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Miss Seetons erster Fall

Miss Seetons erster Fall

Titel: Miss Seetons erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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denn jetzt vorgehabt? Hamse den Rotkopf fassen wolln?« Mit wachsendem Interesse fragte er: »Is das der Kerl, der das Mädchen in London umgelegt hat?«
    »Nein, nein, das ist er nicht. Das hat damit nichts zu tun. Wenigstens glaube ich es nicht.« Etwas unsicher fuhr sie fort: »Ich kann mir nur vorstellen, daß es ein kindischer. na ja: Ulk sein sollte, denke ich mir. Gestern nacht hat einer Eier bei mir stibitzen wollen. Ich bin aufgewacht und habe ihn daran hindern können. Und entweder ist das der – es war so dunkel, daß ich es nicht weiß –, oder es ist ein Freund von ihm, der es mir heimzahlen wollte.«
    Der stämmige Mann schien nicht ganz überzeugt. »Wenn Sie meinen, Miss. Aber was machen wir jetzt? Den Rotkopf können wir nich hier liegen lassen. Der Wagen kann auch nich stehen bleiben. Viel Verkehr is ja nich, aber man kommt doch schlecht dran vorbei. Am besten, wir schleppen ihn ab. Ich nehme Sie ins Schlepptau.«
    »Mich ins Schlepptau?« fragte sie bestürzt. »Oh, das geht nicht. Ich kann nicht Auto fahren.«
    »Brauchense auch gar nich. Keiner muß ihn fahren. Geht ja auch gar nicht. Keine Ahnung, was er getankt hat, aber es kommen bloß blaue Blasen raus.«
    »Das war ich«, erklärte sie. »Ich habe nämlich was in die Leitung gegossen, in der das Benzin drin sein muß – in der Hoffnung, daß der Motor streikt. Etwas anderes ist mir nicht eingefallen«, setzte sie entschuldigend hinzu.
    »Das hat bestens geklappt.« Er blickte in den Laderaum, sah die Flaschen und lachte schallend. »Mit Sprudel außer Gefecht gesetzt! Das is mal was Neues.« Prustend und hustend ging er zu seinem Wagen, fuhr ihn rückwärts heran, stieg mit einem Seil in der Hand wieder aus und machte sich daran, das Schlepptau zu befestigen. Miss Seeton trat an den gefesselten, reglos daliegenden Jungen heran und fragte: »Glauben Sie, daß bei ihm alles in Ordnung ist?«
    »Na klar, Miss. Der is bald wieder munter, da könnense Gift drauf nehmen. Sicher hat er ’n steifen Hals und ziemlich empfindliche. na ja, zwei, drei Tage wird er beim Gehen Schwierigkeiten haben. Geschieht ihm nur recht.«
    Miss Seeton hob das Messer auf. »Und was ist damit? Ich glaube, das dürfen wir auch nicht hier liegen lassen.«
    »Stimmt. Gebenses lieber her.« Miss Seeton wischte das Blut, so gut es ging, mit einem Grasbüschel ab und reichte es ihm. »Das kriegt er mit, wenn ich ihn bei der Polizei abliefere.«
    »Bei der Polizei?« rief sie erschrocken. »Muß das sein? Nein, nein, natürlich haben Sie recht«, sagte sie hastig, als sie seinen Gesichtsausdruck sah. »Das sehe ich ein. Sie mit einem Messer anzufallen – das ist unentschuldbar. Es war nur. ich hatte mir das nicht überlegt. Wie dumm von mir. Aber die Polizei. und dann die Zeitungen. Bestimmt denken sie. oder stellen sich vor. Ogottogott, wie lästig.«
    Der stämmige Mann erhob sich mit befriedigtem Grunzen. »So, Miss, das hält. Jetzt müssen wir nur noch den Rotkopf verfrachten.« Als er den Bewußtlosen aufhob, begann er sich zu regen. »Sehense, der fängt schon wieder an, sich für die Umwelt zu interessieren. Höchste Zeit, daß wir ’n wegräumen. Wenn er wach wird, kriegt er von mir was zu hören. Aber da sind Sie besser nich dabei.« Er schob ihn hinten in den klapprigen Lieferwagen, machte die Türen zu und legte den Riegel vor. »Kommense, Miss, steigense ein.«
    Miss Seeton sah dem Bevorstehenden beunruhigt entgegen. »Glauben Sie denn, daß Sie mit Ihrem Arm überhaupt fahren können?«
    »Na klar, Miss. Hab kein Gefühl drin, aber das geht schon.«
    »Wissen Sie, ich weiß doch nicht recht, ob ich das machen kann. Verstehen Sie: Ich habe keine Ahnung vom Autofahren.«
    »Da is nichts bei, Miss. Kommense, ich zeig’s Ihnen.« Miss Seeton stieg ein, nahm Platz und saß steif und gespannt da. Er legte ihre Hände auf das Steuerrad. »Jetzt merkense sich: Rechte Hand nach unten – Sie fahren rechts. Linke Hand nach unten – Sie fahren links.« Sie befolgte seine Anweisungen. »Prima, aber nich so fest dranklammern. Immer schön locker. Und hier.« Er plazierte ihren Fuß auf ein Pedal: ». das is die Bremse. Lassense den Fuß drauf, aber nur so schweben, und wenn’s langsamer gehen soll, dann drückense drauf. Sehense zu, daß das Seil zwischen uns straff bleibt. Tretense das Pedal bloß ganz durch, wennse stehenbleiben wollen. Und nicht mit ’m Ruck, sonst reißt das Seil. Immer mit der Ruhe. Ich sehe Sie im Rückspiegel und passe schon auf. Und wir

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