Miss Winbolt ist schockiert
Kinder zu ihr nach Shearings, anstatt sie bei Lady Deardon zu lassen. Die Nachbarschaft war sich inzwischen sicher, dass die Verlobung zwischen Emily Winbolt und William Ashenden kurz bevor stand. Viele freuten sich für Emily und wünschten Sir William, dass seine Bemühungen um Charlwood sich auszahlen würden. Natürlich gab es auch den ein oder anderen, der sich den missgünstigen Kommentar nicht verkneifen konnte, dass Sir William sich die richtige Frau für ein solch kostspieliges Unternehmen gesucht habe.
Maria Fenton gehörte nicht zum Kreis der Wohlmeinenden. Unter dem Vorwand, Rosa besuchen zu wollen, erschien sie in Shearings, während William sich gerade in London befand. Beim Abschied bat sie Emily, sie zur Kutsche zu begleiten. „Mir wurde erzählt, dass Sie eine Expertin in Sachen Gartenbau sind“, sagte sie. „Ich würde gern Ihren Rat zu einigen Pflanzen hören, die ich kürzlich erhalten habe.“
Der Vorwand wirkte fadenscheinig; da Emily indes keine Ausrede einfiel, begleitete sie den Gast widerstrebend nach draußen.
„Ich habe William zu den Pflanzen befragen wollen, als er mir kürzlich die Gärten von Charlwood zeigte“, erklärte Mrs. Fenton. „Aber der Besuch dort endete ziemlich unangenehm.“
„Das tut mir leid. William ist im Hinblick auf Botanik keine große Hilfe“, erwiderte Emily lächelnd.
„Ja, vermutlich war das dumm von mir. Außerdem galt mein Interesse auch eher dem Haus als den Gärten. William und ich hatten so oft darüber gesprochen, und er wollte, dass ich ihn berate. Er weiß, dass ich einiges von Innenausstattung verstehe. Nach dem, was dann passierte, war es mir indes unmöglich, ihm weiterhin zu helfen.“
„Oh? Warum nicht?“
„Das kann ich Ihnen unmöglich erzählen.“
Emily blickte sie ungläubig an. Mrs. Fenton war ihr nie geheuer gewesen, und sie war sich sicher, dass die Abneigung auf Gegenseitigkeit beruhte. Offenkundig wollte diese Frau ihr unbedingt alles über den Besuch in Charlwood erzählen. Emily hatte keine Lust, ihr diese Genugtuung zu gewähren, und sagte ernst: „Es liegt mir fern, Sie dazu zu bringen, auch nur ein Wort darüber zu verlieren, Mrs. Fenton.“
Eine Spur von Verärgerung zeigte sich auf Marias Gesicht. Dann erklärte sie: „Ich zögere, weil mir schon früh beigebracht wurde, nicht über meine Eroberungen zu sprechen, vor allem, wenn ich den fraglichen Gentleman habe enttäuschen müssen.“
„Eine Unterweisung, der ich von Herzen zustimme.“
„Allerdings weiß ich, dass ich mich auf Ihre Verschwiegenheit verlassen kann, Miss Winbolt. Sir William beabsichtigte, um meine Hand anzuhalten, und ich wollte ihn nicht ermutigen. Sicher verstehen Sie meine Zweifel besser als alle anderen. Vermögende Frauen wie wir müssen oft erfahren, dass nicht wir, sondern unser Geld geliebt wird.“
Langsam verstand Emily, warum sie zu diesem Gespräch unter vier Augen gedrängt worden war. Natürlich geht es um Pflanzen! Frostig erwiderte sie: „Sie glauben doch nicht ernsthaft, Sir William würde Ihnen nur um Ihres Vermögens willen einen Antrag machen? Damit unterschätzen Sie wohl Ihre eigenen Reize, Mrs. Fenton.“
„Oh, selbstverständlich hat er sich, wie die meisten Männer, auch zu mir hingezogen gefühlt. Aber nicht in einem Maße, das mir genügt hätte. Ich weiß, dass die Instandsetzung von Charlwood Unsummen verschlingt. Vermutlich sind Williams Reserven längst aufgebraucht. Die Arbeiten am Herrenhaus sind zwischenzeitlich sogar ganz zum Erliegen gekommen. Es war eine peinliche Sache, vor allem, weil er mir so leid tat, wo er doch diese bedauernswerte Nichte und den armen Neffen am Hals hat. Falls es wirklich seine Nichte und sein Neffe sind. Das Mädchen sieht ihm sehr ähnlich, finden Sie nicht? Aber jetzt brauche ich mir darüber keine Gedanken mehr zu machen. Ich war so erleichtert, als ich hörte, er habe eine andere Retterin gefunden.“ Sie lachte unbekümmert. „Er hat mir einmal erzählt, Ihr Besuch in Charlwood wäre rein geschäftlicher Natur. Ich dachte, er spräche vom Garten, aber jetzt … Es handelte sich wohl doch um ein ernsteres Geschäft. Was ist er doch für ein gerissener Mann.“
Emily zitterte vor Zorn. „Sir William Ashenden gehört zu den freundlichsten und ehrenwertesten Männern, die ich kenne. Wohingegen Sie, Mrs. Fenton … Lassen Sie mich Ihnen gegenüber ehrlicher sein, als Sie es mir gegenüber gewesen sind. Ich nehme an, der Zweck Ihres heutigen Besuchs bestand darin, meine
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