Missing Link
befindenden Satelliten aufgenommen, zeigte es die Position des Schiffs auf See innerhalb eines Felds aus elektromagnetischen Wellen. Das Meer war dunkelblau, beinahe schwarz. Die Küste von Brasilien war in Gelb dargestellt, die Flüsse in Hellblau. Was Wright Sorgen bereitete, war das verschwommene Grün, das einen kleinen Bereich im Meer umgab.
»Was Sie hier sehen, ist das gesamte elektromagnetische Spektrum in der Gegend«, erklärte Kirby und wischte sich mit einem Papiertaschentuch über die Stirn. »Grün zeigt die elektromagnetische Störung. Sie nimmt einen ziemlich großen Bereich um das Schiff herum ein.«
»Gibt es auch Bilder vom Schiff?«, fragte Wright.
McFadden öffnete einen Ordner mit den neuesten Satellitenfotos.
»Unser KH-12 stand vor zwanzig Minuten fast senkrecht drüber.«
Wright nahm das digital vergrößerte Schwarzweißbild des Hochseefrachters in die Hand. Ein paar Arbeiter waren als winzige Figuren zu erkennen, und am Bug wurde etwas von einer Plane verdeckt.
»Am Bug des Schiffs haben wir die stärksten elektromagnetischen Wellen gemessen«, sagte Kirby mit Blick über McFaddens Schulter.
»Lädt sich das Ding immer noch auf?«, fragte Wright.
»Ja, Sir.« McFadden machte eine Pause. »Exponenziell, Sir.«
Kirby deutete auf eine Gruppe von Analytikern in weißen Kitteln, die sich zwischen den nischenartig zusammengestellten Telekommunikationsgeräten drängten. Sie wirkten ziemlich nervös, während sie Wright über die letzten elektromagnetischen Messungen unterrichteten.
»Laut unserer Experten scheint es die kritische Masse zu erreichen«, erklärte Kirby.
Wright legte die Fotos auf den Tisch zurück. »Kritische Masse?«
»Der Punkt, an dem eine Kernfusion als Kettenreaktion möglich wird«, sagte McFadden.
»Das weiß ich«, erwiderte Wright verärgert. »Unsere Wasserstoffbomben werden durch Kernspaltung gezündet, damit sich genug Hitze für die Kernverschmelzung bildet.« Er ging ein paar Schritte auf und ab. »Wenn es eine taktische Waffe ist, etwas, das wir noch nie zuvor gesehen haben«, fuhr Wright fort, »was passiert dann, wenn es diese kritische Masse erreicht?«
»Wir haben bereits ein paar Programme ablaufen lassen«, antwortete Kirby, »und einige Postulate aufgestellt. Wenn das, was wir dort registrieren, eine Waffe auf der Basis einer Kernverschmelzung ist, hätte es beim Erreichen der kritischen Masse die Kraft einer zweitausendzweihundert Kilotonnen großen Wasserstoffbombe.«
Das Licht des Diaprojektors wurde schwächer. Ein anderes Satellitenbild mit dem Atlantik und der südamerikanischen Küste erschien auf dem Bildschirm. Ein grünes Dreieck mit Koordinaten markierte die Position des Schiffs. Schwächere Dreiecke zeigten die zurückgelegte Route.
Wright setzte die Brille ab und wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn. Er erinnerte sich daran, was die Zwanzigtau- send-Tonnen-Atombombe in Japan angerichtet hatte, und er wusste, was eine Hundert-Kilotonnen-Bombe wie diejenige, die die Russen im Weltraum getestet hatten, mit dem District of Columbia und den drei sie umgebenden Staaten anzurichten in der Lage wäre.
»Sir, wir können Ihnen ungefähr sagen, welche Region betroffen ist.«
Wright nickte.
Kirby sprach mit einem der Analytiker, der daraufhin auf dem Zentralrechner ein paar Befehle eintippte. Das Licht verdunkelte sich abermals. Durch das folgende Bild wurde der ganze Raum in rotes Licht getaucht, als wäre der unterirdische Bunker zur Dunkelkammer in einem Fotolabor geworden.
Es wurde still.
Alle zweiunddreißig Anwesenden unterbrachen ihre Arbeit und blickten auf das Bild. Rote konzentrische Kreise gingen von dem hellgrünen Fleck aus, der das Schiff darstellte. Der äußerste Kreis bedeckte den größten Teil Brasiliens.
Wright musste sich räuspern. »Mein Gott ...«
»Diese Ringe sind die Schockzone, Sir. Die Kraft im Epizentrum wird wohl am stärksten sein und die Energie in die nachfolgenden Zonen weitergeben. Dies hier sind die Zahlen, wenn das Gerät zweiundvierzig Seemeilen vor der Küste Brasiliens detoniert. Die anfängliche Schockwelle wird das Festland überziehen. Wir vermuten, dass sechzig Prozent des Regenwalds betroffen sein werden. Mögliche Opfer .« Kirbys Stimme schlug über. »Verzeihung. Nun, in den beiden wichtigsten Küstenstädten - in Sao Paulo und Rio. Und dann in der Hauptstadt Brasilia.«
»Diese Städte haben eine Gesamtbevölkerung von mehr als achtzehn Millionen«, sagte Wright. »Was zum
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