Mission Ares
Astronauten Grissom, White und Chaffee verbrannten.
Gleich nach der Apollo-N-Katastrophe schulterte Raab die schwere Bürde als ›Trümmer-Manager‹.
Nachdem das Bergungsschiff die Apollo-N—
Kommandokapsel nach Port Canaveral gebracht hatte, wurde die Fünf-Tonnen-Kapsel, mit der die NASA-Astronauten Dana, Jones und Priest zur Erde zurückgekehrt waren, bis zur letzten Schraube zerlegt. Die Einzelteile wurden für Untersuchungszwecke in verschiedenen Lagerhallen
ausgebreitet. Unter Raabs Leitung wurden die jeweiligen
Baugruppen der Kommandokapsel in der ursprünglichen
Konfiguration relativ zueinander angeordnet, um den
Untersuchungsbeamten die Arbeit zu erleichtern. Der von
Präsident Reagan eingesetzte Untersuchungsausschuß wachte derweil mit Argusaugen über den ganzen Vorgang. Die Komponenten blieben fast für ein ganzes Jahr so liegen.
Nachdem die Untersuchung abgeschlossen und die Berichte
geschrieben waren, führte die NASA nämlich eine interne
Untersuchung durch.
Es wurde erstaunlich wenig Gerät eingesetzt, um die
Komponenten zu bewegen: ein leichter Kran, ein Gabelstapler und zwei Pritschenwagen.
Weil die Kommandokapsel aus dem Salzwasser des Ozeans
geborgen worden war, mußten ein paar Bauteile mit
Korrosionsschutz behandelt werden, damit sie nicht rosteten.
Besondere Maßnahmen waren erforderlich, um die
Stimmenrecorder der Apollo-N zu konservieren. Kurze Zeit nach der Bergung wurden die Recorder zum Johnson-Raumfahrtzentrum in Houston geschickt, wo Sie von IBM
restauriert und von einer Arbeitsgruppe ausgewertet wurden.
Leiter der Gruppe war ein weiblicher Astronaut namens Natalie York.
Die letzte Ruhestätte der Kommandokapsel ist vielleicht
bizarr, aber praktisch. Das Raumschiff liegt nun tief unter der Erde im Silo einer Minuteman-Rakete, in einer ruhigen Ecke von Cape Canaveral. Der Ort umfaßt ein Silo (Komplex 31) und vier gewölbeartige, unterirdische Geräteräume.
Es war nicht einfach, den Silo seiner neuen Bestimmung
zuzuführen. Der Silo-Komplex wurde seit zehn Jahren nicht mehr genutzt und war dementsprechend heruntergekommen.
Die Geräteräume beherbergten noch immer eine umfangreiche elektronische Ausrüstung für Raketenabschüsse, die Raabs Team erst fortschaffen mußte, bevor sie die Trümmer von Apollo-N einzulagern vermochten. Die Geräteräume selbst
befanden sich in einem schlechten Zustand und mußten für eine langfristige Lagerung umgebaut werden. Obwohl es keine Umweltschutzauflagen gab, mußten die unterirdischen Anlagen zumindest wasserdicht gemacht werden; man stellte nämlich fest, daß in den späten Sechzigern der Boden von Komplex 31 durch einen Rohrbruch etwa einen Meter hoch unter Wasser gesetzt worden war. Also wurden die
Wasserrohre abgesperrt, bevor die Wrackteile von Apollo-N
dort eingelagert wurden.
Die Trümmer wurden von NASA-Kameramännern gründlich
dokumentiert. Die ganze Operation lief unter strengen
Sicherheitsvorkehrungen ab, wobei die Wrackteile rund um die Uhr bewacht wurden, um morbide Souvenirjäger abzuschrecken.
›Wir haben die Komponenten in der Kammer systematisch
geordnet‹, sagte Aaron Raab mir. ›Wir haben die Baugruppen nach Funktion und Lagererfordernissen sortiert. Zunächst haben wir die größeren Komponenten eingelagert. Alles, von dem wir glaubten, daß es später noch gebraucht würde, haben wir in einem leicht zugänglichen Bereich deponiert. Die Mitarbeiter der Qualitätskontrolle von Cape Canaveral haben alles in offiziellen Logbüchern verzeichnet. So kennen wir den genauen Lagerort jedes Teils.‹
Jeden Besucher der Gruft wird wohl ein mulmiges Gefühl
beschleichen, doch stellt das Inventar einen Fundus dar, auf den Wissenschaftler jederzeit zurückgreifen können. Allerdings ist laut Aussage von Raab nicht geplant, die Kammern in regelmäßigen Abständen zu öffnen, um den Zustand der Wrackteile zu ermitteln.
Heute war ich dabei, wie Aaron Raab die letzten Bauteile der Kommandokapsel am dafür vorgesehenen Ort niedergelegt hat.
Dann wurde ein zehn Tonnen schwerer Betondeckel mit
Stahlrohren gesichert, die anschließend über der Gruft
verschweißt wurden.
Ein Jahr nach der Havarie hat Apollo-N endlich die letzte Ruhestätte gefunden…
Januar 1982
Washington, DC
Anfangs hatte Bert Seger sich noch für den neuen Posten in Washington begeistert. Schließlich war er zum Inspektor der NASA befördert worden und erwartete, in seiner Eigenschaft als Führungskraft im Büro für
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