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Miss Seetons erster Fall

Miss Seetons erster Fall

Titel: Miss Seetons erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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fahren hübsch langsam und gemütlich. Immer gradeaus.«, er zeigte auf die Straße, ». da kommen wir auf die Brettenden Road. An der Kreuzung geht’s dann links. Und dann immer grade aus, bis auf die Kurven.« Er machte ihre Tür zu, grinste sie an, drückte beide Daumen und stieg in seinen Lastwagen. Langsam, zögernd, setzten sie sich in Bewegung.
     
    Wozu benutzten Zeugen eigentlich ihre Augen, fragte sich Delphick verzweifelt. Zwei Frauen aus den gegenüberliegenden Häusern, die an Miss Seetons Gartentörchen einen Lieferwagen hatten stehen sehen, beschrieben den Fahrer als hochgewachsen, klein, blond, rothaarig, jung und ichweiß-nicht-genau. Und eine dritte Frau, die in der Dorfstraße zum Einkaufen unterwegs gewesen war, erinnerte sich an einen komischen Lieferwagen, der ungefähr zur betreffenden Zeit vorbeigekommen war und an dessen Steuer ein »schrecklich aussehender Mann mit weißem Gesicht und funkelnden Augen« gesessen hatte. In der besten Beschreibung des Lieferwagens hieß es, daß er niedrig, dunkelbraun oder schwarz gewesen sei. Sicher war nur eines: daß der Mann in nördlicher Richtung davongefahren war. Man konnte nur auf ein Wunder hoffen, dachte der Superintendent, als der Sergeant und er sich zum fünftenmal zu einer Streifenfahrt über die Brettenden Road aufmachten. Diese endlosen Abzweigungen. Aber was hätten sie sonst noch tun sollen? Sperren auf allen Hauptverkehrsstraßen. Alle verfügbaren Motorstreifen unterwegs. Er beneidete den jungen Colvenden, der mit dem M.G. kreuz und quer über das Land raste. Er beneidete beinahe Sir George, der in dem riesigen Kombi, beinahe ein Ausflugsomnibus, durch die Gegend rumpelte. Man mußte diesen Kerl rechtzeitig erwischen, unbedingt. Aber wie sollte man ihn auf diese Weise rechtzeitig. und wenn man ihn später schnappte, was für Beweise hätte man dann? Es sei denn, daß im Wagen selbst noch ein paar Spuren. Aber das wäre viel zu spät – da konnte auch Glück nicht mehr helfen.
    An der Steigung hinter der S-Kurve knapp oberhalb der Stelle, an der Nigel den Wagen in den Straßengraben gedrängt hatte, bogen sie auf den Sommerweg, hielten an und blickten über die Marsch. In der Ferne krochen zwei LKWs, der eine dicht hinter dem anderen, über eine Seitenstraße, bogen auf die Hauptstraße ein und wandten sich links, Richtung Brettenden. Sie stutzten. Der hintere Wagen war niedrig. Und dunkel. Von hier aus gesehen, konnte er grau oder braun sein. Delphick schaltete das Sprechgerät ein.
    »Wagen 403. Wagen 403. Position: eine Meile nördlich Plummergen, Fahrtrichtung Brettenden. Zwei LKWs eine halbe Meile voraus, aus Seitenstraße kommend, Fahrtrichtung Brettenden. Langsames Tempo. Erster LKW hellblau. Zweiter LKW niedrig, Farbe Dunkelgrau oder Braun.« Bob fuhr an, während Delphick schneller sprach: »Hinterer LKW nimmt gefährlichen Kurs, quer über die Straße, bis an den Rand, um durch die Kurve zu kommen. Schert aus. Versucht es noch mal.« Seine Stimme wurde lauter. »Ein Auto kommt auf sie zu – gleich krachen sie zusammen. Nein. sie rollen zurück. Versuchen es immer noch. Bemühen sich, vorbeizukommen – könnte gesuchter Lieferwagen sein. Nehme Verfolgung auf. Ende. Ende.«
    Bobs strahlendem Gesicht den Rücken kehrend, blickte er zu ihr hin, während der Sergeant hinter das Steuer des Lieferwagens rutschte, um das Lenken beim Abschleppen zu übernehmen. Er sah sie an. Was hatte er sich in der letzten Stunde für Sorgen gemacht – beinahe aus der Haut gefahren war er vor Nervosität. Und was hatte sie inzwischen getan? War über Land kajolt, hatte sich in Lebensgefahr gebracht, war der Gefahr glücklich entronnen, hatte sämtliche Wahrscheinlichkeitsgesetze außer Kraft gesetzt, hatte Seifenblasen in der Benzinleitung verursacht, brachte ihren Mann gefesselt an – und alles, was sie sagen konnte, war: »Was für ein Glück, Superintendent. Ich hatte so sehr gehofft, Ihnen zu begegnen.« So sehr gehofft. Was sollte man machen? Delphick hielt ihr die Tür des Streifenwagens auf. Er blickte auf den zerdetschten Hut, die kleine, ramponierte Gestalt, und in seiner Erleichterung unterdrückte er den innigen Wunsch, sie übers Knie zu legen und zu versohlen.

8
    Die Woche, die Miss Seetons Entführungsabenteuer folgte, verbrachten Superintendent Delphick und Sergeant Ranger in Plummergen. Die Plackerei mit den Informationen, die zunächst beschafft, dann sortiert und gesichtet und, in der Hoffnung, sie eines Tages bei der Anklage

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