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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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würgte sie plötzlich.
    »O Mann«, sagte Stone angeekelt. Er reichte ihr eine
    Plastiktüte. York riß sie auf und steckte den Kopf hinein.
    Während sie sich erbrach, driftete eine grünliche Kugel von der Größe eines Tennisballs aus dem Beutel. Die Kugel schimmerte, und die Oberfläche pulsierte.
    York schaute ehrfürchtig zu. Vielleicht sollte ich das filmen.
    Es war eine Demonstration der Strömungslehre in der
    Schwerelosigkeit; sie fragte sich, ob es wohl möglich war, die von der Oberflächenspannung verursachten Wellenmuster vom Computer berechnen zu lassen.
    Nun teilte der Klumpen aus Erbrochenem sich. Eine Hälfte driftete zur Wand, und die andere nahm geradewegs Kurs auf Gershon.
    »Scheiße«, sagte Gershon angewidert und versuchte
    auszuweichen.
    Der Klumpen traf ihn an der Brust; er löste sich sofort auf und verteilte sich wie ein Spiegelei über den ganzen Anzug.
    Wieder Oberflächenspannung,

sagte York sich
    geistesabwesend.
    »Mein Gott«, sagte Gershon. »Scheiße.«
    Stone reichte Gershon ein paar Reinigungstücher. »Komm
    schon, Mann. Das hätte jedem von uns passieren können. Wir müssen hier saubermachen.«
    Also turnten sie in der Kabine umher und versuchten, mit Papiertüchern und Plastikbeuteln Brocken von Erbrochenem einzufangen.
    Wo ihr Magen sich nun beruhigt hatte, sagte York sich, daß es im Grunde gar nicht so unangenehm war. Es war fast so, als ob sie Schmetterlinge jagte.
     
    »Numerische Steuerung Eins – Brennphase«, sagte Stone. Er betätigte den Schalter für die Schubkontrolle und blickte auf die Instrumente.
    York empfand die Brennphase als heftig und unregelmäßig.
    Sie wurde wieder auf die Liege gedrückt; die Beschleunigung war zwar gering, aber nachhaltig.
    Durchs Fenster sah sie, wie die Schubdüsen der Triebwerke für die Lage-und Bahnregelung Wasserdampf ausstießen; sie hatte den Eindruck, sich über einen Boden aus dunklem, mit Frost überzogenem Glas zu erheben. Die Kontinente waren von Ketten aus hellen Lichtpunkten gesäumt, die sich wie Straßenlampen aus der Vogelperspektive ausnahmen. Nur daß es sich bei diesen Punkten nicht um Straßenlampen handelte, sondern um Städte.
    Sie rutschte auf der Liege herum und schaute nach vorn, auf die Masse des Planeten.
    Sie sah die Schicht aus glühender Luft, die helle Schicht aus ionisiertem Gas am Rand der Atmosphäre. Die klar definierte Linie täuschte einen Sonnenaufgang vor. Und dann sah sie, wie erst ein Ausschnitt des Himmels eine blaue Färbung annahm und wie dieses Blau sich dann entlang des Horizonts ausbreitete. Die Farbpalette wurde vielfältiger und verschmolz zu einem hellen Fleck, bei dem es sich um die aufgehende Sonne handelte. Die Krümmung der Erde wurde in alle Farben des Spektrums getaucht. Das Licht der Dämmerung erreichte sie durch die Schicht der Atmosphäre; für einen kurzen Moment sah sie die Schatten der Wolken, die über die orangefarbene Meeresoberfläche zogen.
    Dann stieg die Sonne so hoch, daß sie die Wolken von oben anstrahlte. Das Meer nahm eine rote Färbung an, und der Horizont schickte einen Schwall blauweißen Lichts zu ihr herüber.
    Spontan griff sie in die Tasche des Druckanzugs und holte eine Handvoll von dem Gras heraus, das Wladimir Wiktorenko ihr gegeben hatte. Sie legte es auf den Handteller und zerrieb es vorsichtig; es verströmte ein süßliches Aroma, wie ein Kraut.
    Es war polin, eine Art von Wermut, der in der Steppe von Kasachstan gedeiht.
    Stone beendete die Brennphase. Der Knopf sprang wieder
    heraus. »Zweihundertsieben Fuß pro Sekunde«, sagte er.
    »Alles klar«, murmelte Gershon. »Hundertfünfundneunzig zu zweihunderteins.«
    »Bestätigt die Brennphase, Ares«, rief Young. »Ihr seid
    vierhundert Kilometer vom Landeplatz entfernt, Distanz
    abnehmend.«
    »Bestätigt, John. Vorbereitung auf Numerische Steuerung
    Zwei…«
    Die Besatzung hatte mit der Hälfte der Ares den Orbit
    erreicht: die Apollo-Kommandokapsel, die Betriebsund
    Versorgungseinheiten, das Mars-Exkursions-Modul – das
    MEM – sowie das Missionsmodul, das ihnen während der
    Reise als Unterkunft dienen würde. Der Rest – das
    Raketentriebwerk mit den Brennstofftanks – war bereits im Orbit stationiert und montiert worden. Nach ihrer Rückkehr würden sie dort andocken.
    Das Missionsmodul war ein kompakter Zylinder, an dessen
    Vorderseite die Apollo wie ein filigraner silberner Kegel angeflanscht war. Das MEM – ein gedrungener Kegelstumpf –befand sich an der Rückseite. An der

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