Missing Link
ausreicht.«
»Meine Leute bringen C-4 mit«, sagte Dorn.
»Plastiksprengstoff?« Ricardos Augenbrauen hoben sich. »Man sollte bei einem Kampf mit dem Messer keine Kanone bei sich tragen.«
»Wir haben ihn immer bei meinen Bergwerksarbeiten eingesetzt«, beruhigte ihn Dorn. »Mit ganz wenig kommt man schon ganz weit.«
Widerwillig stimmte Jack zu, am nächsten Morgen zu prüfen, ob die Sache machbar war. In weniger als zwanzig Minuten hatten sie das Essen hinter sich gebracht. Die nächste Stunde verging bei einem warmen Tee aus den Anden. Doch das Elixier konnte das dringende Schlafbedürfnis nicht beseitigen. Ihre halb offenen Augen zeugten von ihrer Müdigkeit und den zufriedenen Bäuchen.
Bevor sie zu Bett gingen, erhielt Dorn von seinen Leuten, die schon auf dem Weg zu den Ruinen waren, die Nachricht per Funk, dass die gesamte Ausrüstung von der Absturzstelle geborgen worden sei.
Samantha wärmte sich die Hände an ihrem Becher. »Wann werden deine Männer hier sein?«
»Irgendwann ganz spät heute Nacht. Sie haben gesagt, dass der nötige Papierkram endlich erledigt sei. Jetzt sind wir legal hier.«
»Gut zu wissen.«
»Die Analysegeräte werden in null Komma nichts aufgebaut und am Laufen sein«, meinte Dorn.
Für Jack war kein Zeitpunkt früh genug. Es gab so viele Daten zu verarbeiten, so viele Informationen aufzuzeichnen und durchzusehen. Die Wissenschaftler entschieden, bei Tagesanbruch ein Arbeitslager in dem unterirdischen Komplex einzurichten.
»Wenn wir nicht alles hin- und hertragen müssen, sparen wir eine Menge Zeit«, sagte Jack.
»Und wir müssen nicht alle zwei Sekunden durch dieses Foltergerät«, fügte Ricardo hinzu.
Sie diskutierten die Gefahr, dass sie die unterirdische Einrichtung kontaminieren könnten, kamen jedoch überein, dass es keinen anderen Ausweg gab und dass die Nebelmaschine - sofern sie wirklich zur Dekontamination diente - für Abhilfe sorgen werde.
Abgesehen davon, gebe es dort unten nichts Lebendiges, stellte Dorn fest. »Stimmt doch, oder?«
Niemand konnte ihm eine Antwort geben.
Viracocha
Vier weiße, in der dünnen Nachtluft schwach leuchtende Skelette krabbelten über die Felsen. Pierce konnte mit seinem Nachtsichtgerät deutlich die sich drehende Achse des ersten Lastwagens erkennen, die die protestierenden Hinterreifen über das Gelände zwang. Unter den Metallhauben leuchteten die warmen Motoren der vier Fahrzeuge. Die Außenskelette aus Stahl setzten sich gut vor dem graugrünen Hintergrund der Felsen ab. Pierce zählte fünf Personen, je eine in jedem Führerhaus, die fünfte schlief hinten im letzten Transporter. Schließlich schüttelte er Miller, der im Sitzen eingeschlafen war. Pierce reichte ihm ein anderes Nachtsichtgerät.
»Behalte das im Auge. Ich gehe funken.«
»Noch mehr Lastwagen?«, fragte Miller nach einer Weile.
Er überwachte den phosphoreszierenden Konvoi, der sich zu den Ruinen schlängelte, während Pierce dem kleinen Pfad zum versteckten Jeep folgte. Gespeist von einer Autobatterie, erwachte der Satellitensender piepsend und schnarrend zum Leben. Pierce machte sich im Zwei-Finger-System über die Tastatur her. Er ahnte die Befehle schon voraus - und spürte den tiefen Schmerz des Adrenalins.
Um 06:21 Ortszeit hatte der KH-14 eine kurze, starke elektromagnetische Störung an der Ausgrabungsstelle registriert. Doch der Anbau, den die Wissenschaftler zum Schutz vor der Sonne errichtet hatten, nahm sowohl dem Satelliten als auch Pierce und Miller die Sicht zum Fotografieren. Durch die Störung schien sich jemand in die Hosen gemacht zu haben - aus Virginia war der Befehl gekommen, sie sofort über den Stand der Dinge zu informieren. Pierce spürte, dass sie einer Intervention einen Schritt näher waren, obwohl er nicht kapierte, was die Wissenschaftler sechs Stunden lang in dem Loch getan hatten. Vielleicht ein unterirdischer Waffentest? Pierce tippte seine Infos über den eintreffenden Konvoi fertig und drückte auf Senden. Die Nachricht wurde nach oben gejagt, wo sie im Weltraum in ein paar tausend Metern Höhe von zwei Satelliten wieder abprallte.
Was auch immer da vor sich geht, dachte Pierce, es wird mit jeder Sekunde komischer.
Wind schlug gegen die Zelte.
Der Konvoi mit Dorns Männern war eingetroffen, kurz bevor das Wetter aufkam. Samantha hörte, wie Baines und Dorn das Abladen der letzten Ausrüstungsgegenstände koordinierten. Sie wärmte sich die Hände in ihrer mit Daunen gefütterten Jacke, dann
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