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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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hier raus und etwas tun.
    Doch so lief es im Astronauten-Büro nicht. Man mußte sich auch mit unangenehmen Dingen befassen.
    »Höfen Sie«, hatte Chuck Jones in seiner Eigenschaft als Chef-Astronaut gesagt. »Wir müssen jemanden aus dem Büro ∗
    für das MEM abstellen.«
     
    ∗ MEM: Mars Excursion Module = Mars-Landefähre
    Gershon glaubte, man hätte ihm einen Schlag mit dem
    Hammer versetzt. »Aber das gibt es doch noch gar nicht.«
    »Um so besser.« Und dann hatte Jones Gershon erzählt, wie Pete Conrad sich an der Entwicklung der Steuerung und Instrumente für die Mondlandefähre beteiligt hatte. »Conrad
    ∗
    hat Monate in Sperrholzmodellen des LEM verbracht, inmitten von bunten Schaltern und Skalen, und ist in seiner Phantasie auf dem Mond gelandet.« Jones hielt Daumen und Zeigefinger hoch, mit einer Haaresbreite Abstand zwischen beiden. »Und er war so dicht dran, als erster Mensch auf dem Mond zu landen. Und Sie wollen mir nun erzählen, Sie wüßten besser als der alte Pete Conrad, wie die Dinge hier laufen?«
    Dann war der Auftrag vielleicht doch nicht so übel, hatte Gershon sich gesagt.
    Das Problem war nur, daß es noch immer nicht so aussah, als ob das MEM jemals fliegen würde, außer in den Hochglanzbroschüren der Luft-und Raumfahrtindustrie.
    Die Landung eines Raumschiffs auf dem Mars war kein
    Kinderspiel. Und das war auch schon das einzige, worüber Einigkeit herrschte. Selbst wenn man den Hintern erst einmal dorthin geschwungen hatte, wurde man mit einem Planeten konfrontiert, der einen Zwitter aus Erde und Mond darstellte: aber von beiden nur die schlechten Eigenschaften, wie Gershon befürchtete. Die schlierige Luft war zu dick, um mit einem Zinnblech-Vehikel auf dem Strahl einer Rakete zur Oberfläche zu fliegen, so wie das LEM gelandet war; man brauchte einen Hitzeschild. Andererseits war die Luft zu dünn, um auf einem Gleitpfad zu langen, so wie eine Raumfähre auf der Erde landete. Man mußte eine Lösung dazwischen finden, eine Kreuzung zwischen einem Flugzeug und einem Raumschiff.
     
    ∗ LEM: Lunar Excursion Module = Mond-Landefähre
    Also waren Auseinandersetzungen vorprogrammiert.
    Schließlich hatte noch nie jemand versucht, ein Gerät zu bauen, um Menschen auf dem Mars abzusetzen.
    Weil es obendrein um viel Geld und große Politik ging,
    beschränkten die Auseinandersetzungen sich nicht nur auf die Technik.
    Die Kontaktgruppe war erst vor kurzem gebildet worden und ging auf eine Initiative von Fred Michaels selbst zurück. Er wollte mit ihrer Hilfe versuchen, den Knoten des Disputs durchzuhauen, der den Bau des MEM verzögerte. Die Gruppe brachte sämtliche Fraktionen zusammen – die Luft-und Raumfahrtingenieure von Rockwell, McDonnell, Grumman und Boeing sowie die NASA-Sektionen aus Marshall, Arnes, Langley und Houston –, um die strittigen Punkte zu klären.
     
    Nun legten die jeweiligen Gruppen ihren Standpunkt dar.
    Zuerst präsentierte eine Delegation von Grumman ihre Sicht der Dinge.
    Das Grumman-MEM würde als Halbkegel – wie eine
    senkrecht halbierte Apollo-Kommandokapsel – den MarsOrbit verlassen und auf dem Planeten landen. Mit geballter elektronischer Unterstützung vermochte die Besatzung das Gerät sogar zu steuern. Nach dem Eintritt in die Atmosphäre würde das MEM kippen, so daß es mit der Spitze auf die Planetenoberfläche wies. Nach dem Abstoßen des Hitzeschilds würde etwas zum Vorschein kommen, das wie eine aufgeblasene Mondfähre mit Teleskop-Landebeinen aussah.
    Das Gerät würde auf dem Strahl der Düsen am Bug zur
    Oberfläche hinuntersinken. Auf dem Boden würde das MEM
    sich dann entfalten und die Unterkünfte für die Besatzung zur Oberfläche hinabschwenken.
    Grumman hatte schon das Apollo-Mondmodul gebaut.
    Gershon wußte zufällig, daß Grumman sich der
    stillschweigenden Zustimmung aus Marshall erfreute,
    repräsentiert von Hans Udet und den anderen alten Deutschen.
    Im Grunde handelte es sich also nur um eine
    Weiterentwicklung des Mondmoduls, mit der für die
    Deutschen typischen brachialen Kraftentfaltung.
    Die Leute von Grumman hatten ein Modell mitgebracht,
    einen Modellbausatz des Geräts: es bestand aus ausziehbaren Landebeinen, rotierenden Kabinen und einem Hitzeschild.
    Unter den Händen der nervösen Referenten brachen einzelne Teile des Modells ab. Das Ding wirkte völlig überzüchtet. Als der auf dem Kopf stehende Kegel sich teilte und das Innenleben des Geräts freilegte, drängte Gershon sich der Vergleich mit einer

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