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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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vielen.
    Wenn man Entscheidungen zu treffen hatte, bei denen es um Leben und Tod ging, mußte man sich letztlich doch auf den ›siebten Sinn‹ verlassen, bei dem Daten, Erfahrung und das Gefühl für ein Schiff auf rätselhafte Art verschmolzen.
    Und genau das taten Tim Josephson und Joe Muldoon nun,
    sagte er sich. Sie hatten das Gefühl, daß das Angebot von Columbia das richtige war, und das bedeutete vielleicht in letzter Minute einen Sinneswandel zu JK Lees Gunsten.
    Dennoch fiel es Josephson schwer, die Schlußfolgerungen der formalen Bewertung zu ignorieren. Vor zwei Jahrzehnten hatte Jim Webb sich schon einmal über die Empfehlung des Prüfungsausschusses hinweggesetzt, als er Rockwell den
    Zuschlag für Apollo erteilte. Und seitdem waren die Gerüchte über Korruption und geheime Absprachen nicht mehr verstummt.
    Als Gershon nach Cape Canaveral zurückflog, hing die Sache noch immer in der Schwebe.
    Lees Depressionen wurden immer schlimmer. Obwohl sein
    unorthodoxer Besuch in Houston erfolgreich gewesen war,
    besagten die Gerüchte aus Washington nur eins: daß Rockwell den MEM-Kontrakt bereits in der Tasche hatte. Teufel, sagte er sich, das war von Anfang an klar. Wie konnte ich mich überhaupt dazu versteigen, mitbieten zu wollen?
    Am Tag nach der Rückkehr aus Houston – es war zehn Uhr
    morgens – schaute er aus dem Fenster des Büros. Er spielte mit dem Gedanken, nach Hause zu gehen und etwas Zeit mit Jennine zu verbringen. Und mit seinem Sohn Bert, dessen
    Baseball-Schulmannschaft an diesem Abend ein Spiel hatte.
    Vielleicht wäre es gut, wenn Lee sich mal wieder blicken ließe.
    Dann rief Joe Muldoon an.
    »Wäre es Ihnen möglich, heute nach Houston zu kommen?«
    Lee war konsterniert. »Ich weiß nicht. Die Flüge…«
    »Heute abend wäre gut. Ich würde mich freuen, mit Ihnen zu reden. Kommen Sie in mein Büro im JSC.«
    Vielleicht wollte Muldoon es Lee persönlich sagen, auch
    wenn er deshalb extra nach Houston fliegen mußte.
    Lee dachte an Bert und das Spiel. Diese Option erschien ihm attraktiver.
    Er verständigte Bella und bat sie, ihm einen Flug nach
    Houston zu reservieren.
     
    Er erreichte das JSC am späten Nachmittag. Während des
    Flugs und der Fahrt vom Flughafen hatte er sich seelisch und moralisch schon auf die Hinrichtung vorbereitet.
    Muldoon führte ihn ins Büro und schloß die Tür. Dann gab er ihm die Hand und sagte grinsend: »Glückwunsch. Ich wollte es Ihnen persönlich sagen. Sie haben den Zuschlag für das MEM
    erhalten.«
    Zum erstenmal im Leben verschlug Lee es die Sprache.
    »Darf ich es meinen Leuten sagen?«
    Muldoon schaute auf die Uhr, eine massive Astronauten—
    Breitling. »Wir dürfen es nicht publik machen, solange die Börse noch geöffnet ist… ach, zum Teufel damit!«
    Er gestattete Lee zwei Telefonate.
    Lee telefonierte von Muldoons Büro aus. Er zog auch in
    Erwägung, Jennine anzurufen.
    Dann rief er Art Cane an.
    Und dann klingelte er bei Gene Tyson bei Hughes durch und rieb es ihm genüßlich unter die Nase.
    Muldoon lud Lee an diesem Abend zum Essen und zu ein
    paar Bierchen ein. Lee ließ sich ordentlich vollaufen und amüsierte sich prächtig.
    Doch um fünf Uhr stand er schon wieder auf, verfolgte die Morgennachrichten im Fernsehen und packte die Reisetasche.
    Er schaute flüchtig in den Spiegel an der Wand. »Mein Gott«, sagte er laut. »Ich werde ein Raumschiff bauen, das drei Amerikaner zum Mars bringt.«
    Dann holte eine Nachricht ihn wieder in die Wirklichkeit zurück.
    Eine Saturn VB war explodiert. Er sah das Bild einer weißen, mit orangefarbenen Einsprengseln durchsetzten Wolke, und die Feststoff-Booster jagten auf einer erratischen Bahn durch den Himmel, wobei sie eine Rauchfahne hinter sich herzogen.
    Die Kommentatoren sagten, das würde das Ares-Programm
    um Jahre zurückwerfen.
    Mein Gott. Hastig band Lee sich die Krawatte und stürmte aus dem Raum.
     
    New York Times,
    Dienstag, 15. Dezember 1981
     
    …Heute sind die letzten Überreste des tragischen Apollo-N-Weltraumflugs in einer unterirdischen Deponie des NASA—Weltraumbahnhofs Cape Canaveral in Florida begraben
    worden.
    Ich habe mich mit Aaron Raab vom Jacqueline B. Kennedy-Raumfahrtzentrum über die Probleme unterhalten, die sich in diesem Zusammenhang ergeben. Raab wurde 1946 in Tulsa, Oklahoma, geboren. Er trat im Juli 1967 in die NASA ein – ein paar Monate nach einer anderen Tragödie, wo in der auf der Startrampe stehenden Apollo 1 ein Feuer ausbrach und die

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