Mission Ares
Anfängern zusammen: acht Leute, alles Männer, die meisten mit Flugerfahrung. Sie machten einen intelligenten und dynamischen Eindruck. Meine Güte, drei von ihnen trugen bereits Polohemden mit dem NASA-Logo! Woher hatten sie das gewußt?
Chuck Jones unternahm mit den Neuen eine Besichtigung des Raumfahrtzentrums.
York lugte in die leeren Büros hochrangiger Astronauten. Die Räume sahen alle gleich aus, ordentlich, aufgeräumt und kaum bewohnt, mit Raumschiff-und Flugzeugbildern an den Wänden. Auf den Schreibtischen stand Spielzeug: Flugzeuge, Mondfähren und Modelle der neuen Saturn VB mit abnehmbaren Zusatztriebwerken.
Fast erwartete sie, Polohemden mit dem NASA-Logo an den
Kleiderhaken zu sehen.
Überall, wo sie hinkamen, grüßten die Leute Jones wie einen König. Er schien gar keine Notiz davon zu nehmen. Mein Gott, sagte York sich. Hier muß es aber ein paar monumentale Egos geben.
Jones führte die neunköpfige Gruppe ins Gebäude 30 und
versorgte sie mit Kaffee. Dann wies er sie ein. Im ersten Jahr hatte York den Status eines ›Ascan‹ – eines Astronauten-Kandidaten. Sie würde für ein halbes Jahr Vorlesungen in Astronomie, Aerodynamik, Physiologie, Raumschiffs-Systemen, interplanetarer Navigation, Physik der oberen Atmosphäre und so weiter besuchen… Sie mußte wieder die Schulbank drücken. Außerdem standen Besuche in Kennedy,
Marshall, Langley und anderen NASA-Zentren auf dem
Programm.
Sie würden ›geeicht‹ werden, wie Jones sich ausdrückte; die Ausbilder würden versuchen, sie mit einem bestimmten Grundwissen in allen Bereichen auszustatten, unabhängig vom jeweiligen Hintergrund. Das geschah zum Teil auch aus PR-Zwecken, vermutete York, damit sie imstande waren, zu jedem Aspekt ihrer zukünftigen Missionen einen intelligenten Kommentar abzugeben.
Sie würden auch körperlich trainieren, in Simulatoren,
Zentrifugen etcetera. Außerdem würden sie Flugerfahrung
erwerben, auf dem Rücksitz einer T-38; doch im Gegensatz zu früheren Nachwuchs-Astronauten würde diese Gruppe keine richtige Flugausbildung machen.
Das stellte einen Bruch mit der Tradition dar. Sie lassen Astronauten zu, die keine Piloten sind! Chuck Jones machte den Eindruck, als ob er Kreide fressen müßte, als er sich diese Mitteilung abrang, und ein paar der Jungs wirkten enttäuscht; einer fragte sogar, ob er die Flugausbildung freiwillig machen dürfe.
Nach dem Ascan-Jahr würden die Kandidaten in die Gruppe
der Aktiven übernommen und hätten dann die Aussicht, für einen Raumflug ausgewählt zu werden. Zwei Jahre vor einem Flug würde dann das missionsspezifische Training beginnen…
»In der Theorie«, sagte Jones.
»In der Theorie, Sir?« fragte jemand.
»Ich rede jetzt Klartext«, sagte Jones. »Ihr werdet in
absehbarer Zeit nicht in den Weltraum fliegen. Bei eurer Intelligenz wißt ihr, wie es um den Staatshaushalt bestellt ist.
Selbst wenn wir zum Mars fliegen, und selbst wenn – wenn! –
ein Wissenschaftler ausgewählt wird« – Jones’ Tonfall machte deutlich, was er davon hielt –, »sind noch viele Leute vor euch.
Einschließlich etlicher Wissenschaftler, die schon seit Jahren hier sind und noch nicht ein einziges Mal geflogen sind. Es ist noch schlimmer als bei Apollo. Bei Apollo waren wenigstens ein paar Mondflüge geplant. Zum Mars ist nur ein einziger Flug geplant, und die Konkurrenz um die Plätze für diesen Flug ist gnadenlos.«
Jones schaute mit seinen kalten schwarzen Augen in die
Runde, und York hatte Mühe, dem Druck dieses Blicks zu
widerstehen, als ob er eine Art feindlicher Radarenergie verströmt hätte. »Sie müssen mit langen Wartezeiten rechnen und mit der Möglichkeit, daß überhaupt keine Flüge mehr stattfinden. Wir brauchen Sie hier nicht. Ich sage das nur, damit Sie Bescheid wissen.«
Ben Priest führte sie zum Mittagessen ins Nassau Bay Hilton aus.
Sie inspizierte die Speisekarte. »Fleischgerichte.
Meeresfrüchte. Salat. Kartoffeln. Mehr Fleischgerichte. Mein Gott, Ben.«
Er grinste und nippte an einer Cola. »Willkommen in
Houston.«
»Wie hält ein zivilisierter Mensch wie du es hier nur aus, Ben?«
»Sei nicht so versnobt, Natalie.«
York bestellte sich ein Hähnchenschnitzel. Was ihr dann
serviert wurde, war ein tellergroßes, dick paniertes Stück Fleisch. Die ersten Bissen schmeckten noch gut, doch das Fleisch war zäh, und bald bekam sie Zahnschmerzen.
Oh, wie ich Houston lieben werde. Ich fühle mich schon richtig heimisch.
»Sag
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