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Miss Wyoming

Miss Wyoming

Titel: Miss Wyoming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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rief an. »John, wie hast du Vanessa dazu gekriegt, einen MSP zu machen?« 
    »Einen was?«
    »Ich muss Vanessa anrufen. Ich ruf dich gleich wieder an.« Beide Männer wählten blitzschnell Vanessas Nummer, aber Ryan kam zuerst durch. In Johns Körper begann es vor Neugier zu pochen, ein Wissensdurst, der sich wie Sexhunger anfühlte. Er ging wieder ins Gästehaus, pickte an einem Stück kalter Pizza im Kühlschrank herum und warf ein paar Werbezettel für einen chinesischen Bringservice in den Müll. Das Telefon klingelte. Vanessa sagte: »Aha, Nummer 11 hat also über den MSP geplaudert.«
    »Nicht wirklich«, sagte John. »Aber weißt du was? Ich werd mal raten. Du und deine eierköpfigen Busenfreunde besitzen irgendein furchteinflößendes neues Gerät, mit dem man einen verirrten Hamster im Weltall aufspüren kann. Hab ich Recht?«
    »Du bist ja ein ganz Schlauer. Lass uns im Ivy by the Sea Mittag essen. Ich will nicht extra aus Santa Monica rausfahren. Lass mal deine tollen Beziehungen spielen und reservier einen Tisch für drei.«
    John war zu früh dran, dann kam Vanessa. Um sie herum klapperte Geschirr und klirrten Gläser, draußen lärmten Autos und kreischten Möwen. Jeden von beiden quälten andere Sorgen. Vanessa sprach aus, was sie dachte. »Ich verliere meinen Job, wenn ich erwischt werde. Was red ich da? Ich werde erwischt. Es ist nur eine Frage von Minuten, bis sie mich schnappen.«
    »Wobei schnappen, Vanessa?«
    »Das wirst du noch früh genug erfahren.« Sie baute einen Tetraeder aus Besteck, indem sie mit den Zinken ihrer Gabel einen Löffel und ein Messer zusammenklemmte. John merkte, dass sie ihn etwas fragen wollte, und er hatte Recht. »John ...« 
    »Ja, Vanessa?«
    »Findest du mich ...«, sie holte tief Luft, »... kalt?«
    »Was? O Mann, Vanessa, nimm mich bloß nicht zu ernst. Das ist keine gute Idee.«
    »Bild dir nur nichts ein, John. Aber mal ehrlich: Glaubst du, ich wäre fähig ...« 
    »Fähig wozu?«
    Vanessa errötete. »Ist das peinlich. Okay, ich sag's: geliebt zu werden.« Vanessa machte ein Gesicht, als sei ihr plötzlich bewusst geworden, dass sie sich nackt in der Öffentlichkeit bewegte.
    »Ja, natürlich bist du das, Vanessa. Aber ...«
    »Aber was?« Vanessas Stimme verriet zum ersten Mal, seit John sie kannte, Schwäche.
    »Du bist liebenswert, Vanessa.« John zerbrach sich den Kopf, wie er das, was er als Nächstes sagen wollte, in Worte fassen konnte. »Aber du musst dir die Brust aufreißen, frische Luft an dein Herz lassen und dir einen Sonnenbrand darauf holen, und das kann einem verdammt Angst machen.« Er biss auf einen Eiswürfel. »Die meisten Menschen tun das offenbar ganz automatisch. Aber du und ich - wir schrecken davor zurück.« 
    »Und ...?«
    »O Mann. Ich bin grade der Richtige, dir solche Vorträge zu halten. Siebenunddreißig und Single. Aber ich hab immerhin The Other Side of Hate gedreht, und weißt du, warum der gefloppt ist?« 
    »Warum?«
    »Weil ich glaubte, ich könnte allen was vormachen. Es war so demütigend, als er durchfiel. Die Leute denken, so was würde mich gar nicht kratzen, aber das stimmt nicht. Diese Kritiken waren einfach ... autsch.« »Und jetzt?«
    »Ich glaube, das Problem dabei, wenn man sein Herz öffnet, ist, dass die Leute es womöglich nicht mal mitkriegen. Wie einen Kinoflop. Oder sie leihen sich dein Herz von dir aus und vergessen, es dir zurückzugeben.«
    Die Luft zwischen den beiden war dick und warm wie in einem Zelt. Keiner wusste, was er als Nächstes sagen sollte. Ryan kam herein, völlig außer Atem. »Versucht mal, in L. A. ein Taxi zu finden. Meine Batterie war leer.« Er sah Vanessa an und zog auf eine »Weiß er es schon?«-Art die Augenbrauen hoch. Sie schüttelte den Kopf. John machte ein ebenso verzweifeltes Gesicht wie jemand, der gleich den Job kündigen wird, in dem er seit zwanzig Jahren arbeitet.
    Vanessa erklärte ihm, was ein MSP ist: ein komplexes Computerprogramm, das Gegenteil einer Rechtschreibprüfung - ein MisSpellCheck, also eine Schreibfehlerprüfung. Der MSP basiert auf der Annahme, dass jeder immer wieder dieselben Wörter falsch schreibt, egal, wie gut er tippen kann. Schreibfehlermuster sind einzigartig wie Fingerabdrücke, und darüber hinaus berücksichtigt der MSP auch Interpunktionsmuster, Rhythmus und Tempo.
    »Egal, ob man sich als Suzanne Pleshette oder als Daffy Duck einloggt, der MSP identifiziert einen nach ungefähr zweihundertfünfzig Wörtern. Er ist so raffiniert

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