Miss Sophie, Sie können mir vertrauen
in gewisser Weise dagegen abgehärtet war. Ich ziehe es jedoch vor, mich dieser Art Schmerz nicht voll und ganz auszuliefern, die Sie empfinden müssen, wenn Sie einen Säugling im Arm halten und Ihnen dabei klar sein muss, dass es nie das eigene Kind sein wird.”
“Es tut mir leid, Sir, aber wir vertreten gegenteilige Ansichten. Ich könnte nicht leben, müsste ich alles vermeiden, das mich vielleicht erschrecken oder verletzen kann. Das mag nicht klug sein, aber so bin ich nun einmal. Emma dachte genauso. Sie hat mir einmal, nachdem ihr Mann bereits gefallen war, gesagt, ihrer beider Liebe sei für sie die Realität gewesen und sei es immer noch. Der Tod sei die Illusion. Sie sagte, es sei besser, die Freude erlebt zu haben, als sie nie gekannt zu haben, und dass sie, hätte sie gewusst, welcher Kummer ihr bevorsteht, sich dennoch an die Freude geklammert und jede Minute so durchlebt hätte, als wäre es ihre letzte.”
Diese schicksalsergebene Einstellung erschütterte Lord Helford bis ins Mark. In einer seltsamen Weise ergab sie einen Sinn. Miss Marsden hatte genügend Mut, sich so viel Lebensfreude zu verschaffen, wie sie konnte, und den nachfolgenden Schmerz zu akzeptieren, so wie sie auch die Courage gehabt hatte, vor die Kutsche zu springen, um dem Dorfjungen das Leben zu retten. Sie nahm ein Risiko auf sich und befasste sich später mit den Folgen. Es grauste David bei dem Gedanken, welchen Seelenschmerz sie sich dadurch einhandeln konnte.
Den Rest des Heimwegs legte man schweigend zurück. Vor dem Haus angekommen, saß Lord Helford nicht ab, sondern sagte nur: “Auf Wiedersehen, Miss Marsden, Kit. Bitte richten Sie Miss Andrews meine Grüße aus. Komm, Fanny.”
Benommen lenkte Sophie das Pferd zum Stall. Trotz ihrer Behauptung, sie könne nicht alles vermeiden, wodurch sie vielleicht verletzt wurde, gab es einige Dinge, die sie lieber vermied, zum Beispiel, dass Lord Helford ihr ins Herz blicken und ihr Seelenleben so deutlich erkennen konnte. Das war viel zu gefährlich, und der Schmerz würde nicht durch Freude ausgeglichen. Sie spielte buchstäblich mit dem Feuer, und es war ihr Herz, das dabei wahrscheinlich verbrannt wurde. Sie würde Lord Helford so wenig wie möglich sehen dürfen.
Daher begrüßte sie ihn beim nächsten Mal, als er Fanny zu ihr brachte, nur kurz und übergab ihm seine Nichte, als er sie abholen kam, ebenso kurz angebunden. Und so war es auch, als er Kit beim nächsten Mal abholte.
Er und die Kinder waren schon eine Weile fort, als jemand heftig an der Haustür läutete.
“Geh nachsehen, Anna, wer das ist. Ich bin nicht zu Haus.”
“Ja, Miss Sophie.” Einige Augenblicke später kehrte Anna zurück. “Sir Philip Garfield ist gekommen, Madam”, verkündete sie ärgerlich. “Er ließ sich jedoch nicht abweisen und ist in den Empfangssalon gegangen, als sei er hier zu Haus.”
“Ach, zur Hölle mit ihm!”, schimpfte Sophie. “Er lässt sich nie abweisen. Nun, ich habe versucht, höflich zu ihm zu sein. Aber jetzt werde ich keinen Zweifel daran lassen, dass er sich zum Teufel scheren soll.”
“Miss Sophie! Hüten Sie Ihre Zunge!”
Sophie streckte Anna die Zunge heraus. “Ich hoffe, ich kann Sir Philip dieses Mal davon überzeugen, dass ich seinen Heiratsantrag nie annehmen werde und es für ihn besser ist, wenn ich das nicht tue.”
Sie ging in den Empfangssalon, begrüßte frostig den Baronet und erklärte ihm, er sei umsonst gekommen.
“In der Vergangenheit haben Sie wiederholt um meine Hand angehalten, und ich habe jedes Mal versucht, Sie nicht durch eine allzu freimütige Antwort zu verletzen. Jetzt sage ich Ihnen jedoch unumwunden, dass mich der Gedanke anwidert, Ihre Frau zu sein, und ich unter gar keinen Umständen in Betracht ziehen werde, Sie zu heiraten. Bitte nehmen Sie das als meine endgültige Antwort, und hören Sie auf, mich zu belästigen.” Sophie war überzeugt, dass damit die Sache erledigt war.
Bei jedem anderen Mann wäre das wahrscheinlich der Fall gewesen. Leider war Sir Philip so von sich selbst überzeugt, dass er Miss Marsdens Ablehnung als Herausforderung an seine Männlichkeit betrachtete und sich dementsprechend aufführte.
Ehe Sophie auch nur den Feuerhaken hatte ergreifen können, fand sie sich in Sir Philips sie fast erdrückenden Armen wieder. Mit einer Hand versuchte der Baronet, ihr den Kopf in den Nacken zu biegen, und drückte im Bemühen, sie auf den Mund zu küssen, mit seinen nassen Lippen unbeholfen Küsse auf ihr
Weitere Kostenlose Bücher