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Missgeburt

Missgeburt

Titel: Missgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Gordon
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dass der Gips winzige, nicht identifizierbare Einschlüsse enthielt. Die Pfotenabdrücke des Waschbären bewiesen lediglich, dass der Boden in der näheren Umgebung der Mülltonne weich und matschig gewesen war.
    Als Samuel fertig war, bat er den Rechtsmediziner, der mit ihm im Zimmer war, den Coroner zu rufen. Der Mann telefonierte kurz, und wenig später erschien McLeod.
    »Nachdem ich mir noch einmal alles angesehen habe«, sagte Samuel, »scheinen mir die Sägespuren das einzig Brauchbare zu sein. Lässt sich denn mit ihrer Hilfe feststellen, mit was für einer Art Säge die Leiche zerteilt wurde?«
    »Zeigen Sie mal her«, brummte der Coroner.
    Samuel schob ihm eines der Fotos über den Tisch und drückte ihm das Vergrößerungsglas in die Hand.
    »Die erste Frage wäre«, begann McLeod, »hat der Täter das von Hand gemacht oder eine motorbetriebene Säge verwendet? Um das zu entscheiden, benötigen wir einen Experten. Ich sehe gleich mal nach, ob jemand frei ist. Seit McGilicutty habe ich
nämlich keinen solchen Fall mehr gehabt. Dieser alte Irre hat damals seine Frau mit einer Motorsäge geköpft. Allerdings erst, als sie schon tot war.«
    »Das will ich doch hoffen.« Samuel schauderte. »Wie lange, glauben Sie, wird das ungefähr dauern?«
    »Keine Ahnung. Der Fall wurde schon vor zehn Jahren zu den Akten gelegt. Wenn der Experte von damals noch bei uns ist, dürfte es relativ schnell gehen. Wenn nicht, müssen wir uns einen neuen suchen. Aber alles schön der Reihe nach. Rufen Sie einfach am Montag noch mal an.« Der Coroner stand auf, zupfte den Kragen seines weißen Kittels zurecht und brummte mit gewohnt ausdrucksloser Miene: »Sonst noch was?«
    »Ja. Können Sie vielleicht feststellen, worum es sich bei diesen kleinen Einschlüssen in den Gipsabgüssen der Fußabdrücke handelt?«
    Samuel hatte eigentlich vorgehabt, mit Bernardi noch am selben Nachmittag über das Ergebnis seines Besuchs in der Rechtsmedizin zu sprechen, doch dann lief ihm die Zeit davon. Deshalb verabredete er sich mit dem Lieutenant für den nächsten Tag in Vanessas Wohnung.
    Am Samstagmorgen nahm er dann in der Market Street die Straßenbahn zur Church Street hinauf und ging von dort das letzte Stück zum Dolores Park zu Fuß.
    Als er an dem Café an der Ecke Church und Eighteenth Street gegenüber von Vanessas Wohnung vorbeikam, sah er hinter einem der Fenster Dusty Schwartz sitzen. Er hatte eine Tasse Kaffee vor sich stehen und spähte zu Vanessas Fenster hinauf. Samuel achtete beim Betreten des Hauses darauf, dass ihn der Zwerg nicht entdeckte, und stieg die Treppe hoch.
    Als er an der Wohnungstür klingelte, öffnete ihm Vanessa und führte ihn in die Küche, wo bereits Bernardi wartete. Statt seines gewohnten braunen Anzugs trug der Polizist legere Freizeitkleidung. Der Reporter setzte sich zu ihm an den Küchentisch,
und nachdem ihm Vanessa eine Tasse Kaffee gebracht hatte, berichtete er Bernardi von den Erkenntnissen, die er bei seinem jüngsten Besuch in der Rechtsmedizin gewonnen hatte. Außerdem warnte er Vanessa, dass der Zwerg sie aus dem Café gegenüber beobachtete.
    »Ich weiß«, antwortete Vanessa. »Das ist nicht das erste Mal.«
    »Soll das heißen, er beobachtet dich schon die ganze Zeit?«
    »Nicht die ganze Zeit. Aber seit die Polizei seine Kirche dichtgemacht hat, taucht er fast jedes Wochenende hier auf.«
    »Kommt er etwa auch zu dir hoch und belästigt dich?«, fragte Samuel mit unverhohlenem Zorn in der Stimme.
    »Nein, nichts dergleichen, keine Angst. Manchmal geht er vor dem Haus auf und ab, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass er mich ansprechen kann, wenn ich das Haus verlasse.«
    »Beunruhigt dich das gar nicht?«
    »Ich weiß, was du jetzt denkst, Samuel«, erwiderte Vanessa fast trotzig, »aber ich bin fest von dem überzeugt, was ich dir neulich gesagt habe. Dieser Mann ist nicht kriminell, sondern krank.«
    »Und was hält Bruno von der Sache?«
    »Er weiß Bescheid, und er sagt, die Polizei behält ihn im Auge, falls er tatsächlich auf dumme Gedanken kommen sollte. Aber das wird er nicht. Er ist nur ein bemitleidenswerter kleiner Kerl.«
    »Und möglicherweise gefährlich.« Diese Bemerkung konnte sich Samuel nicht verkneifen.
    »Wenn er wirklich gefährlich sein sollte, dann ist er eine Gefahr für sich selbst, nicht für andere.«
    »Findest du denn gar nichts dabei, Bruno, dass dieser komische kleine Wicht deiner Freundin nachspioniert?«, wandte sich Samuel daraufhin an den

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