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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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der
    Atmosphäre, Ralph. Hundertachtundfünfzigtausend Fuß. Nase um vierzig Grad nach oben gerichtet.«
    »Schau’n wir mal, welche Überraschung sie nun für uns
    haben«, sagte Gershon.
    »Du wirst allmählich paranoid, Ralph.«
    »Sag nur.«
    Nun rollte der Form-Gips schneller an den Fenstern vorbei.
    »Reibungshitze«, sagte York. Die Sensoren zeigten an, wie die Unterseite des Raumschiffs sich erhitzte.
    Der auf Rockwells aktueller Studie basierende Doppelkegel war die fortschrittlichste MEM-Konfiguration der Luft-und Raumfahrtindustrie. Er tauchte mit der Unterseite voran in die Atmosphäre ein und flog dann wie ein normales Flugzeug weiter. Deshalb war nur die Unterseite mit hitzebeständigen Kacheln verkleidet, die eine Wärmesenke darstellten und die Energie der spärlichen Luftmoleküle des Mars absorbierten.
    »Stellt euch auf den Abbruch der Funkverbindung ein«, sagte der Versuchsleiter trocken. »Wir sehen uns auf der anderen Seite, Leute.«
    »Hoffentlich«, sagte Gershon.
    Vor Yorks Fenster verdichtete sich pinkfarbenes Plasma.
    »Wie kitschig«, grunzte Gershon.
    »Mir gefällt’s«, murmelte York.
    York und Gershon überflogen die Systemanzeigen und
    glichen sie mit den Checklisten ab, die an den Konsolen
    klebten. Nun wurde die Simulation zur Routine, fast schon langweilig…
    York wußte aber auch, daß, wenn es sich um den Ernstfall gehandelt hätte, nun Bremskräfte auf sie wirken würden, während das Raumschiff immer tiefer in die Marsatmosphäre hineinstieß. Ihr Pulsschlag beschleunigte sich. Diese Simulation, die eher für Ingenieure als für Astronauten
    entwickelt worden war, war ziemlich primitiv: es handelte sich nicht einmal um eine Bewegungssimulation, sondern um ein Schattenspiel, einen Abklatsch der Wirklichkeit. Dennoch entwickelte die Simulation in dieser statischen Kabine eine solche Dynamik, daß die Phantasie angeregt wurde und ihr eine Vorstellung davon vermittelte, wie es sein würde, aus dem Orbit auszuscheren und auf die Oberfläche des Mars hinabzusteigen.
    Plötzlich überkam sie der kindische Wunsch, das hier wäre die Realität. Daß sie sozusagen im Schnelldurchgang die noch vor ihr liegenden Jahre des Trainings und der Ungewißheit hinter sich brachte.
    Ach, wie sehr ich mir das wünsche.
    Selbst wenn ich mit Ralph Gershon vorliebnehmen müßte, sagte sie sich.
    »Hundertdreißigtausend Fuß. Übergang zur aerodynamischen Steuerung.«
    »Rog«, sagte Gershon und betätigte den Steuerknüppel und die Pedale.
    Der Doppelkegel war bei diesem computergenerierten Flug
    schon so tief in die Atmosphäre eingetaucht, daß der Druck den Einsatz der vorderen Bremsraketen überflüssig machte. Die Atmosphäre war so dicht, daß sie den Steuerflächen des Doppelkegels Widerstand entgegensetzte.
    Im Moment, so wurde York sich bewußt, war der
    Doppelkegel ein Zwitter aus Raumschiff und Flugzeug.
    »Dynamischer Druck zehn Kilogramm pro Quadratmeter«,
    sagte York. »Hundertzwanzigtausend Fuß.«
    »Verstanden«, sagte Gershon.
    Nun waren die letzten Retros abgeschaltet. Das Raumschiff hatte sich in einen Gleiter verwandelt, wobei nur noch die aerodynamischen Steuerflächen die Einhaltung des Gleitpfads gewährleisteten.
    Das Glühen vor den Fenstern erreichte nun seine maximale Intensität und durchlief das Spektrum von Rosa über Gelb bis hin zu Blauweiß. Der Farbübergang war nicht fließend, sondern erfolgte durch den Filterwechsel des Computers
    abrupt.
    Gershon betätigte den Steuerknüppel und die Pedale, die
    wiederum das altmodische aerodynamische Steuerungssystem des Doppelkegels betätigten. »Das Schiff reagiert ziemlich träge.« Er schob den Knüppel nach vorn. »Ich versuche zu landen. Voller Ausschlag der Höhen-und Querruder nach unten. Das Heck kommt zu weit hoch. Ich habe kein Gefühl mehr für das Schiff. Scheißgerät. Da haben wir’s. Overshoot.
    Gut, bringen wir das Ding wieder hoch. Sinkgeschwindigkeit beibehalten. Steuerknüppel ran. Höhen-und Querruder rauf, Auftrieb wegnehmen, Hinterteil wieder absinken lassen.
    Scheiße. Wo bleibt denn die Reaktion… Ach. Na endlich. Der Kahn wälzt sich ja wie ‘ne Sau im Schlamm.«
    York wußte, daß der Doppelkegel im Vergleich zu einem
    richtigen Flugzeug ein schwerfälliges und unhandliches Gerät war. Das Fliegen des Doppelkegels glich eher dem Führen eines Boots: man mußte die Steuerflächen schwenken und
    warten, bis die dünne Luft der neuen Konfiguration Widerstand entgegensetzte und das Schiff die

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