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Miss Seeton und der Hexenzauber

Titel: Miss Seeton und der Hexenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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diesmal nicht über Ihre eigenen Füße stolpern; reißen Sie nicht gleich das ganze Gebäude ein …  und keine hysterischen Anfälle, wenn ich bitten darf.«
    Nach Foxons Abgang blieb Delphick nachdenklich  sitzen. Er hatte, wie er es versprochen hatte, ziemlich viel über Hexenkult nachgelesen; zudem war er sich sehr wohl bewußt, daß er der Hauptverantwortliche für Miss Seetons neue Karriere bei der Polizei war und daß sie dazu neigte, ohne jede Absicht Unruhe zu stiften. Etwas ließ ihn nicht los. Miss Seetons Zeichnung. Ein Ziegenbock? Wieso hatte sie einen Ziegenbock gezeichnet? Diese mit schnellen, kräftigen Strichen gezeichneten Karikaturen bargen oft eine Bedeutung, die ihr selbst nicht bewußt war. Was war nur mit Ziegen … Oh, natürlich – sie hatten etwas mit diesem Hexenkult zu tun. In der Vergangenheit, das hatte er gelesen, war der Ziegenbock oft das Symbol für den Leibhaftigen. Aber das war, soweit er sich erinnerte, hauptsächlich in Frankreich so – in England fand man diese Symbolik nicht. Doch das hieß noch lange nicht, daß sich die moderneren Kulte diese verschleierte Darstellung nicht zunutze machten. Viele bekannte Künstler haben in ihren Sabbat-Darstellungen auch eine Ziege gemalt. Nein … vielleicht ist das ein wenig weit hergeholt. Jedenfalls bestand keine Verbindung zu Nuscience. Delphick stand auf und begann, in dem Büro hin und her zu laufen. »Was wir brauchen, Chris, ist jemand, der die Hintergründe von Nuscience beleuchten kann. Ich dachte schon daran, diese Mrs. Trenthorne für unsere Zwecke einzuspannen, aber nach allem, was mir Sir George über sie erzählt hat, ist sie eine Närrin und ausgesprochen bigott, und das bedeutet, sie hält zu denen.
    Sie würde alles bei den Nuscience-Leuten ausplappern, und der Schuß würde für uns nach hinten abgehen. Ihr Sohn wird ganz bestimmt keine vertraulichen  Informationen preisgeben. Hinter Nuscience steht das ganz große Geld, das heißt, wir müssen sehr vorsichtig vorgehen. In Glasgow kursierten Gerüchte von  Hexenzauber und einer Versammlung am Hexensabbat –  das war ungefähr zur selben Zeit, als diese Anzeige wegen Diebstahls von einem der Nuscience-Mitglieder einging.
    Könnte da ein Zusammenhang bestehen? Und wenn ja, was für einer? Sicherlich sind die beiden Bewegungen krasse Gegensätze. Es hat keinen Sinn, einen Mann mit dem Auftrag, sich dort umzuhören, nach Glasgow zu schicken. Die Ereignisse liegen zu lange zurück, und alle Spuren sind kalt. Die Jungs dort können das besser, und jetzt, da sie einen Grund haben, ein bißchen  herumzustochern, halte ich es für möglich, daß sie auf etwas stoßen, auch wenn’s eine alte Geschichte ist. Genau das läßt mich nicht los: Hintergründe und historische Geschichte. Die Vergangenheit. Ich habe das Gefühl, daß wir dort eine Antwort finden. Ich weiß nicht, wieso, aber«  – er wirbelte zu Brinton herum –, »lach nicht – es wäre möglich, daß Miss Seetons Zeichnung von dem  Ziegenbock auf ein historisches Symbol zurückzuführen ist, das mit Hexenkult in Zusammenhang steht.«
    »Ziemlich an den Haaren herbeigezogen«, bemerkte Brinton gelassen.
    »Ganz recht.« Delphick wurde ungeduldig. »Ich sagte, es wäre möglich. Nur eines darfst du nicht vergessen, ich habe mehr Erfahrung mit den verdrehten Hinweisen in ihren Machwerken als du. Ich spüre … ich spüre es einfach, daß da irgendwo die Antwort liegt. Wenn wir eine Verbindung finden könnten … Vielleicht hat es in der Vergangenheit etwas gegeben, was ein Bindeglied zwischen Nuscience und dem Hexenkult darstellen könnte
    …«

Kapitel 7
    Das Bindeglied, nach dem der Superintendent suchte, war vor etwa zwei Jahren in Schottland geschmiedet worden, als zwei Geschäftsmänner aufeinandertrafen. Beide waren Sektengründer, und beide hatten die christliche Lehre zur Basis ihrer jeweiligen Kulte gewählt. Sie machten sich zunutze, daß sich das Christentum als einigermaßen erfolgreich und beständig erwiesen hatte, und bauten auf diesem sicheren Fundament auf, um Zuhörer an sich zu binden und ihre eigenen Lehren zu verbreiten.
    Einer der Männer verkehrte die christliche Doktrin ins Gegenteil, verhöhnte Gott, verehrte die bösen Mächte und beharrte auf dem Standpunkt, daß der wahre Glaube aus den finsteren Tiefen entsprang. Der andere entschied sich, den christlichen Glauben zu akzeptieren, ihn jedoch auszubauen und zu verfeinern, indem er predigte, der wahre Glaube habe seinen Ursprung in

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