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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Doppelkegel. Aber Sie und ich, wir werden den Mars bestimmt nicht sehen…«
    Die drei Präsentationen dauerten bis in die Abendstunden.
    Zum Schluß wurden in aller Ausführlichkeit die Vorzüge der jeweiligen Konzepte erörtert: Mannschaftsstärken, mögliche Aufenthaltsdauer auf dem Mars, Anfangsmasse im Erdorbit, Differenzgeschwindigkeit, aerodynamische Charakteristika wie das Auftriebs-Luftwiderstand-Verhältnis. Die Diskussion verlor sich in Details, und nach einer Weile wurde Gershon klar, daß es allen Beteiligten eher um ihre Profilierung als um eine Entscheidungsfindung ging.
    Gershon betrachtete Dutch Kindelbergers Wandgemälde und
    fragte sich, wie die Mustang sich wohl geflogen hatte.
     
    Als die Versammlung sich gegen einundzwanzig Uhr auflöste, verabredeten die Delegierten sich in diversen Bars.
    JK Lee kam auf Gershon zu. »Sie wirken gestreßt.«
    Gershon grinste ihn an. »Ich hätte nichts gegen ein paar kühle Bierchen einzuwenden. Aber nicht gerade in einer Bar mit diesen Vertretertypen.«
    »Ja. Hören Sie. Sie wollen hier raus? Es ist eine klare Nacht.
    Wir könnten eine Spritztour machen, vielleicht rauf nach Edwards.«
    Der Luftwaffenstützpunkt Edwards. In der Wüste des
    Hochlands. »Fahren wir.«
    Sie verließen die ›Ziegelei‹. Lee steuerte den schwarzen Thunderbird aus der Parkbucht. Sie hielten noch einmal an und kauften ein paar Sechserpacks Bier, und dann verließ Lee die Stadt in nördlicher Richtung.
    Die Nacht war frisch und wolkenlos, doch am Horizont war das schwefelgelbe Glühen der Stadt zu sehen. Gershon mußte den Kopf in den Nacken legen, um in einem kleinen runden Himmelsausschnitt überhaupt ein paar Sterne zu sehen. Er glaubte, er hätte dort oben das große Rechteck von Pegasus, dem geflügelten Pferd, gesehen.
    Er kam sich irgendwie eingesperrt vor, als ob die Stadt mit dem Smog eine große Kiste wäre, in die man ihn gesteckt hatte.
    Lee steuerte das Auto mit einem Finger am Lenkrad. »Ich
    weiß noch, wie ich hierher gekommen bin. Das war ‘55 oder noch früher. In den Tagen der B-70. Damals führte nur eine zweispurige Straße aus der Stadt über den Newhall-Paß und durch den Mint Canyon zur Wüste hinauf. Und Palmdale war nur eine Tankstelle inmitten einer Baumgruppe… Hat sich alles sehr verändert.«
    »Schon möglich.«
    »Und? Hatten Sie einen guten Tag?« Gershon grunzte. »Habe schon bessere erlebt.«
    »Sie haben wohl nichts übrig für Fachgespräche.«
    »Das waren gar keine Fachgespräche. Zumal die meisten
    Anwesenden wohl eh keine Ingenieure waren.«
    Lee brach in schallendes Gelächter aus. »Da haben Sie recht.
    Aber hier geht es um Politik. Sie müssen es mal so sehen. Als Nixon 1972 das Space Shuttle auf Eis legte, waren die Bosse der Luft-und Raumfahrtindustrie stinksauer. Sie wollten das verdammte Ding, weil es neu gewesen wäre. Dann wären sie nämlich in der Lage gewesen, mit Hilfe massiver Subventionen die alten Saturn-Werkzeuge auf den Schrott zu werfen und die Ausrüstung zu modernisieren. Doch bei dem Stufenprogramm, nach dem wir nun arbeiten, greift alles ineinander. Und fast alles ist im Besitz der Firmen, die diese Komponenten gebaut haben.
    Dann arbeitet also Boeing zum Beispiel an der neuen MS-IC, der modifizierten ersten Saturn-Stufe, die von dieser Firma selbst konzipiert wurde. Und McDonnell-Douglas, drüben in Huntington Beach, baut die Skylabs und Moonlabs – in Raumstationen umgewandelte dritte Saturn-Stufen –, die McDonnell auch entwickelt hatte. Und so weiter.«
    »Aber das ›Filetstück‹ unter den Aufträgen – die
    fortschrittlichste Technik, die prestigeträchtigste Arbeit des nächsten Jahrzehnts – wird das MEM sein. Ein völlig neues Raumschiff, das ein paar Menschen zum Mars befördern und viele Menschen reich machen wird…«
    »Die NASA hat noch keine Aufforderung zur
    Angebotsabgabe ausgesprochen?«
    »Natürlich nicht. Wo denken Sie hin? Die NASA wird von
    ihren Auftragnehmern bedrängt. Obendrein bekämpfen die
    NASA-Zentren sich gegenseitig.«
    »Schon möglich«, sagte Gershon düster. »Aber wir haben seit 1972 schon sechs Jahre vertan.«
    »Sie wollen noch mal fliegen, bevor Sie in den Ruhestand gehen.«
    »Sie haben’s erfaßt.«
    »Teufel, ich verstehe das. Hören Sie, wollen Sie ein Bier?«
    »Trinken Sie eins mit?«
    »Klar.«
    Die Bierdosen waren gerade erst aus dem Kühlschrank des
    Ladens gekommen und noch mit Reif überzogen. Gershon
    sprach dem Gebräu ordentlich zu, und er spürte, wie

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