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Miss Seeton und der Hexenzauber

Titel: Miss Seeton und der Hexenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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habe Urlaub und besuche Freunde in Plummergen. Der Sergeant würde die  Gelegenheit nützen, ihr, mit ihrer Erlaubnis, einen Besuch abzustatten und mit ihr über ihre Entscheidung zu sprechen.
    Der Sergeant … Eine sehr großer junger Mann, und offenbar sehr zuverlässig. Die Freunde waren natürlich Dr. Knight und seine Familie. Der Sergeant und Anne waren, obwohl er so groß und sie so zierlich war, ein perfektes Paar, das spürte man instinktiv. Es war eine echte Freude, wenn sich zwei junge Menschen, die ideal zueinander paßten, kennenlernten und näherkamen. Miss Seeton seufzte zufrieden.
    Der dritte Brief war ein Rundschreiben und überschrieben mit »LAUFENDE ZEITUNGSAUSSCHNITTE«. »WISSEN SIE«, fragte es in schrillen Lettern, »WAS MAN ÜBER SIE SAGT?«
    Also wirklich. Da mußte ein Irrtum vorliegen. Miss Seeton  betrachtete das Kuvert genauer. Ja, da stand ihr Name und ihre Adresse, aber … Sie las den Begleitbrief.
    Sehr geehrte Dame, als jemand, der ständig im Interesse der Öffentlichkeit steht, sollten Sie klug sein und unseren Service in Anspruch nehmen. Wir schneiden jeden Zeitungsartikel, in dem Sie Erwähnung finden, aus und schicken ihn Ihnen zu. Leider können wir nicht nur gute Kritiken garantieren, aber ist es nicht günstiger, alles – das Gute wie das Schlechte – zu erfahren? …
    Gütiger Himmel! Im Interesse der Öffentlichkeit? Damit war doch sicher nicht sie gemeint. Sie hatte nie im Interesse der Öffentlichkeit gestanden, überlegte Miss Seeton mit unangebrachter Genugtuung. Und es war unwahrscheinlich, daß das je der Fall sein würde. Das wäre ausgesprochen unschicklich.
    Viele Menschen haben die glückliche Gabe, Dinge, die ihnen nicht zusagen, aus ihrem Bewußtsein verdrängen zu können. Miss Seeton ist in der Lage, alle Erlebnisse, die nicht in das Lebenskonzept einer Dame paßten, aus ihrer Erinnerung zu streichen. Damen lassen sich, nach Miss Seetons Einschätzung, niemals in aufsehenerregende Angelegenheiten verwickeln; und sie hat das ihrer Ansicht nach auch nie getan. Aber Miss Seetons steht mit ihrer Meinung, was das betrifft, ziemlich alleine da. Im Dorf wird sie entweder als Heldin, als Schurkin, als freundliche Person, die ihr möglichstes tut, um Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, oder als zänkisches Weib angesehen, das den tödlichen Regenschirm schwingt und immer auf der Suche nach Ärger ist. Es kann nicht abgestritten werden, daß es im Dorf seit ihrer Ankunft des öfteren zu Scherereien gekommen war. Die Zeitungen haben Miss Seeton in den Schlagzeilen als »DIE KÄMPFERIN MIT DEM REGENSCHIRM« bezeichnet, aber davon weiß sie zu ihrem Glück nichts. Es stimmt – das Verbrechen ist ihr  von London nach Kent gefolgt, andererseits hat sie die Kriminalität, die es bereits in Kent gegeben hatte, aufgestöbert oder ist einfach versehentlich darüber gestolpert. Aber auch dessen ist sie sich nicht bewußt, da sie Verbrechen nicht interessieren. Sie würde jedem, dem sie begegnet, immer nur die besten Motive und Absichten unterstellen. Zum Teil trägt die Polizei die Schuld daran, daß sich ihr Ruf wie ein Buschfeuer im ganzen Land verbreitet hat. Superintendent Delphick hatte sie gebeten, eine Zeichnung in einem Fall anzufertigen, der ihm Kopfzerbrechen bereitete, und bis der Fall gelöst war, hat sie mehrere Skizzen beigetragen und bei einer
    spektakulären Tour einige Verbrecher das Fürchten gelehrt. Das brachte sie wieder in die Schlagzeilen; doch sie hat weder die Schlagzeilen noch die Verbrecher und schon gar nicht die Tour als solche zur Kenntnis genommen. Selbst wenn die Umstände sie zu dem Geständnis zwingen, daß sie bisweilen in seltsame Situationen gerät, tut sie diese Vorkommnisse als Zufälle ab, die jedem passieren können. Sie findet, daß bei solchen Begebenheiten nur das eigene Verhalten zählt: Es ist wichtig, normal und untadelig zu bleiben. Die Tatsache, daß Miss Seetons normales und untadeliges Benehmen in ungewöhnlichen Situationen im allgemeinen zu Chaos führt, ist bedauerlich, und es widerstrebt ihr einzuräumen, daß bei ihren kuriosen Abenteuern eines zum anderen führt. Das einzugestehen würde heißen, auch ein gewisses Schema in den merkwürdigen Begebenheiten anzuerkennen. Aber im Leben einer Dame haben merkwürdige Begebenheiten keinen Platz – es wäre nicht normal und ganz sicher nicht untadelig. Aus diesem Grund bleibt eine Frage offen: Ist sie ein vom Sturm gepeitschtes Unschuldslamm oder verursacht sie

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