Miss Sophie, Sie können mir vertrauen
Bedeutung von Sir Philips Bemerkung zu ergründen.
“Können wir Ihnen gratulieren, Miss Marsden?”, säuselte Lady Lucinda in anzüglichem Ton.
“Sir Philip hat mir oft genug aus Beunruhigung darüber, wie ich meinen Neffen erziehe, seinen Rat angeboten”, antwortete Sophie, äußerlich die Ruhe selbst. “Ich sehe nicht, dass das ein Anlass ist, mir zu gratulieren.” Innerlich kochte sie vor Wut darüber, dass Lady Lucinda mit der Frage, ob sie ihr gratulieren könne, hatte durchblicken lassen, sie habe es erfolgreich darauf angelegt, sich einen Ehemann zu angeln. Einer Frau wünschte man Glück, aber einem Mann gratulierte man.
“Oh, wie enttäuschend! Ich hatte gedacht, Sir Philip habe etwas anderes gemeint”, sagte Lady Stanford heuchlerisch. “Ich glaube jedoch, dass er genau der Richtige für Sie ist. Zweifellos wird er Sie sehr viel besser … zufriedenstellen können als Helford”, setzte sie triumphierend hinzu.
Vor Wut über die doppeldeutigen Worte wurde Sophie leichenblass und wollte Lady Stanford eine scharfe Antwort geben.
“Ja, wirklich!”, warf Lady Lucinda ein. “Ich wette, der Gedanke zu heiraten ist Ihnen nie in den Sinn gekommen.”
“Nein”, bestätigte Sophie mit allem Nachdruck. “Frauen, die auf der Suche nach einem Ehemann waren, ihre dabei angewandten Schliche und ihr anstößiges, unverschämtes Betragen haben mir ein so abschreckendes Beispiel gegeben, dass ich mich entschlossen habe, es anderen Frauen zu überlassen, die Ehe in Erwägung zu ziehen.”
“Gut gesagt, Miss Marsden”, warf Kate Asterfield ein. “Sie erinnern uns alle daran, dass Frauen, die zu eifrig darauf bedacht sind, in den Stand der Ehe zu treten, Gefahr laufen, vulgär zu werden. So, und nun erläutern Sie mir und Penelope, wie man einen Jungen erziehen sollte. Sie verzweifelt an ihrem Sohn, der das Gesicht seiner Schwester hellblau angestrichen hat. Und ich werde im Winter niederkommen und lege großen Wert auf jeden vernünftigen Rat, den ich bekommen kann.” Mrs Asterfield hakte sich bei Sophie ein und führte sie zu Lady Darleston. Sie wusste, dass Lady Stanford und Lady Lucinda sie hinter ihrem Rücken in Stücke rissen, doch das war ihr gleich. “So, jetzt sind Sie in der besten Gesellschaft, meine Liebe. Davids Taktlosigkeit wird bestimmt bald vergessen sein, weil die beiden … Damen jetzt etwas anderes haben, über das sie sich den Mund zerreißen können.”
“Sind Sie wirklich guter Hoffnung?”, fragte Sophie zaghaft.
“Ja”, antwortete Kate strahlend. “Aber noch weiß Ned das nicht. Das werde ich ihm heute Abend mitteilen.”
Man plauderte eine Weile angeregt, bis die Herren ins Gesellschaftszimmer kamen. Kaum hatte David die Türschwelle überquert, suchte er Miss Marsden. Ah! Da war sie! Es erleichterte ihn, sie mit Mrs Asterfield und Penelope zusammen zu sehen. Offenbar fühlte sie sich in deren Gesellschaft wohl. Am liebsten wäre er gleich zu ihr gegangen, hielt es jedoch für ratsamer, das zu unterlassen.
“Ich bin sicher, Lady Lucinda kann hervorragend auf dem Pianoforte spielen”, sagte Mrs Henshaw in diesem Moment. “Vielleicht ist es nicht zu viel verlangt …”
Lady Lucinda hatte nichts dagegen, ihr Talent unter Beweis zu stellen. Sie hatte die besten Musiklehrer gehabt und wusste, dass sie ausgezeichnet spielte. Und das würde Helford gewiss daran erinnern, dass sie eine gute Partie war. Zweifellos verstand Miss Marsden es nur mittelmäßig, auf dem Pianoforte zu spielen. Schließlich stand in ihrem Salon nur ein Cembalo, das altmodisch und äußerst schäbig war.
Lady Lucinda setzte sich an den Broadwood-Flügel und trug ein schwieriges Stück vor. David fand jedoch, ihrem Vortrag fehle das gewisse Etwas, das die Musik zum Klingen und das Instrument zum Schwingen gebracht hätte. Trotzdem fiel er in den Applaus ein und nickte höflich, nachdem Lady Stanford zu ihm gesagt hatte, sie finde, ihre Tochter habe einen tadellosen Geschmack.
Graziös lächelnd nahm Lady Lucinda den Beifall entgegen. Sie hätte gern noch etwas vorgespielt, doch Lady Maria war anderer Meinung und forderte Lady Darleston auf, etwas vorzutragen.
Sophie empfand es als angenehm, dass die Countess of Darleston sich nicht zierte. Penelope setzte sich an den Broadwood und verkündete: “Beethovens ‘Appassionata’.”
So hatte Sophie Musik noch nie vorgetragen gehört. Das Instrument sang und schluchzte unter Lady Darlestons schlanken Fingern.
Und David fiel sofort auf, was er
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