Miss Wyoming
japanischen Fernsehspot damals aus dem New Otani geklaut hatte, auf die Veranda schlendern. Eine nackte kleine Nymphe namens Amber Van Witten, aus der Fernsehserie Home Life, trippelte einen Pfirsich essend hinter ihm her. Larry rief den Iranern zu: »Schon gut, Hakim - die gehört zu mir«, und die Iraner, die Amber mit offenem Mund anstarrten, riefen die Hunde zurück, die daraufhin lammfromm auf Susan zutollten, um an der Urinpfütze zu ihren Füßen zu schnuppern.
Larry winkte Susan ins Haus. Sie folgte ihm in sein Arbeitszimmer, wo er sie aufforderte, sich auf ein Handtuch zu setzen, das er auf die Fliesen vorm Kamin legte. Sie glühte vor Scham.
»Susan, es ist aus.«
Sie hob an, »Aber Larry« zu sagen, aber ihre Hose scheuerte, der Urin war kalt geworden, und Amber steckte den Kopf durch die Walnussholztür. (»Oh, hi, Susan.«) Susan verstummte.
Larry sagte, ihm läge daran, dass sie Freunde blieben - und da wurde Susan wirklich klar, dass es aus war. Larry sagte, er habe eine Idee, und er könne Susans Hilfe gebrauchen, wenn sie bereit wäre, mitzumachen. Er managte seit kurzem eine neue Band aus England mit dem Namen Steel Mountain -»Headbanger-Mucke für Provinz-Teenies«. Es hatte Komplikationen mit der Einwanderungsbehörde gegeben, und der Leadsänger der Band, Chris Thraice, brauchte eine Green Card oder ein H-l-Visum. Wenn Susan sich bereit erklären würde, ihn zu heiraten, um ihm die Einreise zu ermöglichen, würde sie 10000 Dollar im Monat verdienen, in Chris' Haus wohnen - raus aus der Kelton Street - und in einer anderen gesellschaftlichen Position als der des erfolglosen ehemaligen Kinderstars Susan Colgate in Szenekreisen verkehren können. Sie fragte ihn, was der Haken daran sei, und er sagte, es gäbe keinen, Chris sei ein verkappter Schwuler, daher würde ihr sogar Sex erspart bleiben.
Eine Woche später heiratete sie Chris in Las Vegas und schmückte das Peop/e-Cover in einem schwarzen, geradezu sportlichen Betsy-Johnson-Kleid. Noch nie war in ihrer Karriere so viel über sie berichtet worden. Musik war tatsächlich eine völlig andere Liga.
Sie war 140 Konzerte pro Jahr auf Tour: Backstage-Ausweise, die ihr überall Zutritt verschafften, vegetarisches Essen vom Catering-Service, Fußballstadien und Arenen. Uberall, wo sie hinkamen, erfüllten ihnen kleine Trolle am Bühnenrand ihre ausgefallensten Drogenwünsche. Es war eine schnelle, ungezügelte Zeit, aber durchsetzt mit toten Flecken und Zeitlöchern in Hyatt-Suiten, Americruiser-Bussen und Business-Lounges an Flughäfen. Susan fühlte sich, als säße sie in einer bequemen Limousine mit einer gut bestückten Bar, die ganz langsam von einem betrunkenen Chauffeur gefahren wurde. Larry war rund um die Uhr dabei, aber nun verkehrten sie nur noch geschäftlich miteinander. Der Spaß war vorbei oder vielmehr weitergezogen. Chris fiel es leichter als Susan, jemanden fürs Bett zu finden. Wenn sie eine Vorliebe für Bassisten mit strähnigen Haaren, schweren Drogenproblemen und Dickdarmatem gehabt hätte, wäre sie im siebten Himmel gewesen - aber dem war nicht so. Das Einzige, was sie bei der Stange hielt, war die freie Verfügbarkeit von Drogen, aber ein paar gut platzierte Fragen an Leute an den Rändern des Geschehens erlaubten ihr, sich ihren eigenen Vorrat in Los Angeles anzulegen, und schließlich schlug sie ihr Lager in Chris' Space-Needle-Haus, auf.
»Ich würde dich ja mit meinen lesbischen Freundinnen bekannt machen«, sagte Dreama, »aber ich glaube nicht, dass du bei denen finden würdest, wonach du suchst. Und wie kannst du dich überhaupt weiterhin von diesen Phallokraten in so eine Opferrolle drängen lassen?«
Susan hörte gar nicht auf Dreamas Political-Correctness-Geschwafel. »Chris sagt, ich soll mir einfach Callboys ins Haus holen und die Kosten der Firma in Rechnung stellen. So was Verlogenes. Er hat herausgefunden, dass ich mich mit anderen Männern treffe - oder es zumindest versuche -, und da hat er sich in den Killer Bunny von Monty Python verwandelt, weil ich damit seine Green Card aufs Spiel setze. Wenn er in diesem Moment in dieses Zimmer käme, würden wir uns vermutlich gegenseitig in Stücke reißen.«
»Es muss doch irgendeine Möglichkeit für dich geben, jemanden kennen zu lernen.«
»Die einzige Möglichkeit, in L.A. jemanden kennen zu lernen, Dreama, ist durch eine Arbeit, die ich nicht habe.« Nach knapp drei Jahren Ehe brachte Chris eine Platte heraus, die ein totaler Flop wurde. Gemäß den
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