Miss Wyoming
hinter uns, nicht wahr? Das ist schon sehr lange her.« Sie leerte ihr Glas. »Aber diese Fotos«, sagte Randy, »und all diese Geschichten, die Woche für Woche in der Boulevardpresse standen - ›Chris und Sexy Sue - Liebesorgie auf Hawaii ‹ - der große, stämmige Chris mit den Kratzspuren auf dem Rücken. Ich hab sie doch gesehen.«
»Die Kratzspuren? Sein Masseur, Dominic. Ich war derweil in Honolulu und hab mir die Augenlider operieren lassen.«
»Dein Tattoo - da stand FÜR IMMER CHRIS.« Randys Desillusionierung wurde immer lauter. »Aber andererseits glaube ich nicht, dass ich es bei Eugenes Geburt gesehen habe.«
»Nein, hast du nicht. Ich habe es für ein Foto-Shooting für Paris Match machen lassen. Es wurde 1996 per Laser entfernt.« Susan stand auf und schüttelte den Kopf, als seien ihre Haare nass, dann baute sie sich direkt vor Randy auf. »Randy, sieh mich an, ja? Das sind alles Lügen, Randy. Alles. Nicht nur die Geschichten über mich. Über Chris. Über die anderen. Über wen auch immer. Über jeden. Alles, was du gelesen hast. Das ist alles Quatsch, Lügen und Verzerrungen. Alles. Lügen. Deshalb sind die Lügen, die du verbreitest, so lustig, Randy. Das sind ehrliche Lügen.«
Das Baby schnarchte. Ein Video, das ohne Bild im Recorder gelaufen war, erreichte das Ende der Spule und machte klonk. Susan versuchte, einen anderen Tonfall anzuschlagen. »Apropos, Randy: Was ist die große Lüge des Tages?« Randy gluckste. »Whitney Houston.« »O je.«
»Aber das mit ihrem linken Fuß stimmt.«
»Was ist mit ihrem linken Fuß?« Susan spielte mit.
»Hast du's noch nicht gehört?«
»Erzähl's mir.«
»Es ist ganz schön krank.«
»Jetzt sag schon!«
»Ein Huf.«
»O Randy.«
Kapitel Achtundzwanzig
Nach den Dreharbeiten zu ihrem japanischen Fernseh-Werbespot in Guam (»Hey, Leute - Let's Pocari!«) kam Susan in dem frischen Wissen zurück nach Los Angeles, dass der Sender beschlossen hatte, Meet tbe Blooms nicht zu verlängern. Larry war in Europa, und er telefonierte stundenlang mit Susan, um ihr zu versichern, dass ihre vielversprechende Karriere noch gar nicht begonnen hatte.
Sie schmiss eine Duty-Free-Tasche mit gefalteten japanischen Papierkranichen in einen Schrank. Sie wartete drei Wochen, bevor sie ihr Reisegepäck auspackte. Sie nahm lange Bäder und sprach mit keinem außer Larry, bis sie ihre Filiale der First-Interstate-Bank besuchte und erfuhr, dass ihr langfristig angelegtes Sparkonto, auf das sie jahrelang regelmäßig stattliche Summen eingezahlt hatte, leer war. Ihr Anwalt befand sich in einem AIDS-Reha-Hospiz und konnte ihr nicht helfen, und ihr Steuerberater hatte vor kurzem nach ein paar Bausparkassenskandalen die Stadt verlassen, daher engagierte Larry teure neue Anwälte und Steuerberater. Sie durchforsteten Susans Leben, und nach monatelangem Gezerre um Dokumente, Versteckspielen mit Rezeptionisten und endlosem Hin- und Hertelefonieren erfuhr Susan, dass Marilyn Susans Ersparnisse ganz legal an sich gebracht und dann verprasst hatte - Marilyn, die kaum mehr für sie gewesen war als ein monatlicher Pflichtbesuch in Encino.
»Einer meiner Numerologie-Klienten war ein Kinderstar«, sagte Dreama, die damals allein in North Hollywood lebte. »Der ist auf diese Weise auch sein ganzes Geld losgeworden. Aber es gibt doch dieses, wie heißt das noch mal - Coogan Law, oder? Ich dachte, die Rechtsprechung wäre jetzt so, dass Eltern ihre Kinder nicht mehr um die Kohle bescheißen können. «
Susan, voll gepumpt mit Beruhigungsmitteln, rief Dreama in dieser Zeit häufig an. Sie murmelte: »Dreama, Dreama, Dreama - man muss nur mal spät von einem Shooting nach Hause kommen, zugeknallt mit ungefähr dreihundert Dexatrim, ein oder zwei Dokumente unterzeichnen, die in einem ganzen Stapel vergraben lagen, und schon ist alles weg.«
»Ihr beide müsst doch miteinander geredet haben ...«
»Wir haben uns bekriegt.«
»Was sagt sie denn? Ich meine ...«
»Sie sagt, ich schuldete es ihr. Sie meint, ohne sie wäre ich nichts. Und weißt du, was sie mir gesagt hat, als sich herausstellte, dass sie mir alles genommen hatte, was ich besaß? Sie sagte: ›Das ist der Preis, den man dafür zahlt, Tinseltown-Trash zu sein. ‹ «
Dreama, sonst nicht kreischig, kreischte: »Tinseltownf« Larry zahlte weiter die Miete für die Wohnung in der Kelton Street, doch er eröffnete Susan, sein Steuerberater habe ihm geraten, die Zahlungen nach einem Jahr oder sobald
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