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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Mondmissionen hatten lediglich zwei Wochen
    gedauert. Die Ares-Apollo indes sollte achtzehn Monate im Leerraum überstehen. Und die Temperaturunterschiede, denen Apollo ausgesetzt sein würde, während Ares im Sonnensystem kreuzte, wären viel stärker als bei einem Mondflug. Deshalb waren die meisten Hauptsysteme der Apollo neu konzipiert worden.
    Die Betriebsund Versorgungseinheit verfügte über mehr
    Treibstoff für die Steuertriebwerke und weniger Brennstoff für das Haupttriebwerk. Die herkömmlichen Betriebsund Versorgungseinheiten hatten zuviel Wasser abgeblasen, das von den Bordbatterien produziert wurde; die Ares-Version speicherte das Wasser in Tanks, wodurch vermieden wurde, daß Eispartikel das Schiff umschwärmten. Die ganze Konfiguration war mit mehr Batterien bestückt, und die Kommandokapsel verfügte über mehr Nutzlastraum. Die obere Kopplungseinheit verfügte über eine Luftaustauschleitung, um Luft vom Missionsmodul in die Kommandokapsel zu leiten.
    Und so weiter.
    Zuverlässigkeit war bei Langstreckenflügen unverzichtbar.
    Viele Systeme der Apollo waren mehrfach gesichert – mit Geradeauskopien, die bei einem Defekt einsprangen –, aber das alte Dreifach-Redundanz-System, das bei den Mondflügen verwendet worden war, hatte sich für Langstreckenflüge als ungeeignet erwiesen. Redundanzen, die das Risiko über eine solche Flugdauer minimiert hätten, hätten ein Raumschiff mit einer gewaltigen Masse und höchstem Komplexitätsgrad erfordert.
    Also hatten die Konstrukteure sich eine intelligentere Lösung ausgedacht. Zusätzlich zur bloßen Redundanz waren auch andere Systeme imstande, die Funktionen ausgefallener
    Komponenten zu übernehmen. Dadurch wurde das Risiko
    vermindert, daß durch den Ausfall eines Systems gleich
    mehrere Funktionen beeinträchtigt wurden – wie bei Apollo 13
    geschehen. Und an die Besatzung hatte man auch gedacht. Das Schiff war in Modulbauweise errichtet worden, so daß die Baugruppen leicht zugänglich waren und relativ schnell repariert oder ausgetauscht werden konnten. Außerdem gab es Isolierventile, Not-Ausschalter, Prüfgeräte und Diagnosewerkzeuge. Ein paar Baugruppen verfügten sogar
    über integrierte mikroelektronische Selbsttest-Einheiten.
    Außerdem umfaßte der Flug der Apollo zum Mars eine Reihe von Abbruchoptionen. Bei der Rückkehr zur Erde sollte die Apollo mit dem Missionsmodul in einen langgezogenen elliptischen Orbit um den Planeten gehen, wobei die lange Halbachse eine Länge von hundertsechzigtausend Kilometern hatte und die kurze Halbachse eine Länge von achtzigtausend Kilometern. Es handelte sich also um eine weite Kurve, auf der die Mehrstufenrakete sich dem Mond bis auf die halbe Distanz zwischen Erde und Mond nähern und danach wieder abdrehen würde – ein Orbit, den Ares mit einem relativ geringen Brennstoffverbrauch einzuschlagen vermochte. Die Kommandokapsel würde sie aus einer solchen Trajektorie
    sicher zur Erde zurückbringen, weil die Hitzeentwicklung beim Wiedereintritt geringer war als bei einer Rückkehr vom Mond.
    Und falls Apollo dennoch ausfallen sollte, würde die
    Besatzung im Orbit überleben, bis Rettung in Gestalt einer anderen Apollo kam.
    Und falls sie es nicht einmal in den Erdorbit schafften – wenn zum Beispiel das J-2S, das einzige Triebwerk der letzten Stufe der MS-IVB-Zusatzrakete versagte –, waren sie immer noch in der Lage, aus dem freien Fall einen direkten Wiedereintritt zu versuchen. Der Hitzeschild an der Unterseite der Kommandokapsel war verstärkt und versteift worden, so daß sie eine reelle Chance hatten, den Eintritt in die Erdatmosphäre zu überstehen. Die Geschwindigkeit wäre nur um etwa fünfzehn Prozent höher als bei einer Rückkehr vom Mond.
    Und wenn die Lebenserhaltungssysteme des Missionsmoduls
    während des Flugs ausfielen, hatte die Besatzung immer noch die Möglichkeit, sich in die Kommandokapsel zurückzuziehen und sie als Schutzraum beziehungsweise als ›Rettungsboot‹ zu nutzen. Wo Gershon nun allein hier war, wirkte die Kommandokapsel recht geräumig; wenn sie sich jedoch zu dritt hier aufhalten müßten, würden es ein paar harte Wochen oder gar Monate werden.
    Doch das wäre immer noch besser als der Tod.
    Jeder Aspekt der Mission war unter Berücksichtigung eines möglichen Defekts geplant worden, um in jeder Phase eine Option bereitzustellen und keine ›toten Zonen‹ zuzulassen, in denen es keine Abbruchmöglichkeit gab. Die Konstrukteure hatten an fast alles

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