans? Nein, ein Junge von heute träumte eher von Raumschiffen und Airjets, nahm sie an. Und die Mädchen wollten sicher Stewardessen werden. »Leider habe ich keinen
    Pilotenschein«, erklärte sie in bedauerndem Ton.
    Schallendes Gelächter quittierte die Antwort. Eine echte Komikerin. Schlagfertig. Bei der mußte man höllisch aufpassen, sonst machte sie einen zur Schnecke.
    Miss Seeton sah sich die Fragen im Lehrbuch an.
    Erkläre die folgenden Mengenverhältnisse so einfach wie möglich nach dem Schema a: b. Frage Nr. 13: 12 cm: 4  cm. Sie blätterte zu der Lösung um. Ja, da war es. Lösung Nr. 13: 3: 1. Miss Seeton runzelte die Stirn. 3:1? Und was ist mit a und b? Und wo sind c und in abgeblieben?
    Äußerst verwirrend. Sie hoffte, daß wenigstens die Kinder wußten, was das alles zu bedeuten hatte. Ihr Blick überflog die Seite in dem Buch. Zwei Überschriften fielen ihr auf. Besteuerung. Für Elfjährige? Gütiger Gott! Und: Kommunalabgaben. Himmel! Aber das waren wenigstens Probleme, die sie später auch im wirklichen Leben beschäftigen würden. Sie nahm ein Stück Papier zur Hand und notierte sich ein paar Dinge. Frage 9 lautete: Miete für ein Haus 60 inklusive 18 Steuern. Ein sehr preiswertes Haus, fand sie. Sie selbst mußte natürlich keine Miete für ihr Cottage bezahlen. Aber zahlte sie Steuern für das 56
    Haus? Was sollte das überhaupt sein? Sicherlich mußte sie Kommunalabgaben abführen. Sie suchte.
    Kommunalabgaben wurden in dieser Aufgabe nicht  erwähnt. Waren die Steuern für das Haus dasselbe wie Kommunalabgaben? Frage 8: Einkommen 1000, Steuer 400. Schön, aber wenn das Einkommen nur 400 beträgt, was dann? Davon stand nichts da. Sie schrieb wieder etwas auf. Eine piepsende Stimme meldete sich zu Wort.
    »Bitte, Miss. Hier geht es um Einkommensteuer. Wenn sie so hoch ist und man auch noch auf Süßigkeiten, Tabak und all die anderen Sachen, die man sich kauft, Steuern zahlen muß, dann gibt man doch mehr her, als man bekommt, oder?«
    Miss Seeton studierte die Zahlen, die sie sich notiert hatte. Wie es schien, hatte das Kind recht. »Na ja«, sagte sie nach einigem Nachdenken. »Ich muß zugeben, daß es so aussieht. Laßt uns versuchen, das genau auszurechnen.
    Angenommen, jemand hat soviel Einkommen, muß aber keine Miete, dafür natürlich Kommunalabgaben bezahlen und Steuern und all die anderen Dinge …« Die Kinder stellten eifrig Fragen. Sie brauchten genauere Angaben und präzise Zahlen.
    »Miss, braucht dieser Jemand Fußballschuhe?« wollte ein Junge wissen.
    Nein, wohl eher nicht.
    »Und Süßigkeiten – ißt diese Person sehr viele  Süßigkeiten?«
    Eigentlich nicht allzu viele. Genaugenommen sehr wenige. Das war gut. Aber was war mit … Sie rechneten und rechneten. Standen auf, liefen herum, löcherten Miss Seeton mit weiteren Fragen, diskutierten über die Antworten und stellten Zahlenkolonnen auf. Die Mädchen berücksichtigten Lebensmittel, Kleider, Wäsche und  solche Dinge. Die Jungs rechneten mit

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