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Miss Seetons erster Fall

Miss Seetons erster Fall

Titel: Miss Seetons erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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jemand so aalglatt ist wie er, dann hat jemand anders das Nachsehen, sage ich immer.«
    Auch so kann man Mr. Trefold Morton und seine Tätigkeit charakterisieren, dachte Delphick, als er und der Sergeant zu ihrem Wagen zurückgingen.
    Im Büro des Anwalts in der High Street entdeckten sie nichts von unmittelbarem Interesse, von einem nichtetikettierten Tablettenröhrchen abgesehen, das sich in einem Arzneischränkchen im Waschraum neben Mr. Trefold Mortons Allerheiligstem befand. Es hatte genau die Form, wie sie von der Haushälterin beschrieben worden war. Wenn man es in der Hand hielt, sah es wie ein Tablettenröhrchen aus, am unteren Ende aber verbreiterte es sich wie ein Medizinfläschchen. »Damit es besser steht, vermutlich«, sagte Bob.
    »Ja, schon«, sagte Delphick. »Aber was anderes ist wichtiger, glaube ich: Ohne daß es besonders auffällt, ist es doch so anders geformt, daß man es nicht verwechseln kann.«
    Als der Superintendent und der Sergeant in der Polizeistation in Brettenden ankamen, standen die Zeiger der Uhr dort auf zwei Minuten vor zwei. Sie gingen direkt in das Büro, in dem man Mr. Trefold Morton noch immer durch Vernehmung festhielt, und lösten die beiden erschöpften Beamten ab, die nicht mehr wußten, was sie ihn fragen sollten und nur noch an Schlaf dachten.
    Delphick setzte sich stumm an den Schreibtisch und begann das Vernehmungsprotokoll zu lesen, das man ihm hingelegt hatte, ohne auf die Proteste des Anwalts zu reagieren.
    Fünf Minuten später schob er die Papiere beiseite, dann stellte er sich und Sergeant Ranger mit Rang und Namen vor.
    Mr. Trefold Morton sprang auf; er war ein Bild flammender Empörung. Es sei eine Unverschämtheit, er wiederholte: eine Unverschämtheit, ihn hier so lange festzuhalten, nur weil er Miss Seeton ein Stück in seinem Wagen mitgenommen habe. Wenn ihr etwas zugestoßen sei, nachdem er sie abgesetzt hatte – er wisse es nicht, natürlich nicht, denn man habe ihm nichts gesagt, ihn nur verhört wie einen gewöhnlichen Delinquenten –, falls also etwas passiert sein sollte, habe er damit nichts zu tun. Überhaupt nichts. Außerdem, schloß er triumphierend, wenn auch unklug, könne man ihm nichts beweisen.
    Delphick zog ihm den Boden unter den Füßen weg, indem er ihm in diesem Punkt zustimmte: Aufgrund der bis jetzt vorliegenden Beweise sei er augenblicklich nur ein wichtiger Zeuge in einem Fall von Mord und versuchtem Mord. Die Augen des Anwalts traten hervor. Die Frage der Komplizenschaft müsse untersucht werden – und zwar sehr gründlich –, aber erst in einem späteren Stadium. Und wenn man ihn nur aus diesem Grunde nicht hätte gehen lassen, dann wäre das tatsächlich eine Unverschämtheit.
    »Wie ich erfahre«, fuhr der Superintendent fort, »hat Sie der Geschäftsführer des Singing Swan regelmäßig in Ihrem Hause aufgesucht, und ich hätte gern eine Erklärung – hierfür.« Er knallte das Zettelpaket aus dem Safe auf den Tisch.
    Mr. Trefold Morton kollerte wie ein Truthahn, setzte sich wieder und gab zu, den Club finanziert zu haben. Er bestritt jedoch, auf das Geschäftsgebaren Einfluß zu haben oder darüber Bescheid zu wissen. Auch hätten ihn keine gewinnsüchtigen Motive dazu verleitet, sondern nur der lobenswerte Wunsch, den jungen Leuten des Orts ein paar Räumlichkeiten zu bieten, damit sie nicht auf Abwege kämen. Falls seine Großzügigkeit mißbraucht worden sei, könne man ihn nicht dafür verantwortlich machen.
    Delphick enthielt sich jeden Kommentars, blickte den Anwalt nur an und sagte: »Außerdem hätte ich gern eine ausführliche Erklärung zu diesen Eintragungen.« Er zog das schwarze Notizbuch aus der Tasche und hielt es hoch.
    Mr. Trefold Morton starrte wie hypnotisiert das Büchlein an; dann hob er instinktiv die Hände – es war eine Geste der Verzweiflung.
    Als Delphick sah, daß Trefold Morton aufgab, daß er, endlich, aus den Nähten platzte, griff er zum Telefon.
    »Geben Sie mir Chief Inspector Brinton in Ashford, bitte. Chris?. Die Begründung für die vorläufige Festnahme lautet: Veruntreuung und Vertrauensbruch. Ja. Übrigens, inzwischen haben wir etwas erfahren, das, glaube ich, Miss Seetons letzte Worte erklärt.« Aus dem Augenwinkel sah er, wie der Anwalt zusammenzuckte. »Sie wollte uns mitteilen, daß der Kerl, von dem wir kürzlich gesprochen haben, Lebel war. Eben. Und Ihnen auch. Gute Nacht.«

12
    »Ein widerlicher Bursche, finden Sie nicht, Sir?« sagte Bob, als er und sein

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