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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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mal«, sagte Priest. »Was hältst du denn von den
    Astronauten, die du eben en masse gesehen hast?«
    »Kapitäne von Schulmannschaften und Klassensprecher.
    Hinterwäldler.«
    Er lachte. »Schon möglich. Dann trifft das aber auch auf mich zu. Hier bin ich nur der ›Ohi‹ aus Ohio.«
    »Das ist mein Ernst, Ben. Vielleicht ist es das, was mit der NASA nicht stimmt. Diese Jungs haben es zu einfach.«
    »Zu leicht?«
    »Sicher. Trotz ihrer großen Leistungen. Tag für Tag erhalten die Astronauten einen klar umrissenen Auftrag, den sie bloß ausführen müssen. Der Rest der Menschheit hat es nicht so leicht.«
    Er grunzte und tranchierte sein T-Bone-Steak. »Eins steht zumindest fest«, sagte er.
    »Und was?«
    »Ob du diese Pfadfinderkolonie nun richtig beurteilst oder ob es sich nur um einen subjektiven Eindruck handelt, von dem wir hier reden; es wird dir verdammt schwer fallen, hier eine Nische zu finden.«
    Sie wußte, daß er recht hatte. Der Flug zum Mars wäre
    vielleicht noch die leichteste Übung.
    Nach dem Essen machte Priest mit ihr eine Stadtrundfahrt und war ihr bei der Wohnungssuche behilflich.
    Sie war erleichtert, als sie sich in Bens vertrauter Corvette vom JSC entfernte. Und es war eine Erleichterung, mit Ben zusammenzusein.
    Sie drehte sich zu ihm um. Er sprach kein Wort beim Fahren.
    Wenn er nun die Hand zu ihr ausstreckte…
    Aber er streckte sie nicht aus. Er saß so steif da, als ob er sie ganz vergessen hätte. Wahrscheinlich ist er in dieser Hinsicht genauso ratlos wie ich.
    Ihre Beziehung zu Ben war schon komisch, sagte sie sich.
    Fast so komisch wie die lange Beziehung mit Mike Conlig.
    Sicher. Und was ist der gemeinsame Nenner, York?
    Nachdem sie und Ben sich auch körperlich nähergekommen
    waren, hatten sie viel weniger miteinander geredet. Und wenn sie sich unterhielten, dann nur über Banalitäten. Ben schien nicht einmal in der Lage, eine Trennung von Karen auch nur in Erwägung zu ziehen, und was York betraf, so dümpelte die Beziehung mit Mike Conlig so vor sich hin. Je länger sie dauerte, desto größer würde die emotionale Last. Haben Ben und ich nur eine Affäre? Springen wir nur ab und zu in die Kiste?
    Es war, als ob die bipolaren Beziehungen, die Ben und York hatten, sie immer auseinanderbrachten, wenn sie sich gerade näherkamen.
    Doch eines wußte sie mit Bestimmtheit. Wenn sie den ersten Morgen am Johnson Space Center irgendwie überstehen wollte, dann war sie auf Bens Beistand angewiesen, um nicht den Verstand zu verlieren.
    Houston deprimierte sie. Die Stadt schwitzte unter einer Käseglocke aus feuchtwarmer Luft. Die Luftverschmutzung war unerträglich. Das flache Land befand sich auf der Höhe des Meeresspiegels und wurde von lehmigen Flüssen und Sümpfen durchzogen. Im Umkreis von hundert Meilen gab es keinen einzigen Hügel. Der Boden außerhalb der Stadt war eine klebrige Substanz, die von den Einheimischen als ›Gumbo‹ bezeichnet wurde, eine Masse aus Schlamm, Lehm
    und Muschelschalen; kümmerliche Kiefern und knorrige
    Eichen wuchsen auf Feldern mit hartem, stachligem Gras.
    Ben fuhr mit ihr zum San Jacinto-Monument hinaus, einem
    wuchtigen Obelisken aus den dreißiger Jahren, der von einem texanischen Stern gekrönt wurde. Er diente als Denkmal für den Sieg von General Sam Houston über die Mexikaner. Sie fuhren zur Aussichtsplattform an der Spitze hinauf. Der Park mit dem Obelisken war in ein mehrere Quadratkilometer großes Gelände mit Raffinerien eingebettet. Aus dieser Perspektive existierte das JSC überhaupt nicht; Houston hatte von der Ölkrise der frühen Siebziger profitiert, und als York das Gewirr aus Pipelines betrachtete, erkannte sie, daß Houston in der Hauptsache vom Erdöl lebte und daß das Raumfahrtprogramm nur ein Arbeitgeber von vielen war.
    An der Basis des Monuments roch es nach Erdöl.
    Zur Wohnungssuche fuhr Ben sie zurück zum NASA—
    Gelände am Clear Lake im Südosten der Stadt. Clear Lake war, wie Ben sich ausdrückte, weder klar noch ein See, sondern ein Seitenarm der Galveston Bay – das war offensichtlich ein Standard-Witz des JSC. Die NASA-Straße Eins, der Zubringer zum JSC, verlief parallel zur Küste, und zwischen Badeorten, die schon bessere Tage gesehen hatten, waren moderne Wohnsiedlungen errichtet worden – Nassau Bay und El Lago.
    Die Badeorte aus der Gründerzeit bildeten einen
    eigentümlichen Kontrast zum Raumfahrtzentrum: durch die
    salzhaltige Luft und die intensive Sonneneinstrahlung waren die Fassaden

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