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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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der größeren Columbia-Labors abgeteilt worden war. Er verfügte zwar über ein rudimentäres Lebenserhaltungssystem – Nahrung und Wasser –, doch war der Raum nicht von der Außenwelt abgeschlossen.
    Aus dem Erste-Hilfe-Kurs, den Morgan bei Caltech leitete, heuerte er drei Leute an, die gegen Bezahlung für einen Monat dort ausharren sollten.
    Jeden Tag absolvierten die Probanden ein simuliertes EVA: sie legten Übungs-Raumanzüge und mit Bleigewichten gefüllte Tornister an und simulierten Experimente auf der Marsoberfläche. Dann erklommen die Probanden eine Leiter, um die Rückkehr ins MEM zu simulieren und sich gegenseitig den Marsstaub in Form von Talkumpuder abzusaugen.
    Die Teilnehmer experimentierten mit Arbeits-und Schlaf-Rhythmen und versuchten, die Schichten auf der Oberfläche zu optimieren.
    Die Versuchsanordnung war primitiv, aber effektvoll. Nach einem Monat waren die Probanden zwar etwas gelangweilt und ziemlich erschöpft, befanden sich jedoch in einem guten Allgemeinzustand. Ihre Kondition war sogar besser als zu Beginn der Simulation. Die Erschöpfung war normal; die richtige Besatzung hätte den ganzen Rückflug – sieben Monate
    – Zeit, um sich zu erholen.
    Morgan notierte das für Lee, und dieser war hochzufrieden mit den Ergebnissen. Nicht genug damit, daß seine Drei-Mann-Idee wie eine Bombe im Prüfungsausschuß einschlagen würde – er würde ihnen auch detaillierte Vorschläge zur
    Ablauforganisation des Marsaufenthalts um die Ohren hauen: Schichtzyklen, die Notwendigkeit, Arbeits-und Schlaf-Rhythmen schon vor der Ankunft auf dem Mars festzulegen, die Definition von Erholungsphasen und so weiter.
    Wie Phönix aus der Asche. Der Triumph schien zum Greifen nahe.
     
    Während der Termin unaufhaltsam nahte, nahm Lee die Probe-Präsentationen der jeweiligen Gruppen ab.
    Allmählich entstand vor dem geistigen Auge ein Bild vom
    Ablauf der Ereignisse. Er, Xu, Rowen, Lye, Morgan und ein paar andere würden auf einem Podium in irgendeinem Hotel oder Konferenzzentrum einem Auftrieb von NASA-Ingenieuren gegenübersitzen. Sie würden sechzig Minuten haben, um ihr Konzept zu präsentieren.
    Je länger er indes den Präsentationen lauschte, desto klarer wurde ihm auch, daß es keinen Sinn hatte, in einer Stunde fünf bis sieben Referenten vorzuschicken. Eine einzige Person mußte die gesamte Präsentation übernehmen und jeden Aspekt des Angebots abhandeln, jedes verdammte Subsystem. Die anderen würden sich in Bereitschaft halten, um Fragen zu den jeweiligen Fachgebieten zu beantworten.
    Nun nahm er Unterlagen mit nach Hause – Manuskripte,
    Dokumente, Notizen – und lernte jeden Aspekt des Systems, das er vorstellen würde, auswendig. Er las das Zeug sogar noch im Bett.
    Wenn Jennine dann aufwachte und irgend etwas vor sich
    hinbrabbelte, stellte er erschrocken fest, daß es schon vier Uhr morgens war oder zu einer anderen nachtschlafenden Zeit. In einer Stunde mußte er schon wieder raus. Mit neuem Fleiß an die gleiche…
    Doch er war energiegeladen. Er glaubte es selbst nicht. Die Tage verflogen nur so. Er hatte das Gefühl, ihm wären Flügel gewachsen.
    Schließlich stellte er sich ein Feldbett ins Büro. Damit hatte er wieder viel Zeit gespart.
     
    Lee bekam einen Anruf von Art Cane.
    »Ich mache mir allmählich Sorgen wegen der Kosten, die ihr mir verursacht. Wenn wir den Zuschlag nicht erhalten, geht uns der Arsch auf Grundeis. Was macht übrigens mein Zwei-Millionen-Etat?«
    »Wir kommen damit hin, Art.«
    Das war eine ausgemachte Lüge. Lee wußte nur zu gut, daß er die Zwei-Millionen-Grenze längst überschritten hatte und daß er am Ende das Drei-oder Vierfache benötigen würde.
    Was Art in Lees Augen so liebenswert machte, war gerade
    auch sein Mißtrauen gegenüber elektronischen Buchhaltungs-Systemen. Er bestand darauf, die Zahlen jeden Monat selbst schriftlich von Hand zu überprüfen und die Salden zu berechnen. Er analysierte und interpretierte sie mehr oder weniger von Hand. Wie zu der Zeit, als er die Firma gegründet hatte.
    Deshalb hinkte Cane der aktuellen Entwicklung mindestens um einen Monat hinterher. Und wenn er ein wenig trickste, wäre Lee in der Lage, die Buchungen und Zahlungen um einen Monat hinauszuschieben, so daß er eine Gnadenfrist von insgesamt zwei Monaten hatte.
    Das genügte Lee. In zwei Monaten wäre die Sache nämlich
    unter Dach und Fach. Wenn er den Vertrag erst einmal in der Tasche hatte, würde keine Krämerseele mehr nach den Kosten fragen.

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