Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
gibt Zeiten wie diese, da wünschte ich mir, ich würde rauchen.«
    »Denk nicht mal dran«, grunzte er.
    Sie fragte sich, ob sie ihm vom Bewerbungsformular in der Schublade erzählen sollte.
    Doch er schaute auf die Uhr. »Ich wäre eh aufgewacht. Sie müßten nun wieder einen Probelauf machen. Ich scheine eine Art inneren Wecker zu haben, der mich in solchen Momenten weckt, selbst wenn ich dreißig Kilometer vom Testgelände entfernt bin.«
    »Die Zündungen. Die Probeläufe. Immer diese abgefuckten
    Tests. Mike, wenn du dich nicht irgendwie entspannst, wirst du noch verrückt.«
    Er stieß den Rauch aus. »Ich glaube, wir sind jetzt schon ein bißchen verrückt.«
    Das Problem war, daß es Teil der ›Unternehmenskultur‹ der NASA geworden war, die Leute so anzutreiben. Wir alle haben acht Jahre lang achtzehn Stunden pro Tag gearbeitet, um einen Menschen mit Apollo zum Mond zu schicken, und wenn wir das wieder tun müssen, um zum Mars zu kommen, dann werden wir es, verdammt noch mal, eben wieder tun … Doch es waren Fehler bei Apollo gemacht worden, und diese Fehler hatten Menschenleben gekostet.
    Sie legte die Hand auf seine. Sie war verkrampft, fast zur Faust geballt. Sie streichelte seine Knöchel.
    »Hör mal. Ich habe nachgedacht. Wir sollten uns öfter
    sehen.«
    »Teufel, das weiß ich auch. Aber was sollen wir dagegen tun?
    Wir haben von Anfang an gewußt, was auf uns zukommt.«
    Sie suchte nach Worten. »Aber ich glaube, daß unser Leben irgendwie leer ist, Mike; wir vernachlässigen uns zu sehr. Es gibt zu viele Dinge, die uns ablenken.« Sie deutete ins Hotelzimmer. »Wir brauchen mehr als neutrales Territorium wie das hier. Wir brauchen etwas Dauerhaftes. Ich glaube, wir sollten uns einen Ort suchen, an dem wir leben…«
    Er stieß eine Rauchwolke aus. »Wo denn? Wir können doch
    schon froh sein, wenn wir für mehr als vierundzwanzig
    Stunden im selben Staat sind.«
    Es ärgerte sie, wie er ihre Initiative abwürgte. »Ich weiß. Auf das ›wo‹ kommt es nicht an. Überall. Hier oder vielleicht in Berkeley. Und es käme nicht einmal darauf an, ob das verdammte Haus für Dreiviertel des Jahrs leersteht. Es wäre unser Haus, Mike; darum geht es. Es wäre eine Art Basis für uns. Im Moment haben wir nur das Holiday Inn. Ich glaube nicht, daß das genug ist.« Ich bin achtundzwanzig Jahre alt, um Gottes willen.
    Er drückte die Zigarette aus und beobachtete sie; derweil wurde Captain Kirk, von beiden unbemerkt, mit einer neuen Krise konfrontiert. »Du bist eine verrückte Frau, Natalie York.«
    »Vielleicht. Was willst du damit sagen?«
    »Wieso jetzt? Ich meine, es kommt überhaupt nicht darauf an, wie wir unser Leben leben und wie oft wir uns sehen. Du wirst deine Karriere doch sowieso nicht aufgeben.«
    »Natürlich nicht, und du doch auch nicht.« Sie zupfte an seinen Fingern. »Aber darum geht es gar nicht.«
    Worum geht es dann, Natalie? Welcher Urinstinkt hat das an die Oberfläche gebracht, nach dieser langen Zeit?
    Und ausgerechnet in dem Moment, wo du einen Weg
    einschlagen willst, der dich vielleicht für immer von der Erde wegführt…
    Sie hatte gewiß noch nicht verarbeitet, was vergangene Nacht geschehen war.
    Vielleicht war das – die Nacht mit Mike – nur eine Art, Ben zu bewältigen, sagte sie sich düster.
    Und wenn das stimmte, was bedeutete das dann für sie und Mike?…
    Mein Gott. Was für ein Chaos.
    Das Telefon klingelte. Bei dem schrillen Geräusch zuckte sie zusammen.
    »Meine Güte.« Er streckte den Arm aus und nahm den Hörer ab. »Hallo?… In Ordnung, ich komme.« Er legte auf.
    »Mike…«
    Er war schon halb aus dem Bett und suchte die Unterhose.
    »Der Probelauf hat schon wieder nicht geklappt. Die
    Brenndauer hat nicht einmal eine halbe Sekunde betragen, verdammt.« Er strich ihr übers Haar. »Ich muß hin, Natalie.
    Schlaf du nur weiter.«
    »Ich habe überhaupt nicht geschlafen.« Sie strampelte sich frei und stand auf. Es war kalt im Zimmer. »Ich komme mit.«
    »Das mußt du nicht.«
    »Ich möchte aber. Zumal wir noch eine Unterhaltung beenden müssen.« Mike hatte sich schon das Hemd angezogen und murmelte etwas vor sich hin, während seine Gedanken längst um die Triebwerksprobleme kreisten.
    Er hat wahrscheinlich schon vergessen, worüber wir uns unterhalten haben.
     
    Sie brachen kurz nach drei Uhr morgens zum Testgelände auf.
    Die Fahrt von der Innenstadt von LA nach Santa Susana würde eine halbe Stunde dauern.
    Mike verließ das San Fernando-Tal, und

Weitere Kostenlose Bücher