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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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die
    Hauptbegünstigte, und – nach einiger Überlegung – setzte sie Ben Priest als Testamentsvollstrecker ein. Sie kaufte sich eine neue Garderobe: Sommerhosen und Blusen, die dem Klima in Houston angemessen waren. Sie sprach mit ihrer Bank und stellte einen Nachsendeantrag für die Post.
    Sie wurde sogar Opfer von Nachstellungen der Presse und
    örtlichen Rundfunkstationen, die auf eine Geschichte über die Frau im Weltall erpicht waren. Nach dem Erscheinen der ersten gehässigen Story – Weltraum-Schönheit hinter dem Mond – jagte sie die Reporter weg, und damit schien die Sache erledigt.
    Dann fanden Abschiedszeremonien statt. Sie haßte das.
    Sie fuhr ein letztesmal durch Berkeley. Den Dwight Way
    entlang, über die Telegraph Street, an den Häuschen mit den Schindeldächern vorbei, und dann durch den Strawberry Canyon. Die Hügel waren mit üppigem sommerlichen Grün
    überzogen. In der Ferne, jenseits der Ebene von Berkeley, sah sie das Weichbild von San Francisco und Marin County, mit der rostfarbenen Golden Gate-Brücke als Bindeglied. Die Luft war klar und roch nach Eukalyptus.
    Wie konnte sie all das gegen den feuchten Smog von Houston eintauschen?
    Sie hatte nicht berücksichtigt, wie problematisch dieser Aspekt ihrer Odyssee werden würde. Ihr Arbeitsplatz, das Apartment, das sie seit Jahren bewohnt hatte, Berkeley an sich: all das, so wurde ihr nun – vielleicht zu spät – bewußt, machte ihr Leben aus. Die Areologie, die Erforschung der Geologie des Mars, und der Flug ins All waren eine Sache – doch sie hatte nicht geahnt, wie schwer es ihr fallen würde, die Wohnung zu räumen, die Karten und Abschiedsgeschenke entgegenzunehmen, Adressen auszutauschen und immer
    wieder Auf Wiedersehen zu sagen.
     
    Mittwoch, 5. Juli 1978
    Zentrale von Rockwell International, Los Angeles
     
    Gershon ging um den Wagenpark, um sich nach der Fahrt von der Stadt hierher die Beine zu vertreten. Es war kälter, als er es von Kalifornien erwartet hätte.
    Die Niederlassung von Rockwell zog sich an der südlichen Grenze des Internationalen Flughafens von Los Angeles hin.
    Auf der anderen Seite des Zauns befand sich die Betonfläche des Flughafens. Flugzeuge rollten wie Spielzeuge zwischen entfernten Gebäuden. Er hörte das leise Grollen startender Jets, und ein schwacher Geruch von Kerosin stieg ihm in die Nase.
    Wenn er die Augen zusammenkniff, erkannte er eine Anzahl großer Flugzeuge in einer Warteschleife am Himmel.
    Das Gebäude des Rockwell-Hauptquartiers war ein trister, vierstöckiger Backsteinbunker ohne ein einziges Fenster. So etwas hatte Ralph Gershon noch nie gesehen; der Bau sah aus wie diese skurrilen modernen Skulpturen, mit denen die Künstler einen Reibach machten. Kein Tageslicht. Mein Gott.
    Er war zu einer Konferenz mit der Technischen Kontaktgruppe MEM hier, und solche Besprechungen waren ohnehin die Hölle. Die Vorstellung, den ganzen Tag in diesem
    Backsteinbau zu verbringen, war deprimierend.
    Hinter der Ansammlung von Firmengebäuden überblickte er
    den Imperial Boulevard bis hinunter nach Santa Monica. Es war ein schönes Bild, wie das Licht der Morgensonne sich im stahlgrauen, stillen Meer spiegelte.
    »Hier.«
    Ein kleiner, drahtiger Mann stand neben ihm. Er hatte
    schütteres Haar, trug eine randlose Brille und wurde von Sommersprossen entstellt. Er hielt eine Packung Zigaretten in die Höhe.
    »Danke«, sagte Gershon. »Ich rauche nicht.«
    »Uh huh.« Der Typ nahm sich eine Zigarette, klopfte damit gegen die Packung und steckte sie an. Er hatte überproportional lange, knochige Arme, die aus den zu kurzen Hemdärmeln ragten. Auf dem Parkplatz, direkt hinter ihm, stand ein metallic-schwarzer Ford Thunderbird. »Sie sahen so aus, als ob Sie eine gebrauchen könnten.« Der Mann hatte einen breiten New Yorker Akzent. Er war vielleicht fünfzig und kam Gershon irgendwie bekannt vor.
    »Sie sind wegen der MEM-Sache hier?« fragte Gershon.
    »Ja. Und Sie? Sind Sie von der NASA? Ein Pilot vielleicht?«
    »Woher wissen Sie das?«
    Der Mann tippte sich gegen sein Bäuchlein. »Weil Sie so
    sportlich wirken.«
    »Ich bin der Vertreter des Astronauten-Büros.« Gershon
    zögerte, bevor er das Wort ›Astronaut‹ aussprach. Das tat er immer. Sehen Sie mich an, den großen Astronauten. Dabei habe ich gerade einmal ein Schulflugzeug für die NASA geflogen. Doch dieses Männchen hatte das Wort ›Pilot‹
    verwendet. Vielleicht wußte er Bescheid.
    Der Fremde reichte ihm die Hand. »Mein Name

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