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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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solle die Steuertriebwerke ein paarmal feuern lassen, um die Blase zu verbrennen. Stone tat wie geheißen.
    Inzwischen hatte Young eine Antwort auf das Problem mit der Wasserstandsanzeige gefunden: es hatte den Anschein, als ob die Störung auf einen defekten Transducer zurückzuführen sei…
    Und so jagten ein Problem und eine Überprüfung die andere.
    York hatte indes eine eigene Checkliste, die sie abhaken mußte. Sie arbeitete zügig die einzelnen Punkte ab, öffnete und schloß Unterbrecher, legte Schalter um und rief Stone und Gershon Instruktionen zu. Sie war umgeben von der im Helm zischenden Luft, dem Summen der Instrumente und Pumpen der Kommandokapsel, dem Rascheln von Papier, dem Rauschen von Youngs Stimme, die von der Bodenstation
    durchdrang und den leisen Stimmen von Gershon und Stone, die ihre post-orbitalen Checklisten abarbeiteten.
    Es handelte sich um eine profane Prozedur, die sie schon ein Dutzend Mal in den Simulationen erledigt hatten.
    Und doch war es etwas völlig anderes, diese Routine nicht in einem bodengestützten Ausbildungszentrum durchzuführen, sondern hier.
    Wenn sie nach vorn aus der Kapsel blickte, sah sie die
    Krümmung des Planeten. Es war ein blauweißer Bogen, der
    vom dunklen All überwölbt wurde. Doch wenn sie nach unten sah, füllte die Haut der Erde das Fenster aus und zog stetig an ihr vorbei, als ob sie auf einem Computerbildschirm eine Landkarte betrachtete.
    Sie staunte über die Transparenz der Luft. Die Atmosphäre hatte eine verblüffende Tiefenwirkung und dreidimensionale Anmutung. Die Wolken wurden von Schatten unterlegt, während sie über die Meere hinwegzogen. Die Wolken
    verdichteten sich mit abnehmender Entfernung zum Äquator, und wenn sie nach vorn schaute, tangential zur Erdoberfläche, sah York die Wolken in die Atmosphäre emporsteigen, als ob Ares auf eine Wand aus Dampf zuflöge. Auf dem Land erkannte sie Städte – einen grauen, verwinkelten
    Flickenteppich – und die Linien von Fernstraßen. Die braun-orangefarbene Tönung der Wüsten stach ihr förmlich in die Augen, doch die Wälder und verschiedenen Klimazonen waren schwerer zu erkennen; ihre Färbung kontrastierte weniger stark mit der Atmosphäre, und sie erschienen als graublaue Strukturen mit einer Ahnung von Grün.
    Das fehlende Grün enttäuschte sie.
    Sie sah das Kielwasser eines Schiffs, das wie ein Pinselstrich auf der ruhigen Meeresoberfläche ausfaserte.
    Gershon, der auf dem mittleren Sitz festgeschnallt war,
    beugte sich zu ihr herüber. »Was für ein Anblick.«
    Sie drehte den Kopf – und bereute es sofort. Sie hatte das Gefühl, ihr Kopf sei ein mit einer Flüssigkeit gefüllter Behälter, die bei jeder Bewegung schwappte. Sie hielt den Kopf für ein paar Sekunden ruhig und wartete ab, bis das Schwappen abgeklungen war. Sie versuchte, an etwas anderes zu denken als an den Magen.
    Raumadaptions-Syndrom. Sie wußte durchaus, was mit ihr geschah. In der Schwerelosigkeit nahmen Kalziumpartikel, die sich auf empfindlichen Härchen im Innenohr befanden, ungeordnete Positionen ein, so daß der Körper nicht mehr wußte, wo oben war. Normalerweise legte sich das nach ein paar Tagen wieder.
    Doch im Moment war das höchst unangenehm für York.
    Vorsichtig drehte sie sich wieder zum Fenster um. Sie flogen nun über Gewitterwolken dahin, die sich zu scheinbar massiven, kilometerhohen Wolkenklippen und -schluchten
    auftürmten. Sie sah Blitze, die wie Lebewesen durch die
    Wolken zuckten und sich durch Sturmfronten von ein paar
    tausend Kilometern fortpflanzten. Die von innen leuchtenden Wolken glühten purpurn und rosa, wie Neonskulpturen. »Sieh dir das an. Es hat den Anschein, als ob die Gewitterwolken nach uns ausgriffen.«
    »Sie erreichen nur ein Zehntel unserer Höhe«, sagte Gershon milde.
    »Der Druck ist wieder in Ordnung«, meldete Stone und nahm die Handschuhe und den Helm ab.
    York löste die Verschlüsse der Handschuhe, zog sie aus und steckte sie in eine Tasche an der Liege. Sie faßte den Helm an den Seiten, löste die Arretierung und nahm ihn ab.
    Sie bewegte sich zu schnell. Plötzlich schwappte wieder die Flüssigkeit im Kopf, und Speichel sammelte sich im Mund.
    Der Helm rollte über den Boden und prallte gegen eine
    Schalterbank. Gershon ergriff ihn und lachte. »Abfangen!« Im Druckanzug wirkte er klein und kompakt. Mit Schwung warf er den Helm in die Luft, und die Kopfbedeckung taumelte um zwei Drehachsen.
    York kam sich wie ein Trottel vor. Beim Anblick des Helms

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