Miss Sophie, Sie können mir vertrauen
lediglich vorgehabt, den bekümmerten Ausdruck in ihrem Gesicht zu vertreiben, die Sache dadurch jedoch noch unendlich viel schlimmer gemacht.
Bis zum Ende des Essens beschränkte er sich darauf, mit Lady Stanford und Penelope zu plaudern und sich einzureden, er sei froh darüber, Thomas als Beschützer neben Miss Marsden sitzen zu sehen.
11. KAPITEL
Lady Stanford beglückwünschte Lord Helford zu seinem Koch. Sie war viel zu durchtrieben, um ihn merken zu lassen, wie wütend sie war. Das Letzte, was sie jetzt wollte, war, dass er annahm, sein Heiratsantrag werde nicht angenommen. Es war von größter Wichtigkeit, dass Lucinda ihn heiratete. Lady Stanford wusste, dass sie sich zum Gespött aller ihrer Bekannten machte, wenn ihre Tochter nach London zurückkehrte, ohne verlobt zu sein.
“Ich zahle meinem Koch einen guten Lohn”, erwiderte David mit höflichem Lächeln. “Es gibt nur wenige Dienstleistungen, Madam, die man sich nicht mit Geld erkaufen kann.”
“Ganz recht. Eine erniedrigende Erkenntnis, nicht wahr?” Unbedacht ließ Lady Stanford in diesem Moment den Blick auf Miss Marsden verweilen, und ein verächtliches Lächeln lag um ihre Lippen, derweil sie überlegte, welchen Preis die kleine Schlampe für ihre Dienste von Helford verlangte.
David sah, wen sie anschaute, ahnte, was sie dachte, und zog die schwarzen Brauen zusammen. Vor Wut, jemand könne denken, er würde eine schutzlose Dame wie Miss Marsden ausnutzen, verschlug es ihm die Sprache. Es war die Höhe, Miss Marsden so zu beleidigen. Aber er hatte sie für solche Beleidigungen verwundbar gemacht.
In diesem unglücklichen Moment sah sie zufällig zum Ende der Tafel und Lady Stanfords verächtlichen Blick auf sich ruhen. Und Lord Helford blickte sie so finster an, als hätte sie ihn tödlich beleidigt. Wider Willen starrte sie ihn an. Ihre Augen hatten einen verwirrten, verletzten Ausdruck. Sie fragte sich, was sie getan haben mochte. Leicht zitternd senkte sie den Blick und setzte, als sie sich Captain Hampton zuwandte, eine fröhliche Miene auf.
David sah den sich in ihrem Gesicht ausdrückenden Schmerz und zuckte innerlich zusammen, als ihm klar wurde, dass er sie unabsichtlich verletzt und sie sich ohne jedes Zögern Trost suchend an seinen besten Freund gewandt hatte. Du lieber Gott! Würde er nie aufhören, sie zu verletzen? Jäh wurde er sich gewahr, dass sie ebenso verletzbar war wie er.
Wie zum Teufel sollte er das überleben? Nie zuvor war er sich des Dranges bewusst gewesen, einer Frau jeden Kummer zu nehmen, sie vor dem leichtesten Windhauch zu bewahren, ihr alle Lasten abzunehmen und sicherzustellen, dass sie nie mehr einen anderen Mann ansah. Und er konnte nichts anderes tun als sie verletzen und zu nötigen, sich Trost suchend an seinen ältesten Freund zu wenden.
Die Liebe schien alles durcheinander zu bringen. Er konnte nicht mehr klar denken, weil er Miss Sophie so sehr begehrte. Doch selbst damit verhielt es sich jetzt anders als früher. In der Vergangenheit war es ihm immer um sein Vergnügen, seine Bedürfnisse gegangen. Das war der Grund, warum er stets darauf geachtet hatte, mit erfahrenen Frauen zu schlafen. Ihnen Wonnen zu verschaffen, war lediglich Teil der Bezahlung, nicht mehr.
Verzweifelt dachte er, dass es mit Miss Sophie anders gewesen wäre, so, als … als ob er zum ersten Male jemanden von Herzen liebte. Zum ersten Mal hatte er den Wunsch, eine Frau glücklich zu machen und nicht nur sein eigenes Vergnügen zu suchen. Mehr noch, er selbst wollte sich ihr schenken, ihr nicht nur Vergnügen bereiten.
Als die Damen sich erhoben, um sich ins Gesellschaftszimmer zurückzuziehen, sagte er sehr leise zu Penelope: “Richte Miss Marsden bitte aus, dass ich sie unbedingt unter vier Augen sprechen möchte und sie daher nach Haus bringen werde.” Er durfte nicht zulassen, dass Miss Sophie glaubte, er habe eine so niedrige Meinung von ihr. Er musste sich bei ihr entschuldigen. Und das konnte er nicht vor allen Leuten tun.
Penelope verengte die Augen und erwiderte ernst: “Ich hoffe, du nimmst die gebotene Rücksicht auf Miss Sophies Ruf!”
David zwinkerte. Nie zuvor hatte er eine Frau ihn derart unnachgiebig warnen gehört. Ehe er jedoch etwas erwidern konnte, hatte Penelope sich den anderen Damen angeschlossen und mit ihnen den Raum verlassen.
Im Gesellschaftszimmer hielt Sophie tapfer dem Beschuss Stand. Lady Lucinda und ihre Mama versuchten mit dreister und unverschämter Hartnäckigkeit, die
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