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Miss Seeton und der Hexenzauber

Titel: Miss Seeton und der Hexenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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zu wechseln.
    »Erzähl mal, Tante Bray, was ist das für eine
    Versammlung, bei der Basil spielt?«
    Mrs. Trenthorne sah sie beleidigt an. »Spielt? Was soll das heißen, Margaret? Nuscience ist kein Spiel. Es ist eine ganz wunderbare, großartige Sache. Für alle, die glauben, ist es elementar. Nuscience steht in Verbindung mit dem Geist im Jenseits.«
    »Jenseits wovon?« brummte Sir George.
    »Jenseits dieses Planeten, George; jenseits dieses Lebens; jenseits vom Jenseits.« Sie fuchtelte wild mit der Gabel herum, um die enorme Entfernung zu diesem Jenseits vom Jenseits anzudeuten, und schleuderte dabei ein Stück Kartoffel durch die Luft. »Und du hast die Stirn zu behaupten, daß Basil ›spielt‹?«
    Lady Colveden war verblüfft. »Aber du hast doch selbst in deinem Brief geschrieben, daß er Trompete spielt, Tante Bray.«
    »Ich hab’ nichts dergleichen behauptet. Ich habe geschrieben, daß Basil Trompeter ist, eine Art Herold. Es ist wunderbar. Ein Trompeter ist der höchste Rang, den man erreichen kann – abgesehen von dem der Durchlaucht und dem des Meisters natürlich. Ich«, verkündete Tante Bray, »bin eine Durchlaucht. Und das hier« – sie ließ das Messer fallen und streckte ihre Hand aus –, »ist mein Rangabzeichen.« An ihrem Mittelfinger steckte ein weißer Plastikring. »Basils ist blau. Der Meister selbst trägt einen gelben, eigentlich einen goldenen. Die niedrigeren Ränge  haben jeweils andere Farben, an denen man sie  unterscheiden kann.«
    Nigel hob die Kartoffel vom Teppich auf. »Sie tragen Ringe wie Hühnchen, die in verschiedene Güteklassen eingeteilt werden?« hakte er nach.
    »Unsinn«, schnappte sie. »Es geht nur darum, daß man den Rang der Leute auf Anhieb erkennt. Man kann nicht erwarten, daß sich eine Durchlaucht mit unbedeutendem Volk wie Neulingen abgibt.«
    »Neulingen?« echote Lady Colveden.
    »Neulinge«, erklärte Tante Bray, »sind, wie schon der Name sagt, diejenigen, die erst vor kurzem
    hinzugekommen sind. Danach werden sie Diener, sie tragen rote Ringe; dann kommen die Majordomos –
    schwarz; blau für die Trompeter und weiß für eine Durchlaucht. Es ist großartig. Du hast ja keine Ahnung, was das alles bedeutet.«
    »Nein, das habe ich in der Tat nicht«, stimmte Lady Colveden zu. »Aber ich vermute, es ist sehr  zufriedenstellend.«
    »Du begleitest mich zu dem Treffen in Maidstone, dann hörst du den Meister persönlich. Er ist einfach wundervoll.«
    »Hast du auch als Neuling angefangen?« wollte Nigel wissen.
    »Selbstverständlich nicht«, erwiderte Tante Bray. »Aber Basil. Der liebe Junge war so begeistert, daß ich ihm eine kleine Summe überlassen habe, die er spenden konnte, und als sie seinen Wert erkannten, haben sie ihn befördert.«
    Sir George wurde hellhörig. »Du hast ihnen Geld gespendet?«
    Für einen Moment geriet Mrs.  Trenthorne aus der  Fassung, dann sagte sie schnell: »Eine Kleinigkeit, nur fünftausend Pfund. Wirklich eine Bagatelle, wenn man bedenkt, daß sie mich zur Durchlaucht gemacht haben. Sie haben mein Unterbewußtes, mein höheres Selbst sofort erkannt, verstehst du?«
    »Und was ist das für ein geheimer Ort?« fragte er.
    »Nur wenige Auserwählte …« Sie hielt inne; ihr Gesicht wurde puterrot. »Geheim? Ich weiß wirklich nicht, wovon du überhaupt sprichst.«
    »Es stand etwas davon in deinem Brief.«
    »Bestimmt nicht. Geheim? Also, wirklich, George. Ein geheimer Ort?« kreischte sie spöttisch. »Ich habe nie etwas dergleichen erwähnt. Ich würde nicht einmal im Traum daran denken.«
    Sir George ließ es dabei bewenden. Ihm gefiel die Sache nicht. Ganz und gar nicht. Er würde sich ein bißchen genauer damit befassen.
    Die Kirche von Plummergen war voll, aber nicht wegen der Andacht.
    Am Sonntag, wenn die Läden geschlossen hatten, war die Kirche ein Treffpunkt für die Dorfbewohner. Hier konnten sie nach Herzenslust klatschen und ihre Zungen wetzen. Sobald der Gottesdienst zu Ende war,
    versammelten sie sich im Freien, diskutierten über die letzten Neuigkeiten, lästerten über die Mitmenschen und schlenderten zwischen den verwitterten Grabsteinen herum, bevor sie nach Hause zu ihrem wohlverdienten Sonntagsbraten mit Kartoffeln gingen.
    An diesem Morgen brodelte die Menge vor Aufregung, und der Klatsch machte sehr viel früher als üblich die Runde. In den Bänken wurde unaufhörlich getuschelt und geflüstert, während Reverend Arthur Treeves auf der Kanzel stand und für taube Ohren predigte. Seine

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