Miss Winbolt ist schockiert
sie mit Mitgiftjägern konfrontiert worden. Schon in sehr jungen Jahren war sie das Opfer einer dieser Männer geworden und erst im letzten Moment vor einer katastrophalen Ehe bewahrt worden. „Einen kalten Fisch“ hatte er sie gegenüber der Frau genannt, die er tatsächlich liebte. „Ich würde eher mit einem Eisblock ins Bett gehen“, hatte er hinzugefügt. Verletzt und gedemütigt, wie sie war, hatte sie seitdem stets das Schlimmste von jedem Mann angenommen, der sich für sie interessierte.
Die Kommentare zu Williams Beweggründen gingen ihr nun nicht mehr aus dem Kopf, und die alten Zweifel nagten an ihr. Zog er einfach nur einen zynischen Vorteil aus ihrer Einsamkeit, um seine Unternehmungen in Charlwood zu finanzieren? Was weiß ich schon über Williams finanzielle Reserven? In einem Punkt hatte Maria Fenton nicht gelogen. Es hatte Verzögerungen bei den Bauarbeiten gegeben, woraufhin William wegen „einiger Geschäftsangelegenheiten“ nach London gereist war. Erstmals fragte sie sich nun, was er damit genau gemeint hatte.
Nachdem sie zu Bett gegangen war, dachte Emily im Laufe der Nacht mehr und mehr an William selbst, und die Zweifel verschwanden. Er war ein Ehrenmann. Sie hatte viel Zeit mit ihm verbracht und spürte, dass sie niemanden besser kannte als ihn – seine Klugheit, seine Geduld, seinen Humor, seine Spottlust, seine Ehrlichkeit und seine Entschlossenheit, das Versprechen zu halten, das er seinem Bruder gegeben hatte, gut für die Kinder zu sorgen. Sie mochte William und fühlte sich ihm nah. Ich sollte auf mein eigenes Urteil vertrauen, beschloss Emily und schlief endlich ein, wobei sie sich darauf freute, ihn wiederzusehen, seine Stimme zu hören, in seiner Nähe zu sein …
Als Emily das nächste Mal nach Charlwood kam, waren die Arbeiten am Herrenhaus wieder aufgenommen worden. Sie erkundigte sich nach dem Grund für die Unterbrechung und erfuhr von William, dass die Arbeiter einen Fehler bei der Materialbestellung gemacht hatten, der aber inzwischen korrigiert worden sei. So viel zu Maria Fentons Behauptungen! Wie dumm sie gewesen war, auf eine solche Frau zu hören!
Später spazierten sie gemeinsam zum Gartenhaus. Während die Kinder einander die Anhöhe hoch- und hinunterjagten, standen sie da und genossen die Aussicht. Das satte Grün des Sommers färbte sich herbstlich.
Emily blickte in den wolkenlosen Himmel und seufzte zufrieden. „Wie schön es hier ist! Ich hoffe, die Kinder werden glücklich auf Charlwood.“ William ergriff ihre Hände und sah sie ernst an: „Sie haben eine furchtbare Zeit hinter sich. Jetzt will ich, dass sie ein liebevolles Zuhause bekommen. Willst du mir dabei helfen? Es wird Zeit, dass du mir deine Entscheidung mitteilst.“
In der Nacht nach dem Gespräch mit Rosa hatte Emily einen Entschluss gefasst und antwortete ihm ohne zu zögern: „Ja, ich werde dich heiraten. Und ich will versuchen, die Kinder so glücklich wie möglich zu machen.“ Laura und James befanden sich gerade am Fuß der Anhöhe, winkten und rannten auf sie zu. Sie kicherten und schienen über und über von Grashalmen übersät. Während sie näher kamen, flüsterte sie: „Ich habe die beiden längst fest in mein Herz geschlossen, William.“
„Das weiß ich. Ich schwöre dir, dass du deine Entscheidung niemals bereuen wirst.“ Er umarmte sie und küsste sie langsam und zärtlich. Für einen Augenblick fühlte sie sich wieder wie in der Mulde unter der Eiche, überwältigt von der Magie seines Kusses. Dann waren die Kinder bei ihnen.
Laura klatschte in die Hände und forderte, ebenfalls geküsst zu werden. James fragte unverblümt: „Warum küsst du Miss Winbolt, Onkel William?“
„Weil ich sie heiraten werde, mein Großer, und wir werden alle zusammen in Charlwood leben.“
James’ ernste Miene wich einem erleichterten Grinsen, und Laura hüpfte vor Freude um sie herum. „Ich habe es dir ja gesagt, James, ich wusste, dass sie uns mag!“, rief sie fröhlich. Beide waren so aufgeregt, dass sie johlend und schreiend durch den Garten liefen.
„Vielleicht war meine Reaktion auf deine Zusage zu verhalten, und ich hätte wenigstens einen Luftsprung oder einen Purzelbaum machen sollen?“, bemerkte William.
Emily verspürte ein tiefes Glück. „Ich bin froh, dass du es nicht getan hast“, antwortete sie. „Dein Kuss war … war mehr als ausreichend. Ich weiß nicht, ob ich noch mehr Aufregung verkraftet hätte.“
„Das war noch lange nicht alles“, versprach er
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