Mission Ares
umgerüsteten Treibstofftanks, altes Apollo-Gerät, das zehn Jahre nach den Mondlandungen immer noch in Betrieb ist, einem modifizierten Saturn-Triebwerk, das noch kein einziges Mal geflogen ist und einer Höllenmaschine namens NERVA?«
»Schon, aber Sie müssen das positiv sehen, Fred. Skylab A ist noch immer funktionsfähig, obwohl es fast schon vor einem Jahrzehnt gestartet wurde. Was, wenn wir es aufgeben und auf die Erde stürzen lassen würden? Das wäre nicht nur eine unglaubliche Verschwendung, sondern wir würden uns auch noch zum Gespött machen. Zumal Moonlab auch noch dort
oben ist…«
»Ja, ja. Trotzdem handelt es sich nur um Apollo-Technik aus den Sechzigern. Nur daß die Entwicklung inzwischen aber nicht stehengeblieben ist, Joe. Der Vorsprung, den wir vor einem Jahrzehnt hatten, ist geschrumpft. Die Russen starten noch immer die Sojus und Saljut…«
»Aber unser Gerät ist besser als das ihre.«
»Vielleicht. Aber ihre Verweildauer im Weltraum stellt
unsere diesbezüglichen Leistungen weit in den Schatten. Zumal die Sowjets nicht die einzigen sind. Sogar unsere Freunde füllen die Lücken aus, die wir hinterlassen haben. Die Europäer arbeiten schon seit ein paar Jahren mit ihrer Ariane, so daß wir auch bei kommerziellen Starts gegenüber unseren sogenannten Verbündeten ins Hintertreffen zu geraten drohen.«
Mit seinen Wurstfingern rieb er sich die Nasenwurzel und schloß die Augen. »Ach, zum Teufel. In acht oder neun Jahren werde ich das Raumfahrtprogramm wieder für einen neuen Präsidenten ummodeln. Und dann werde ich wieder
herauszufinden versuchen, welche Zukunft vor uns liegt und welche Richtung das Weiße Haus voraussichtlich einschlägt.
Vielleicht ist das für euch Jungs nicht so offensichtlich; ich weiß schließlich selbst, wie es ist, wenn man sich im Programm engagiert. Doch die Dinge liegen heute ganz anders als 1971 oder gar 1960, völlig anders…«
»Ich halte sehr wohl die Augen offen, Fred«, quetschte
Muldoon hervor. »Ich sehe die Veränderungen durchaus. Trotz Afghanistan ist der Kalte Krieg Schnee von gestern. Oder zumindest wollen die Leute das so sehen. Und wenn das Weltall nur ein symbolischer Kriegsschauplatz war…«
»Welchen Sinn hat die Raumfahrt dann noch?« Michaels
lächelte über das Glas hinweg. »Sie haben ganz recht. Wir hatten das Glück, diese Karte spielen zu dürfen, wenn immer es uns paßte, Joe; vielleicht wäre die Raumfahrt sonst gar nicht möglich gewesen. Doch nun haben die Leute genug und geben uns die Quittung. Doch auf der anderen Seite…«
»Ja?« fragte Muldoon.
»Auf der anderen Seite haben wir vielleicht doch noch ein paar Ansatzpunkte. Wie Sie wissen, erhöht Reagan die Rüstungsausgaben.«
»Sicher«, knurrte Muldoon. »Genauso wie er die Steuern
senkt und den Rest des Haushalts beschneidet.«
»Und ich glaube auch, daß dieser Trend während Reagans
Amtszeit andauern wird«, sagte Michaels nachdenklich. »Haig sagt, Carters ganzer Menschenrechtskram sei ein Irrweg gewesen, und wir müßten nun den Sowjets Kontra geben, die noch immer die größte Bedrohung darstellen.«
»Und was bedeutet das für uns, Fred?«
Michaels lächelte müde. »Sie müssen die Ansatzpunkte
erkennen. Wir müssen uns so positionieren, daß wir zu dem Teil des Budgets gehören, der erhöht wird und nicht umgekehrt. Wenn das ganze Geld in die Landesverteidigung fließt, dann müssen wir in diesem Strom mitschwimmen und ein wenig für uns umleiten.« Er nippte an seinem Drink. »Dann hätten wir noch Reagan selbst. Diesen alten Hollywood-Cowboy. Sie wissen, daß ich seit Reagans Nominierung mit ihm und seinen Leuten zusammengearbeitet habe. Und ich halte es für möglich, daß er Kennedy nacheifern möchte. Oder ihn sich wenigstens geneigt machen will. Wie Sie wissen, hatte Reagan im letzten Jahr auf der Wahlkampfplattform der Republikaner das Gespann Carter/Kennedy angegriffen, weil sie die NASA mit unzureichenden Finanzmitteln ausgestattet hätten. Nun muß er zu seinem Wort stehen.
Und vielleicht betrachtet Reagan die uneinheitliche Lage, in der wir uns nach dem NERVA-Unfall befinden, auch als Gelegenheit. Als die Gelegenheit, den Gang der Ereignisse zu gestalten. Das Raumfahrtprogramm ist eine Art Lackmus-Test für jede neue Regierung, eine Bewährungsprobe. Wir hatten Kennedy und den Mond, Nixon und das langfristige Mars-Programm… Joe, ich glaube, wenn wir mit einem Programm und einem klar umrissenen Ziel aufwarten, das geeignet ist,
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