Missing Link
immer geliebt hatte - und immer noch liebte.
Samantha schlüpfte unter die Wolldecke. Nach und nach fand ihr Kopf die richtige Lage auf dem kleinen Reisekissen. Wie ein Rudel Wölfe heulte draußen der Wind den Mond an. Samantha zog sich die Decke bis ans Kinn und schloss ihre geschwollenen Augen. Als ihr wärmer wurde, erinnerte sie sich an eine andere kalte Nacht, die sie mit Jack verbracht hatte. Ein ruhiger Weihnachtsabend vor acht Jahren. In ihrer Erinnerung kam die Freude über den farbenprächtigen Baum wieder hoch, über die auf dem Boden verstreuten Kleider, das prasselnde Feuer, das Gefühl seines Körpers .
Von den Bildern stattlicher bärtiger Männer, die großartige Zauberstücke vollführten, ins Reich des Unbewussten gezogen, schlief Samantha ein.
Hindernis
Nebel umgab das Lager. Benommen wachte Pierce morgens um halb sieben auf, stieg aus seinem Schlafsack und rieb sich die dicken Ringe unter den Augen. Auf dem Felsvorsprung bezog er Stellung neben Miller.
»Sie tragen eine ganze Menge von ihren Sachen unter die Erde«, berichtete Miller. Er kaute auf einem trockenen Getreideriegel, den er mit Wasser hinunterspülte. Unter ihnen im Lager herrschte schon reges Treiben. »Ich hätte dich früher geweckt, aber ich dachte, du brauchst deinen Schönheitsschlaf.«
»Siehst selbst beschissen aus«, murrte Pierce und riss einen Getreideriegel auf.
Bevor er abbeißen konnte, röchelte es aus ihrem Jeep. »Hab schon kapiert«, sagte er, während er zum Satellitensender ging, der den Code zusammensetzte, bevor der Test auf einem kleinen Bildschirm erschien:
12. SEPT. STOPP, 0800 STOPP DO: #3566577 DOKUMENTENÜBERTRAGUNG ANALYTIKER WOLLEN MEHR BASISDATEN ÜBER DIE SECHS SEKUNDEN DAUERNDE ELEKTROMAGNETISCHE STÖRUNG AN POSITION 06211 VOM 11. SEPT.
WEITERE SATELLITENÜBERWACHUNG OHNE ERGEBNISSE.
BRAUCHEN VOR-ORT-BILDER. MÖGLICH?
BITTE UM NACHRICHT.
# 3566577. STOPP
Pierce schüttelte den Kopf.
»Was ist das?«, fragte Miller.
»Noch viel zu früh dafür.«
Pierce hämmerte die Antwort in die Tasten. Die CIA wollte, dass sie reingehen, mehr Informationen ranschaffen. Obwohl er nicht glaubte, was er tippte, schickte er die Nachricht dennoch weg.
12. SEPT. STOPP, 0801. STOPP
FLD. FO #27AV43 DOKUMENTENÜBERTRAGUNG
NACHRICHT EINGEGANGEN. STOPP
BRAUCHEN 24 STD., UM MÖGLICHE ANNÄHERUNG
AN AUSGRABUNGSSTELLE ZU ERKUNDEN. STOPP
WENN AUFTRAG DURCHFÜHRBAR, WERDEN WIR
AUFNAHMEN AUS DER NÄHE VERSUCHEN.
WERDEN ÜBER FUNDE BERICHTEN. STOPP
Seit dem Morgengrauen waren Ausrüstungsgegenstände in einer langen Prozession von Holzkisten in die unterirdische Anlage geschleppt worden. Bereits die Hälfte ihrer Gerätschaften hatte die Gruppe vom Lager nahe der Pyramide in die große Halle und deren weiträumige Kammern transportiert. Die Menschenkette, die die Sachen in das Loch weiterreichte, hatte Jack an eine Ameisenkolonie erinnert. Der Generator zur Deckung ihres Energiebedarfs dröhnte laut in einer Kammer gleich neben der großen Halle.
»Irgendeine Ahnung über die Todesursache?«, fragte Jack Ricardo.
»Bin mir nicht sicher.« Ricardo untersuchte das Fleisch des mumifizierten Außerirdischen. Die Haut fühlte sich wie gegerbtes Leder an. Der ersten Mumie versetzte Ricardo mit dem Skalpell einen kleinen Schnitt, dann drei weitere, bis er ein ein Quadratzentimeter großes Viereck gezogen hatte. Die Klinge wie eine Schaufel benutzend, hob er das Hautstück vom Oberschenkel der Leiche und ließ es vorsichtig in ein Teströhrchen fallen, das er mit einem Gummistopfen verschloss. »Das Haar, das ich heute Morgen schon als Probe genommen habe, liegt in einer Lösung. Damit müssten wir ein besseres Bild von der genetischen Zusammensetzung kriegen. Ich habe auch eine toxische Analyse gemacht.«
Biogenetik war eine wahre Herausforderung. Ein einzelnes Haar vermochte eine Fülle von Hinweisen zu geben. In einer Lösung wurden Moleküle freigesetzt, aus denen Wissenschaftler Informationen über das Leben des Verstorbenen lesen konnten. Vor kurzem hatten Wissenschaftler mit demselben Verfahren Spuren von Kokain in den Haarfollikeln ägyptischer Mumien gefunden. Dies bewies, dass die alten Ägypter Kokain verwendeten - genau wie die Mayas. Die Kokainmumien, wie sie später genannt wurden, stützten das Argument, das Jack und andere Forscher jahrelang vorgebracht hatten: die südamerikanischen und ägyptischen Kulturen standen nicht nur in einer Beziehung zueinander, sondern hatten
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