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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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NERVA verloren. Die
    technischen Parameter haben den Grenzwert überschritten.
    Äh… es sieht so aus, als sei das Ding explodiert.«
    »Mein Gott. Und die Besatzung?« fragte Michaels schroff.
    »Was ist mit der verdammten Besatzung, Josephson?«
    »Das läßt sich von hier aus schwer sagen, Fred«, sagte
    Josephson mit ruhiger und analytischer Stimme. »Die Daten ergeben kein klares Bild. Ich würde sagen, wir müssen mit dem Verlust der Besatzung rechnen.«
    Ein Kellner hatte noch einen Anruf für Michaels.
    Diesmal war es Bert Seger aus Houston. Mit hoher Stimme
    und in abgehackten Sätzen teilte Seger ihm weitere
    Einzelheiten mit: der Reaktor der NERVA war durchgegangen, die Betriebsund Versorgungseinheit war schwer beschädigt, das Ausmaß der Schäden an der Kommandokapsel stand noch nicht fest…
    Michaels unterbrach ihn. Kein amerikanischer Astronaut war bisher im Weltraum umgekommen. Kein NASA-Direktor hatte bisher eine Besatzung verloren. »Holen Sie sie nach Hause, Bert.«
    Michaels spürte, wie jemand ihn am Arm packte. Es war
    Udet; der hochgewachsene Deutsche lächelte, und sein Gesicht war durch den Alkohol schon mit einer leichten Röte überzogen. Udet wollte Michaels einem Senator vorstellen.
    Michaels nahm Udet auf die Seite und erzählte ihm die
    Neuigkeiten.
    Udets Lächeln verflog. Er schien sich in sich selbst
    zurückzuziehen; er hielt sich kerzengerade, und das Gesicht war maskenhaft starr. Mit präzisen Bewegungen stellte er das Glas auf einem Tablett ab.
    »Was ist zu tun?«
    »Hans, ich möchte, daß Sie im Weißen Haus anrufen und
    dem Präsidenten mitteilen, was geschehen ist. Sagen Sie ihm, ich würde mich umgehend mit ihm in Verbindung setzen. Und dann möchte ich, daß Sie flugs nach Marshall zurückkehren.«
    Der Deutsche nickte. Michaels sah ihm nach, als er steif den Raum verließ.
    Er erinnerte sich, daß Segers Telefonstimme entfernt und schrill geklungen hatte, als ob sie zu kippen drohte. Michaels verspürte einen Anflug von Besorgnis. Der Mann steht unter unglaublichem Druck. Natürlich hört er sich komisch an.
    Hauptsache, er hält durch, bis er den Vogel runtergeholt hat.
    Um Segers geistige Verfassung konnte Michaels sich immer noch kümmern.
    Mein Gott. Ich werde ein paar verdammt gute Karten
    brauchen, um dieses Spiel zu gewinnen.
    Michaels widmete sich wieder seinen Gästen in der
    Empfangshalle. Offensichtlich hatte die Nachricht sich schon herumgesprochen. Teufel, sie müssen mir nur ins Gesicht sehen. Ein Mann weinte sogar.
    Im Speisesaal deckten die Kellner den Tisch; niemand nahm von ihnen Notiz.
    Michaels fand Bush und sprach kurz mit ihm. Dann bat er um Ruhe und verkündete die Neuigkeit offiziell.
    Dann löste die ›Riege‹ sich schnell auf. Die Vertreter der Firmen, deren Technik von der Havarie betroffen war, nahmen die nächste Maschine nach Houston.
    Michaels entschuldigte sich bei Bush, verließ den Club und wies seinen Fahrer an, ihn zum NASA-Hauptquartier zu bringen.
     
    Mittwoch, 3. Dezember 1980
    Apollo-N; Lyndon B. Johnson-Raumfahrtzentrum, Houston
     
    Im Astronauten-Büro herrschte in dieser Nacht Ruhe. Ralph Gershon war als einziger anwesend. Als MEM-Spezialist war er nicht unmittelbar an den aktuellen Missionen beteiligt. Die meisten Piloten arbeiteten entweder für die Flugführung in den Simulatoren oder waren zur Raumfahrt-Industrie abgestellt.
    Doch Gershon waren die Probleme mit der NERVA zu Ohren
    gekommen. Er war ins MOCR hinübergegangen, doch hatte es dort nichts für ihn zu tun gegeben. Er stand den Leuten nur im Weg und machte sie nervös. Also hinterließ er für den Notfall seinen Aufenthaltsort und sichtete im Büro die Post.
    Das Telefon klingelte. Er nahm beim ersten Läuten ab.
    »Ralph? Ich bin froh, daß ich Sie erreiche.«
    »Natalie? Sind Sie noch immer im Dienst?«
    »Ja. Rolf Donnelly hat mich gebeten, Sie anzurufen. Ich…«
    »Ja?«
    »Wir befürchten, daß wir die Besatzung verlieren.«
    Gershon hörte Stimmen im Hintergrund des MOCR,
    angespannt und schrill.
    York wandte sich mit der Bitte an Gershon, dafür zu sorgen, daß Astronauten und ihre Frauen die Familien der verunglückten Besatzungsmitglieder besuchten.
    Gershon erklärte sich sofort dazu bereit und legte auf.
    Es war eine Tradition, die bis zu Mercury zurückreichte: schlechte Nachrichten wurden von einem Astronauten oder seiner Frau überbracht – von jemandem also, der selbst den Risiken und dem Druck ausgesetzt und deshalb in der Lage war, den

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