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Miss Seetons erster Fall

Miss Seetons erster Fall

Titel: Miss Seetons erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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mußte doch denen, die mit dem Auto verunglückt waren, zu Hilfe kommen. Sie konnten verletzt, womöglich schwer verletzt sein. Als sie ein Geräusch hörte, spähte sie durch die belaubten Zweige. Ja. Da war der Wagen. Er war mit dem Kotflügel gegen den Baum geprallt, der andere Scheinwerfer brannte noch. Die Wagentür ging auf, und jemand stieg aus. Ein junger Mann. Das heißt, so schien es ihr. Junge Männer und junge Mädchen zogen sich heutzutage zum Verwechseln ähnlich an; sehr vernünftig, aber manchmal etwas verwirrend. Gerade wollte Miss Seeton hinüberrufen, da trat die Gestalt in den Lichtschein. Miss Seeton konnte langes blondes Haar schimmern sehen.
    Das war doch nicht möglich. doch, es stimmte! Der gräßliche Bursche, der das Mädchen in London erstochen hatte. Miss Seeton spürte auf einmal, wie kalt ihr war. Das Wasser, natürlich. Der gräßliche Bursche ging zum Wagen zurück, beugte sich hinein, stolperte rückwärts und zog dabei eine andere Gestalt heraus. Ein Mädchen. Er hob den leblosen Körper hoch, schwang ihn über den Kopf und. oh, nein, nein, bitte – er konnte doch nicht. oh, nein, wie grauenhaft – schmetterte den Kopf gegen den Türrahmen.
    Verzweifelte Anstrengungen, um aus dem Wasser zu kommen. Man mußte ihn hindern. Er mußte sofort damit aufhören. Ihr Fuß rutschte ab, ihre Hand rutschte ab, sie glitt unter Wasser.
    Ihr Schrei ging in einem Gurgeln unter.
    Er lief zum Ufer und warf den leblosen Körper am Teichrand zu Boden, so daß er mit dem Kopf im Wasser lag. Den Boden absuchend, ging er weiter. Ein Knall, als sich wieder ein Schreckschuß löste. Er fuhr herum, duckte sich, Pistole in der Hand. Scheinwerfer aus der Ferne näherten sich. Er richtete sich auf, wartete einen Augenblick und rannte dann zur Straße. Der Wagen, den Miss Seeton in einiger Entfernung hatte stehen sehen, kam langsam heran, die Tür neben dem Beifahrersitz stand offen. Der junge Mann hatte ihn erreicht, sprang hinein. Die Tür knallte zu. Der Wagen beschleunigte sein Tempo.
     
    »Es ist zwecklos, Mr. Colvenden. Abgesehen von der Kopfverletzung – das Genick ist gebrochen. Sie war tot, ehe sie auf dem Wasser auftraf.« Widerstrebend ließ Nigel die tote Angela Venning wieder auf den grasbewachsenen Boden gleiten und stand auf. »Wir müssen den ärztlichen Bericht abwarten«, fuhr Delphick fort, »und den Boden bei Tageslicht absuchen, dann wissen wir mehr. Aber es sieht so aus, als hätte sie die Herrschaft über den Wagen verloren. Wahrscheinlich hat sie versucht, rauszuspringen, ist gegen den Baum geprallt, ehe es ihr gelang, ist hinausgeschleudert worden und hat dabei die Kopfverletzung davongetragen.
    Bleiben Sie hier, Sergeant, bis der Unfallwagen da ist – ich fahre weiter und suche Miss Seeton.«
    »Könnten Sie wohl meinen Sohn mitnehmen, Superintendent? Ich möchte nämlich.« Lady Colvenden holte tief Luft: ». ich glaube, es wäre besser, wenn ich zu Mrs. Venning fahre und ihr die Nachricht überbringe.«
    »Würden Sie das tun? Da wäre ich Ihnen sehr dankbar. Es ist rücksichtsvoller, wenn Sie es tun. Fahren wir also los, Mr. Colvenden. Die Streifenwagen kommen bestimmt bald, aber wir dürfen keine Zeit verlieren.« Delphick ging zu seinem Auto, und Nigel folgte ihm wie ein Schlafwandler. Lady Colvenden drehte sich noch einmal um und warf einen letzten Blick auf die Leiche des Mädchens und den zertrümmerten Wagen. Sie stutzte, lief ein paar Schritte zurück und kniete sich hin.
    »Sergeant.« Ihre Stimme war scharf. Bob Ranger rannte zu ihr hin. Seine Taschenlampe beleuchtete die Reste von Miss Seetons Hut, der zerquetscht unter einem Vorderrad lag. Stumm begann er, den Wagen in Spiralen zu umkreisen, wie ein riesiger, nach Spuren schnüffelnder Jagdhund. Die zweite Spirale brachte ihn ans Ufer. »Halten Sie die Taschenlampe, bitte.« Lady Colvenden lief zu ihm hin, nahm die Lampe und hielt sie ruhig. Da – wie ein von oben ins Bild zeigender Pfeil hing dort ein Schirm an einem Ast. Der Sergeant zog sich hastig Schuhe, Jackett und Hose aus und trat an den Teichrand. Der Kegel der Taschenlampe zitterte. Wenn er sprang, mußte es eine Flutwelle geben. Und vielleicht landete er – platsch, mitten auf. Lady Colvenden atmete auf, als sich Bob Ranger vorsichtig ins Wasser gleiten ließ. Die Taschenlampe leuchtete ihm voraus. Der Sergeant, brusttief im Wasser, tauchte und verschwand; einen Augenblick später kam er wieder hoch, ein durchweichtes Bündel auf den Armen. Er legte es

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