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Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Berk
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trinken. Die junge Polizeimeisterin fühlte sich in einer vertrackten Situation und wusste nicht, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Sie hatte viel über Co-Abhängigkeit gelesen, schaffte es jedoch nie über ihren Schatten zu springen und sich ihrer Verantwortung ihm gegenüber mit letzter Konsequenz bewusst zu werden. Er war mehr als ein Kollege, er war inzwischen sogar mehr als ihr bester Freund. Manchmal erwischte sie sich bei dem Gedanken, dass sie sich wünschte, ihn als Liebhaber oder sogar als feste Beziehung zu haben. Sie konnte ihn doch nicht "verraten", obwohl sie davon ausging, dass Richard Alkoholkrank war und dringend professionelle Hilfe benötigte. Sandra hatte schon mehrmals versucht, mit ihm über seine Trinkgewohnheiten zu reden, aber Mees verstand es, immer wenn es ihm unangenehm wurde, vom Thema abzulenken. Sandra war es schließlich, die immer eher nachgab, als nach zu harken. Nach der Camel fühlte sich Richard wie neugeboren.
    Sandra anlächelnd sagte er: "Na, dann wollen wir mal sehen, was der Doktor zu erzählen hat .“

    *

23.06.1994
    Die Zufahrt zum Schülerwohnheim mündete in einem Rondell, dessen Mitte ein frisch gepflegtes Blumenbeet bildete. Den beiden Polizeibeamten blieb für einen Moment der Mund offen stehen -welch ein imposantes Gebäude! Der Bau stammte wahrscheinlich aus dem vorherigen Jahrhundert und übertraf alle Erwartungen der beiden. Richard taxierte ihn drei, wenn nicht sogar vier Stockwerke hoch, wenn man das Dachgeschoss einrechnete. Das gesamte Gebäude war ungefähr fünfzig Meter breit und weiße große, fast mannshohe Fenster schmückten die wie frisch gestrichen wirkende Fassade. Die beiden waren beeindruckt. Niemand war zu sehen. Sie gingen die zehn Stufen der breiten Treppe empor und öffneten die Eingangstür. Sie befanden sich in einer Art Vorraum, rechter Hand an der Wand hing ein großes, Schwarzes Brett, an dem jede Menge Aushänge befestigt waren. Links befand sich hinter einer Glasscheibe der Empfang, der augenscheinlich nicht besetzt war. Sie gingen durch eine weitere offenstehende Tür und wurden noch mehr beeindruckt. Vor ihnen lag ein etwa drei Meter breiter und bestimmt dreißig Meter langer, gläserner Gang. Er führte zu einem, von vorne nicht einzusehenden, imposanten, in moderner Bauweise errichteten Neubau. Das Jugendheim von Montabaur war ein großzügiges Gebäude. Im repräsentativen Altbau, waren der Empfang, mit dem kleinen Foyer, die Wohnungen zweier Mitarbeiter, der große Speisesaal, ein weiterer kleiner Speiseraum und die Küche, samt aller nötigen Vorratsräume untergebracht. Außerdem weitere Räume, von denen einer als Aula und ein weiterer als Studierzimmer dienten. Ferner war ein Teil einer Etage mit den Büros aller pädagogischen Mitarbeiter belegt. Daran schloss sich der lange verglaste Gang an, der zum vor einigen Jahren angebauten Gebäudeteil führte, in dem sich unter anderem die Zimmer der Kinder befanden. Das Herzstück war eine große Halle, in der mehrere lederne Sitzgruppen verteilt standen. Vier große Flügeltüren führten zu einem großen, von allen Seiten einsehbaren Innenhof, in dessen Mitte ein Springbrunnen plätscherte. Von der Halle aus führte links wie rechts je ein weiterer Anbau zu Fluren, auf denen ein Teil der Zimmer, sowie Wasch- und Toilettenräume untergebracht waren. Weitere Zimmer mit den jeweiligen Sanitärräumen waren auf zwei weiteren Etagen über der Halle verteilt.
    Das komplette Gebäude war unterkellert. Hier befanden sich weitere zu Freizeiträumen ausgestattete Räume. Des weiteren war ein großer und ein kleiner Fernsehraum vorhanden, ein Schuhputzraum, ein Musikraum und eine Art Sporthalle, in der vier Tischtennisplatten Platz fanden und noch einige Turngeräte. Kurzum, es war ein imposanter Bau. So groß, dass selbst den älteren Jungs, die nachts schon mal durch die Gänge schlichen, es unheimlich wurde, wenn alles dunkel und ruhig war im Haus. Der Boden war mit teuer anmutendem schwarzen Stein ausgelegt.
    "Wow, edel geht die Welt zugrunde!", kam es Sandra über die Lippen. Links und rechts von ihnen führten breite Treppenstufen in die jeweiligen Seitenflügel.

Plötzlich kam Leben auf. Eine Gruppe Jugendlicher, bestimmt acht bis zehn oder sogar mehr, kam der rechten Treppe hinunter und nahm Kurs auf den Neubau.
    "He, Sportfreund, wo finden wir denn hier die Betreuer?" Richard hatte sich einen der Jungen am Arm gepackt.
    "Die sind da hinten", sagte der Junge und zeigte

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