Mission Ares
es die Musterzulassung erhielt.
Wo lag also das Problem? Vielleicht lag es daran, daß die Instrumente falsche Werte anzeigten, wie EECOM
anscheinend vermutete. Es war aber auch möglich, daß die Betriebsund Versorgungseinheit explodiert war und die Rakete vom Kurs abgebracht hatte. Oder vielleicht hatte sich woanders eine Explosion ereignet und die Betriebsund Versorgungseinheit beschädigt.
INCO meldete sich wieder. Die Probleme mit der Antenne
waren ein paar Sekunden nach der Zündung der NERVA
aufgetreten.
Donnelly schaute wieder auf die Anzeigetafel, auf der die Flugbahn dargestellt wurde. Das Raumschiff wich deutlich von dem Pfad ab, dem es hätte folgen müssen, wenn die NERVA richtig funktionierte.
Es sah so aus, als ob die S-NB ausgefallen wäre.
»Lenkung, bestätigt ihr diese Abweichung?«
»Rog, Flugleiter.« Lenkung war der Boden-Navigator und
wurde auch mit mehreren Problemen auf einmal konfrontiert, während das Raumschiff von seiner Trajektorie abwich und die Lageregelung versagte.
»Booster, wie sieht’s bei euch aus?«
Mike Conlig antwortete nicht. Donnelly sah, daß er
zusammengesunken an der Konsole saß. »Booster?«
»Die Besatzung meldet Ozongeruch in den Helmen«, sagte
York.
»Flugleiter, hier ist der Arzt. Eine Kontraindikation ist eingetreten.« Der aus Oklahoma stammende Flugarzt mit einem Bürstenhaarschnitt saß bei den System-Jungs in der Reihe vor Donnelly, links von Natalie York. Er trug einen Button mit der Aufschrift FUCK IRAN. Seine Stimme war angespannt.
Donnelly schaltete ihn auf eine geschlossene Schleife.
»Reden Sie, Doktor.«
»Flugleiter, ich registriere einen starken radioaktiven Fluß in der Kabine des Raumschiffs. Und Veränderungen bei den Vitalfunktionen der Besatzung.«
Donnelly erinnerte sich an Yorks Meldung. Sie riechen Ozon.
Sauerstoff, der durch Strahlung ionisiert wurde. Strahlung von der NERVA. Allmächtiger Gott.
Dann war es also Realität. Die Instrumente funktionierten doch. Und die Russen haben dieses Jahr einen gottverdammten Vietnamesen mit einer Saljut in den Orbit geschickt. Die Presse wird uns ans Kreuz schlagen.
Wegen der zwei simultan ablaufenden Missionen war Bert
Seger für drei Tage nicht im Büro gewesen und nutzte nun die Gelegenheit, die Post durchzugehen. Nach ein paar Minuten klingelte die ›Quasselstrippe‹, die Leitung, über die er mit dem Führungspersonal in Gebäude 2 verbunden war.
Es war irgendein Problem beim Apollo-N-Flug aufgetreten, und Seger sollte lieber zum MOCR kommen.
Verärgert legte Seger die Post weg. Mit der NERVA war
doch ständig etwas anderes los.
Die Nadel des Voltmeters für Bus A sackte auf den Grund der Skala. Weitere Warnlampen leuchteten auf.
Dana überprüfte Brennstoffzelle 1 der Betriebsund
Versorgungseinheit, die Bus A mit Strom hätte versorgen
sollen. Sie war tot. Nun schaltete Dana die Systeme der
Kommandokapsel von Bus A auf Bus B, was mit den
behandschuhten Fingern eine diffizile Arbeit war.
Nun leuchtete noch ein rotes Licht auf. Spannungsabfall auch an Bus B. Er überprüfte Brennstoffzelle 3, von der Bus B
versorgt wurde; sie war ebenfalls tot.
Mein Gott. Wir haben die Betriebsund Versorgungseinheit verloren. Das ist eine Neuauflage von Apollo 13.
Er zwang sich zur Ruhe und machte Meldung. Mary würde
sicher zuhören, wahrscheinlich auch die Kinder. »In Ordnung, Houston, ich habe einen Warmstart versucht, und die Brennstoffzellen 1 und 3 zeigen beide graue Marken. Ich habe eine Verstopfung im Fluß.«
»Verstanden, Apollo-N. EECOM hat bestätigt.«
Die Erde zog in ihrer ganzen Schönheit an den Fenstern
vorbei. Sie ahnte nichts von dem Drama, das sich im All
anbahnte.
Das Raumschiff und das Zusatztriebwerk waren durch diesen rätselhaften Knall in Rotation versetzt worden. Dana wußte, daß die Lage-und Bahnregelungssysteme des Schiffs dem langsamen Taumeln hätten entgegenwirken müssen, doch von einer Korrektur war nichts zu spüren.
»Chuck, ich glaube, die Lage-und Bahnregelung der
Betriebsund Versorgungseinheit ist ausgefallen.«
»Rog«, sagte Jones. »Houston, die Reaktionssteuerung ist ausgefallen – bei der Betriebsund Versorgungseinheit und bei der S-NB.«
Wenn die Betriebsund Versorgungseinheit wirklich
explodiert war, dann bedeutete dies das Ende der Mission.
Dennoch mußte die Besatzung in der Lage sein, aus diesem niedrigen Orbit zur Erde zurückzukehren.
Eine expandierende Wolke aus glitzernden Eiskristallen
driftete am Fenster
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