Missing Link
Tür schon wieder schließen, als jemand seinen Namen rief.
Das hörte sich wie Samantha an!
Er betrat den Raum und entdeckte sie in der gegenüberliegenden Ecke. Er rannte zu ihr hin.
»Jack?« Tränen liefen über Samanthas Wangen. Einige Sekunden lang brachte sie kein weiteres Wort hervor, weil ihr der Atem stockte. »Ich dachte, ich hätte dich verloren ...«
Jack hielt sie in den Armen. »Ein zweites Mal passiert das nicht.«
Er blickte sich in der Kombüse um. »Wir müssen dich los- schneiden.«
»Das Messer - neben der Spüle.«
Jack griff danach. Das Maschinengewehr legte er auf den Tisch und kniete sich neben Samantha, um die Fesseln durchzuschneiden.
»Keine Bewegung!«
Jack erstarrte beim Klang von Dorns Stimme hinter sich.
»Ganz langsam aufstehen«, sagte Dorn. »Und das Messer fallen lassen.«
Das tat Jack mit zur Seite ausgestreckten Händen. Das Messer klapperte auf dem Holzboden. Mit einer auf Jacks Kopf gerichteten Pistole stand Dorn in der Tür.
»Jetzt von der Waffe weg, langsam.«
Samanthas Augen waren vor Angst weit aufgerissen. Sie blickte auf die Automatik auf dem Tisch - sie war außer Reichweite -, dann an Jack vorbei zu Dorn.
Langsam ging Jack rückwärts. Seine Gedanken rasten, um einen Plan auszuhecken. Er wusste, dass Dorn ihn erschießen würde, sobald er versuchte nach der Waffe zu greifen. Und Dorn selbst würde er auch nicht schnell genug erreichen. Dorn hatte schon einmal versucht ihn zu töten und würde es auch jetzt wieder tun. Die nächsten Sekunden würden über seinen Tod oder sein Leben entscheiden. Vielleicht wollte Dorn Samantha zuerst aus der Schusslinie haben, bevor er den Hahn betätigte.
»Mach nichts Dummes, Ben«, flehte Samantha. »Bitte.«
Dorn gab ihr keine Antwort. Stattdessen befahl er Jack, nach links zu gehen.
Dorn wollte ihn erschießen. Jack spürte es bis in den letzten Winkel seines Bauchs. In seinem Schrecken achtete er zuerst nicht auf Samanthas rechte Hand, doch dann fiel ihm auf, dass sie sich kaum wahrnehmbar bewegte, und er sah genauer hin. Sie sagte etwas in Zeichensprache!
Jack las die Buchstaben, die sie ihm vormachte: N-T-E-R.
Im Bruchteil einer Sekunde, in der Jack sich fragte, warum sie »nter« signalisierte, sah er, wie sie mit der anderen Hand etwas unter ihrem Bein hervorzog. Er hatte die ersten beiden Buchstaben nicht bemerkt.
Jack ließ sich auf den Boden fallen. Runter!
Ein Blitz jagte aus dem Lauf der Leuchtpistole, das Geschoss streifte Jack noch am Kopf. Er spürte die Hitze und roch den Qualm. Dann hörte er, wie hinter ihm eine Waffe losging. Das Holz neben Samantha splitterte. Jack rollte sich nach rechts und blickte auf. Die Leuchtkugel hatte Dorn in den Oberkörper getroffen, und er war von der Wucht durch die Tür nach draußen geflogen.
Die aufgeheizte Leuchtkugel schoss zurück an die Wand und zerbarst in einem Meer aus Sternen. Jack wurde von dem Licht geblendet. Dicker Rauch erfüllte den Raum. Jack kroch zu Samantha, griff nach dem Messer neben ihr und schnitt die Fessel durch. Dann schnappte er sich das Automatikgewehr vom Tisch. Samantha folgte ihm hustend. Mit der schützenden Wand zwischen sich und Dorn ging sie Richtung Tür.
Dorn lag auf dem Rücken, immer noch verblüfft von dem Aufprall der Leuchtkugel. Schwefelteilchen brannten Löcher in sein Hemd. Jack hob Dorns Pistole auf. Bevor er sie in seinen Gürtel stecken konnte, schnellte Dorns Fuß übers Deck und riss Jacks ohnehin schon wacklige Beine unter ihm fort. Dorn legte noch einen Zahn zu. Jack, der seine Hände nicht schnell genug nach vorne bekommen konnte, wurde von der Geschwindigkeit überrascht und flog durch den Aufprall außen gegen die Kombüsenwand.
Die Pistole fiel runter. Sein ganzer Oberkörper brannte vor Schmerzen. Dorn riss dem auf die Knie fallenden Jack die M-5 aus der linken Hand und richtete die Mündung des Automatikgewehrs auf ihn. Er konnte vor Schmerzen kaum atmen.
Jack hob einen Arm - doch es gab keinen Schuss. Stattdessen kippte Dorns Kopf nach vorn; der Südafrikaner sackte in sich zusammen und schlug mit dem Kinn auf dem Deck auf. Durch den Rauch hindurch sah Jack, wie Samantha über dem gestürzten Dorn stand und die Leuchtpistole an der Mündung festhielt.
Stöhnend streckte Jack eine Hand nach Samantha aus, die ihm auf die Füße half. Dorn war bewusstlos, Blut sickerte aus seinem Kinn, an seinem Hinterkopf bildete sich eine Beule.
»Die anderen Matrosen werden jeden Moment dasein«, sagte Samantha
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